GONE Verloren
brummte. Sie wusste nicht, in welche Richtung sie das Gespräch lenken sollte, wo ihr Vorteil lag. »Dann besorge mir was zu essen. Futter für Menschen, keine dreckigen, halb gefressenen Hasen. Danach bringe ich dir alles bei.«
»Kein Menschenfutter hier.«
Genau, du stinkendes, räudiges Tier, dachte Lana. Sie war erleichtert, dass auch ihr zweiter Schachzug aufgegangen war.
»Das habe ich schon bemerkt«, sagte sie in einem nüchternen Tonfall, um ihr Triumphgefühl nicht zu verraten. »Bring mich zu dem Ort, wo das Gras wächst. Du weißt, welchen ich meine. Der Ort mit dem Grasstreifen in der Wüste. Bring mich dorthin oder zurück zur Dunkelheit und sag ihr, dass du mit mir nicht fertig wirst.«
Pack Leader wandte sich abrupt und missmutig von ihr ab. Er war außerstande, seine primitiven Gefühle zu kontrollieren, geschweige denn zu verbergen. Schließlich trabte er, ohne ein weiteres Wort zu sagen, in nordöstlicher Richtung davon. Das Rudel folgte ihm, doch diesmal in einem Tempo, bei dem Lana mithalten konnte.
Patrick lief neben ihr her.
»Sie sind klüger als du, Kleiner«, flüsterte Lana ihrem Hund zu. »Aber nicht so clever wie ich.«
»Wach auf, Computer-Jack!«
Jack war am Schreibtisch eingeschlafen, sein Kopf lag neben der Tastatur. Er verbrachte die Nächte im Rathaus, wo er an einem primitiven Handysystem bastelte. Einfach war es nicht. Aber die Arbeit machte Spaß.
Und sie brachte ihn auf andere Gedanken.
Diana hatte ihn aufgeweckt, ihre Hand lag auf seiner Schulter und schüttelte ihn.
»Oh, hi!«, murmelte Jack.
»Großer Tag heute«, sagte sie und ging quer durch den Raum zu dem kleinen Kühlschrank. Sie nahm sich eine Limonade heraus, machte den Verschluss auf, zog die Jalousien hoch und trank ein paar Schlucke, während sie auf die Plaza schaute.
Computer-Jack schob seine Brille gerade. »Großer Tag? Warum?«
Diana lachte überheblich. »Wir gehen nach Hause. Auf Besuch.«
»Nach Hause?« Er benötigte ein paar Sekunden, um ihre Worte zu begreifen. »Meinst du Coates? Wozu?«
Diana kehrte zu ihm zurück und legte ihm die Hand auf die Wange. »So gescheit. Und manchmal so begriffsstutzig. Liest du denn nie die Liste, die du für Caine führst? Erinnerst du dich an Andrew? Der Glückliche feiert heute seinen Fünfzehnten.«
»Muss ich mitkommen? Ich hab hier viel zu tu n …«
»Der Furchtlose hat einen Plan und dafür braucht er dich. Wir wollen den großen Augenblick filmen.«
Computer-Jack fand die Idee beängstigend und aufregend zugleich. Er war verrückt nach allem, was mit Technik zu tun hatte, außerdem könnte er bei dieser Gelegenheit seine Fähigkeiten einmal mehr unter Beweis stellen. Ihm war aber auch zu Ohren gekommen, was mit den Zwillingen Anna und Emma geschehen war. Er wollte niemandem dabei zusehen, wie er starb oder verschwand.
Andererseit s … faszinierend wäre es schon.
»Je mehr Kameras, desto besser«, dachte Jack laut nach, bereits damit beschäftigt, welche Ausrüstung er benötigte und wie es funktionieren könnte. »Wenn es blitzartig passiert, gelingt uns nur mit viel Glück eine Aufnahme. Digitalvideo, Hochgeschwindigkeit, keine Standfotos. Das Teuerste und Beste, was Drake auftreiben kann. Jede Kamera braucht ein Stativ. Außerde m …« Er sprach nicht weiter. Es war ihm unangenehm, dass er sich hatte hinreißen lassen, und noch weniger mochte er, was er beinahe gesagt hätte.
»Außerdem was ?«
»Ich will nicht, dass Andrew wehgetan wird.«
»Jack, außerdem was ?«
»Was, wenn Andrew sich weigert stillzustehen. Wenn er sich bewegt? Oder versucht wegzulaufen?«
Dianas Gesichtsausdruck blieb ungerührt. »Willst du, dass er festgebunden wird?«
Jack wandte den Blick ab. So hatte er es nicht gemeint. Oder etwa doch? Eigentlich war Andrew ziemlich in Ordnung.
»Ich habe nicht gesagt, dass ich ihn gefesselt haben will .« Das Wort »will« betonte er ganz besonders. »Aber wenn er sich aus dem Bild bewegt, du weißt schon, aus dem Rahmen, auf den die Kameras gerichtet sin d …«
»Jack, manchmal machst du mir echt Sorgen.«
Jack spürte, dass er rote Flecken am Hals bekam. »Was kann ich dafür?«, erwiderte er heftig. »Was soll ich denn machen? Und außerdem: Du bist auch nicht besser. Du tust, was Caine sagt – genauso wie ich.«
Jack hatte sich Diana gegenüber noch nie so einen scharfen Ton erlaubt und zog in Erwartung ihrer bissigen Antwort bereits den Kopf ein.
Doch ihre Antwort fiel sanft aus. »Weißt du, warum mich
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