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Good Girls

Titel: Good Girls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Ruby
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Fotovon einem gemacht hat. Und wo die Menschen für das, was sie tun, bezahlen müssen. Wer weiß, vielleicht tue ich das ja jetzt auch schon.
    Sie nimmt die Limoflasche mit zum Küchentisch, auf dem Blätter, Bücher und Cat Stevens liegen. »War heute irgendetwas Besonderes in der Schule?«
    Ich denke an Moms Bücher. Dass darin noch nie mehr als ein harmloser Kuss vorgekommen ist, und selbst das nur einmal. »Eigentlich nicht«, sage ich. »In Geschichte haben wir einen Test geschrieben. Über die Verfassung und so. Ist ganz gut gelaufen. Und Mr Lambright hat die Hausarbeiten zurückgegeben.«
    »Lass mich raten. Die Übergänge?«, fragt Mom.
    »Natürlich, was sonst.«
    »Du hast Übergänge noch nie gemocht, nicht mal als Baby. Nach dem Krabbeln wolltest du sofort losrennen.«
    »Gehen war mir zu langsam«, sage ich. »Es gab so viel zu entdecken.« Das haben wir schon x-mal erzählt. Aber wir erzählen es immer wieder, also spiele ich mit. Immer wenn Mom eine E-Mail bekommt, schnurrt ihr Laptop leise. Es schnurrt. Sie hat eine eigene Homepage: Elainepenceporter.com. Jeder kann ihre E-Mail-Adresse herausfinden. Jeder kann ihr schreiben. Oder ihr etwas per Mail schicken. Ich weiß, dass irgendjemand es tun wird. Warum auch nicht?
    Ich setze mich an den Tisch. Cat Stevens knabbert an meinen Fingern. Er liebt Finger. Vielleicht glaubter, man könnte sie essen, vielleicht auch nicht. Meine Mutter drückt ein paar Tasten, scrollt nach unten, tippt wieder.
    Ich warte, bis das Damoklesschwert fällt. Oder ist es die Axt? Die Stricknadeln? Die Muffins? »Irgendwas Interessantes?«
    »Nö.« Sie schüttelt den Kopf. »Es sei denn, wir brauchen eine neue Hypothek oder Viagra.«
    Ich versuche zu lachen, bekomme aber nur ein heiseres Krächzen heraus. »Ist Dad immer noch im Laden?« Mein Vater hat ein Geschäft für Festkleidung: Brautkleider, Ballkleider und dergleichen.
    »Ja, wo sonst?«, sagt Mom. »Er kommt gegen sieben oder halb acht nach Hause.« Der Engel ist auch ihr Laden. Sie haben ihn vor fünfzehn Jahren gemeinsam aufgemacht. Samstags arbeitet sie noch immer dort und ich auch, wenn ich nicht zu sehr mit Lernen beschäftigt bin. Dad ist fast immer im Laden. Und wenn er nicht dort ist, ist er zumindest in Gedanken dort.
    Moms Computer schnurrt wieder. Noch eine Mail. Klick, klick, klick. Stirnrunzeln. »Was?«, sagt sie mehr zu sich selbst als zu mir. Ich weiß sofort, was es ist.
    »Es ist ein Foto, nicht wahr?«
    Sie blickt auf und sieht mich forschend an. Sie dreht den Bildschirm so, dass ich das Bild sehen kann. Es sind zwei getigerte Kätzchen. Darunter steht: »Meine neuen Babys Bastet und Vladimir!«
    »Oh«, sage ich. »Wie süß.«
    »Du hast wohl etwas anderes erwartet?«
    Ich sollte es ihr erzählen. Ich will es ihr erzählen. Aber ich weiß nicht wie. Mit welchen Worten? Mund? Kopf? Ich? »Nein, wieso?«
    Dabei zucke ich die Achseln, als wüsste ich nicht, was sie meint. Immer diese Mütter!
    » Aha. Na schön. Ich nehme an, du hast bergeweise Schularbeiten, hab ich recht?«
    »Mhm. Ich muss die Übergänge für Mr Lambright machen. Sonst bekomme ich keine Eins.«
    »Wie schrecklich!«, sagt sie mit gespieltem Entsetzen. Ich seufze und sie sieht mich zärtlich an. »Audrey, das ist dein letztes Schuljahr. Ich glaube, du kannst dich ruhig ein bisschen entspannen.«
    »So wie du?«, frage ich und deute auf ihren Computer.
    »Mach dir um mich mal keine Sorgen. Ich habe genug Zeit zum Entspannen«, entgegnet sie. »Aber um dich mache ich mir Sorgen.«
    »Mach dir lieber Sorgen um Dad«, sage ich. »Er hat zu hohen Blutdruck, nicht ich.«
    »Wenn du so weitermachst, ist deiner auch bald zu hoch. Und zwar noch bevor du achtzehn bist. Du bist genau wie er.« Sie lächelt mich an. »Ich finde, du könntest dich ruhig mal ein bisschen amüsieren. Dann bekommst du dieses Mal eben keine Eins, sondern nur eine Eins minus. Ist das wirklich das Schlimmste, das du dir vorstellen kannst?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht«, sage ich, ohne sie anzusehen.
    Ich gehe nach oben in mein Zimmer und werfe meinen Rucksack aufs Bett. Mein ganzer Körper juckt, und ich weiß nicht, was ich mit mir anfangen soll. Ich gehe zu meinem Zahnstocher-Dorf. Ja, genau, Zahnstocher-Dorf. Ein Dorf, das nur aus Zahnstochern und Eisstielen besteht. Es gibt Häuser, ein paar Kirchen, Geschäfte, Straßen, eine Windmühle und vieles mehr. Ich habe alles bemalt und auf einem großen Holzbrett befestigt. Als ich damit angefangen habe, war ich

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