Good Girls
in Verlegenheit bringen. Aber ich habe Ihrem Vater versprochen, die Augen offen zu halten, falls es irgendwelche Schwierigkeiten gibt. Wenn Sie von jemandem aus der Schule gezwungen wurden –«
Ein Blitzschlag wäre jetzt genau das Richtige. Oder ein Erdrutsch. Eine Zebraherde, die mich zu Tode trampelt. »Niemand hat mich zu irgendetwas gezwungen, Mr Zwieback.«
Mr Zwieback runzelt die Stirn, als wüsste er nicht, was er davon halten sollte. Natürlich war ich nur ein Opfer. Natürlich wurde ich gezwungen. Nette Mädchen werden gezwungen. Einserschülerinnen werden gezwungen. Wenn ich nicht gezwungen wurde …
Er tippt mit seinem Füller auf den Schreibtisch. Tack, tack, tack . »Einige Lehrer haben sich dafür ausgesprochen, Sie mit einer Strafe zu belegen.«
Mir fallen vor Überraschung fast die Augen aus. »Was? Wie meinen Sie das?«
»Ich sage nicht, dass ich diese Meinung teile. Aber einige Lehrer sind der Ansicht, dass unsere besten Schüler ein besseres Vorbild abgeben sollten.«
Ich bin sprachlos. Ich sollte ein besseres Vorbild sein.
Ich sehe, wie Mr Zwieback mein Haar mustert und frage mich, was er von meiner neuen Haarfarbe hält. Vielleicht glaubt er, ich hätte versucht, mein Inneres zu ändern, indem ich mein Äußeres verändert habe, so wie das Jugendliche oft tun. Aber mein Inneres hat sich bereits verändert. Es ist irgendwie sonderbar und düster geworden. Ich habe nur mein Äußeres angepasst. Ich starre Mr Zwieback an, bis er den Blick senkt.
»Nun ja«, sagt er. »Da wir nicht hundertprozentig sicher sein konnten, wer die Personen auf dem Foto sind, konnten wir schlecht jemanden bestrafen. Das wäre nicht fair.« Mr Zwieback räuspert sich. »Aber Sie werden bestimmt verstehen, dass Sie nicht einfach Ihre Klassenkameraden ohrfeigen können.«
»Ja«, sage ich. Meine Stimme ist so leise, dass ich sie selbst kaum hören kann.
»Normalerweise gibt es bei einem solchen Verhalten automatisch einen Schulverweis. Angesichts der Umstände und der Tatsache, dass Sie sich bisher immer tadellos verhalten haben, werde ich es dabei belassen, dass Sie nachsitzen müssen.«
Ich kann nicht Danke sagen, also sage ich: »Gut.«
»Ich werde Mr Chillman sagen, dass er sich in Zukunft von Ihnen fernhalten soll. Und ich möchte, dass Sie sich ebenfalls von ihm fernhalten, verstanden? Kein Gespräch, kein Streit und vor allem keine Schläge.«
»Es wird schwer sein, ihm aus dem Weg zu gehen. In Geschichte und in der Lernstunde sitzt er neben mir.«
»Das wird er heute nicht. Ich werde Ihre Lehrer informieren.« Er sieht mir in die Augen. »Ich sehe keine Veranlassung, Ihre Eltern anzurufen. Also werde ich es auch nicht tun.«
Jetzt sage ich doch: »Danke.«
»Audrey«, sagt Mr Zwieback und legt seinen Füller behutsam auf den Schreibtisch, als wäre der Stift aus hochexplosivem Sprengstoff. »Ich verstehe, dass junge Leute manchmal ein bisschen überwältigt werden und Dinge tun, die sie später bereuen.«
»Mhm«, sage ich.
»Ist das vielleicht so? Möchten Sie mit der Schulpsychologin reden?«
Die Schulpsychologin Ms Jones hat eine nicht allzu heimliche Affäre mit unserem Physiklehrer Mr Kinsey. Jemand hat die beiden gesehen, wie sie etwas benommen und derangiert aus dem Labor gekommen waren, als hätten sie gerade ein kompliziertes Experiment mit brennbaren Stoffen durchgeführt.
»Nein, ich möchte nicht mit der Schulpsychologin sprechen.«
»Vielleicht könnte Sie Ihnen helfen«, sagt er. »Vielleicht können wir etwas für Sie tun.«
»Es geht mir gut«, sage ich.
Er seufzt und sieht ein, dass es zwecklos ist. »Keine Ohrfeigen mehr?«
Meine neuen Haare und diese ganze Geschichte gibt mir das Gefühl, als wäre meine Welt aus den Angeln gekippt. Nichts ist mehr, wie es war. Ich weiß nicht, wie Joelle dieses Leben aushält. »Keine Ohrfeigen mehr«, sage ich.
»Gut«, sagt er. »Sie sind eine sehr gute Schülerin, Audrey. Ich möchte wirklich nicht, dass Sie auf die schiefe Bahn geraten.«
Ich stehe auf. »Ich auch nicht.«
Bezahlen, bitte!
»So viel zum Thema Tarnung«, sagt Ash. »Jetzt reden wieder alle über dich.«
Wir sitzen in der Cafeteria und warten auf Joelle. »Tja …«, sage ich. Ich ignoriere die Blicke und Finger. Sollen sie doch auf mich zeigen. Sollen sie mich doch anstarren. Cindy Terlizzi und Pam Markovitz sitzen an einem Ecktisch und stecken die Köpfe zusammen. Ich winke ihnen fröhlich zu.
»Ab jetzt werde ich dich ›Schlägerlady‹ nennen. Oder
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