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GONE Verloren

GONE Verloren

Titel: GONE Verloren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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Pete in den Sitzstreik getreten und kurz davor war, ein Kreischkonzert zu veranstalten. Sam entfernte sich von seinen Freunden. Er musste allein sein, nachdenken. Er spürte, dass sie einen Plan von ihm erwarteten.
    Sie befanden sich immer noch oberhalb der Talsohle, inzwischen jedoch auf freiem felsigem Gelände, das weiter unten in die Wüste überging. Die Sonne brannte gnadenlos auf sie herab und es war nichts zu sehen, was ihnen Schutz oder wenigstens Schatten geboten hätte – nur die Barriere, die sich endlos weit erstreckte. Auf dieser Höhe hätte es eigentlich möglich sein müssen, über sie drüberschauen zu können, aber Astrid hatte Recht: Egal wo man sich befand, die Wand wirkte überall gleich hoch, gleich undurchdringlich.
    Die Wand schimmerte grau, bei Tag und bei Nacht. Sie reflektierte leicht, daher meinten sie manchmal, eine Öffnung zu erkennen oder Bäume, die über die Barriere hinausragten, oder ein Stück Landschaft, das durch ein größeres Loch zu erspähen war. Doch das alles stellte sich unweigerlich als optische Täuschung heraus.
    Als Astrid zu ihm kam, spürte er es, bevor er sie hörte.
    »Es ist eine Kugel, nicht wahr?«, fragte er leise. »Sie läuft um uns herum, unter uns durch und über uns drüber.«
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Warum sehen wir in der Nacht die Sterne? Und tagsüber die Sonne?«
    »Ich bin mir nicht sicher, dass wir tatsächlich die Sonne sehen. Das könnte eine Art Rückspiegelung sein.« Sie trat absichtlich auf einen Zweig und brach ihn entzwei. »Ich weiß es nicht.«
    »Du hasst es, ›ich weiß es nicht‹ zu sagen, stimmt’s?«
    Astrid lachte. »Gut beobachtet.«
    Sam seufzte und ließ den Kopf hängen. »Wir vergeuden unsere Zeit. Ich meine, mit der Suche nach einer Pforte. Nach einem Ausgang.«
    »Ja, es gibt wahrscheinlich keinen.«
    »Gibt es die Welt überhaupt noch? Die auf der anderen Seite?«
    Sie setzte sich neben ihn, ohne ihn jedoch zu berühren. »Ich habe viel darüber nachgedacht. Deine Idee mit dem Ei fand ich gut, aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass die Barriere nur eine Wand ist. Eine Wand erklärt nicht, was mit uns geschieht. Mit dir und Pete, den Vögeln und den Schlangen. Und sie erklärt auch nicht, warum alle über fünfzehn verschwunden sind. Und weiterhin verschwinden.«
    »Wie lässt es sich dann erklären?« Er hob eine Hand. »Warte, ich will nicht, dass du wieder sagen musst, du weißt es nicht.«
    »Erinnerst du dich an Quinns Vergleich? Als er meinte, jemand hätte sich ins Universum gehackt.«
    »Ich dachte, du bist das Genie.«
    Sie ignorierte seine Stichelei. »Das Universum funktioniert nach bestimmten Regeln. Wie das Betriebssystem eines Computers. Nichts von dem, was wir momentan sehen und erleben, ist mit dem Betriebssystem unseres Universums möglich. Die Art und Weise, wie Caine Dinge bewegt. Wie du Licht aus deinen Händen abfeuerst. Das sind nicht bloß Mutationen. Das verstößt gegen die Naturgesetze.«
    »Und weiter?«
    Sie schüttelte verzagt den Kopf, als würde sie selbst an dem zweifeln, was sie ihm sagen wollte. »Deshalb nehme ich an, dass es … dass wir uns nicht mehr in dem alten Universum befinden.«
    Sam starrte sie entgeistert an. »Es gibt doch nur ein Universum.«
    »Die Theorie von mehr als einem Universum oder von Parallelwelten existiert schon lange. Aber vielleicht ist etwas passiert, was dazu geführt hat, dass die Regeln des alten Universums allmählich verändert wurden. Erst nur ein wenig, bloß in einem kleinen Bereich. Aber dies löste weitere Reaktionen aus und irgendwann war es dem alten Universum nicht mehr möglich, diesen Neuerungen Herr zu werden. Es entstand ein zweites Universum. Ein sehr kleines.« Als sie jetzt tief einatmete, klang es, als wäre sie gerade eine schwere Last losgeworden. »Nur damit du es weißt, Sam. Ich mag gescheit sein, ich bin aber sicher kein Stephen Hawking.«
    »Als hätte jemand ein Virus in die Software des alten Universums installiert.«
    »Genau. Es fing klein an. Einige veränderten sich. Pete. Du. Caine. Vor allem Kinder, weil sie noch nicht vollständig entwickelt sind. Sie sind noch wandelbar. Und dann, an jenem Morgen, muss etwas passiert sein, was alles aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Vielleicht waren es sogar mehrere Dinge gleichzeitig.«
    »Wie kommen wir durch diese Barriere, Astrid?«
    Sie legte ihre Hand auf seine. »Sam, ich glaube nicht, dass es ein ›durch‹ gibt. Wenn wir wirklich in einem anderen Universum sind,

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