Good Girls
verletzt wirst wie ich. Und ich war wütend, dass du mir nicht alles erzählt hast. Aber ich hätte dich nicht anschreien dürfen. Es tut mir leid.«
Pam und Cindy sehen mich an. Ich weiß, dass sie mir noch immer etwas schuldig ist, aber ich kann ihr einfach nicht länger böse sein. Ich vermisse sie. »Ist schon gut«, sage ich.
Pam seufzt, und Cindy zuckt die Schultern, als dächte sie: Tja, das war’s dann wohl mit unserer neuen Freundschaft. Tschüss dann. Doch Joelle klatscht erleichtert in die Hände. »Gott sei Dank ist das endlich vorbei. Ich war so gestresst, dass ich dachte, ich muss mir was vom Arzt verschreiben lassen.« Sie klettert auf den Platz neben Cindy. »Kann ich eine Fritte haben?«
So kommt es, dass wir plötzlich zu fünft sind. Ich muss Dad nicht fragen, ob er mir helfen kann, das Material für das Bühnenbild zu besorgen. Cindys Vater hat einen riesigen Kombi. Sie fährt mich zum Baumarkt, damit ich Holz, Farbe und andere Sachen besorgen kann. Ash, Pam und Joelle bestehen darauf, uns zu begleiten. Pam hat einen schlechten Einfluss auf Ash. Die beiden rauchen so viel, dass der Wagen zur gigantischen Rauchwolke auf Rädern wird. Ich kurbele die Fenster herunter und lasse frische Luft herein. Wenn die beiden so weiterqualmen, verfolgt uns bald die Feuerwehr.
»Müsst ihr beiden eigentlich gleichzeitig rauchen?«, fragt Joelle.
»Ja«, lautet Ashs und Pams Antwort.
»Mir ist kalt und meine Kleider stinken nach Rauch«, klagt Cindy. »Rauchen ist so eklig. Ich verstehe nicht, wie ihr das tun könnt.«
»Warum sind du und Joelle eigentlich nicht zuhause geblieben?«, will Pam wissen.
»Ich weiß gar nicht, ob wir überhaupt noch genug Platz für das Material haben, wenn wir alle fünf mitfahren«, sage ich und reibe mir die brennenden Augen.
»Aber ihr hättet mich schrecklich vermisst, wenn ich nicht mitgekommen wäre«, sagt Joelle.
»Hattest du nicht eine Probe oder so was?«, fragt Pam.
»Schon«, antwortet Joelle missmutig. »Aber das war nur mit Polonius. Ich kann Polonius nicht ausstehen.«
»Joelle steht eher auf Ophelia«, erkläre ich.
»Du stehst auf ein Mädchen?«, fragt Pam. »Das ist irgendwie cool.«
»Auf O und nicht auf Ophelia«, sagt Joelle. »Das ist kein Mädchen, sondern ein Junge.«
»Jungs? Nein danke!«, ruft Pam.
Diesmal ist Cindy dran mit Erklären. »Pam hat der männlichen Spezies abgeschworen.«
»Wirklich?«, sagt Ash. Dabei bläst sie Rauch aus ihrer Nase wie ein Bulle in einem Comic.
Wir stellen den Kombi auf dem Parkplatz ab und spazieren in den Laden. »Passt mal auf«, sagt Pam. Sie nimmt mir meine Einkaufsliste aus der Hand, sucht sich den niedlichsten Typen in der Holzabteilung aus und legt los. »Hi«, sagt sie mit honigsüßer Stimme. »Ich wollte Sie fragen, ob – uups!« Die Liste fällt auf den Boden. Sie dreht sich um und bückt sich mit gestreckten Beinen nach der Liste. Mit dem kurzen Rock, den sie trägt, ist der Anblick alles andere als jugendfrei. »Tschuldigung«, sagt sie mit einem zuckersüßen Lächeln, nachdem sie sich wieder aufgerichtet hat.
»Kein Problem«, sagt der Verkäufer. Sein Adamsapfel bewegt sich mehrmals auf und ab, als er mühsam schluckt.
»Wir brauchen nur ein paar Sachen und wissen nicht genau, wo sie sind«, sagt sie. »Können Sie uns vielleicht helfen?« Sie reicht ihm die Liste und beugt sich so weit zu ihm vor, dass ihre Brust seinen Arm streift. Während sie ihn mit großen Augen ansieht,stammelt er: »Ähm, klar. Kommt mit.« Der Verkäufer geht mit uns mehrere Gänge rauf und runter, zeigt auf dieses und jenes Holz und grinst jedes Mal wie ein Schaf, wenn Pam lächelt. Er besorgt uns alles, was wir brauchen. Schließlich laden noch drei weitere grinsende Mitarbeiter in orangefarbenen Kitteln alles auf einen Wagen. Sie beeilen sich so sehr, dass sie beinahe übereinanderstolpern. Pam bedankt sich bei dem niedlichen Verkäufer für seine Hilfe und gibt ihm einen Klaps auf den Hintern. Dann macht sie auf dem Absatz kehrt und lässt ihn einfach stehen. Als wir weggehen, ruft er uns hinterher: »Halt, warte doch mal. Kann ich deine Telefonnummer haben?«
»Nett«, sagt Ash, als wir in der Farbabteilung angelangt sind.
» Das kann ich auch«, sagt Joelle.
»Das kann jedes Mädchen«, sagt Pam. »Das ist es ja.«
»Und wir sind die größten Schlampen von allen«, sagt Pam. »Ausgenommen von Cindy, natürlich.«
»Was meinst du damit?«, sagt Ash und sieht Cindy mit großen Augen an. »Bist du
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