Good Girls
machst das prima, Audrey.« Er sieht sich eine Weile in mir um. »Ich werde jetzt einen Abstrich von deinem Vaginalsekret entnehmen.
Ääh . »Wozu?«, sage ich.
»Um sicherzugehen, dass keine Infektion vorliegt. Reine Routine.«
Infektion. Aha. Wie schön.
Er späht noch einmal in mich hinein. »Es sieht alles völlig gesund und normal aus, Audrey. Ich werde das Spekulum nun wieder herausziehen. Dann werde ich mit zwei Fingern deine Eierstöcke und Eileiter untersuchen.«
NEIN! NEIN! NEIN! »In Ordnung.«
Er steht auf und steckt seine Finger in mich, während er mit der anderen Hand von außen auf meinen Bauch drückt. Er sieht gedankenverloren in die Luft, als würde er sich ein Gedicht oder einen Liedtext ausdenken. Ich finde ihn schrecklich. Nur kranke und gestörte Leute wollen mit so etwas ihren Lebensunterhalt verdienen.
»Gut«, sagt er. Er zieht seine Finger heraus und streift die Handschuhe ab, während Schwester Kartoffel die Halterungen wegdreht und mir hilft, mich aufzusetzen. »Wir werden die Proben im Labor untersuchen. Aber so wie es aussieht, ist alles in bester Ordnung.«
Aufatmen. »Da bin ich aber froh«, sage ich.
Er lässt sich wieder auf seinen schönen schwarzen Hocker fallen. »Da du sexuell aktiv bist, möchte ich mit dir gerne über ein paar Dinge sprechen. Du hast mir gesagt, dass ihr ein Kondom benutzt habt, und das ist gut so. Kondome schützen vor vielen Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien, Gonorrhö, HIV und Genitalwarzen.«
»Warzen?«, sage ich. »Das hört sich aber eklig an.« Meine Hände verkrampfen sich in meinem Schoß und zerknittern die Papierschürze. Ich weiß über Warzen und viele andere Dinge Bescheid. Aus Büchern, aus dem Internet und von Mrs Hurtado, unserer Sexualkundelehrerin. Mrs Hurtado war völlig angstfrei. Sie hat uns einen Film über eine echte Geburt gezeigt, die so blutig und schmerzhaft war, dass sich im Anschluss sämtliche Mädchen um ihr Pult drängten und alles über jede erdenkliche Verhütungsmethode wissen wollten, die es gab. Sie beantwortete jede Frage mit großer Ernsthaftigkeit, ganz egal, wie dämlich sie war. Wie zum Beispiel: »Ist Verhütung nicht die Aufgabe der Mädchen?« Oder: »Beim ersten Mal kann man doch noch nicht schwanger werden, oder?«
»Warzen sind das eine«, sagte Dr. Warren. »Aber es gibt auch Hinweise, dass Kondome vor dem HP-Virus schützen. Dieses Virus kann zu Gebärmutterhalskrebs führen, wenn es nicht rechtzeitig behandelt wird. Deshalb ist es ratsam, immer Kondome zu benutzen, wenn du Sex hast, Audrey. Auch bei Oralsex, am besten Kondome ohne Gleitmittel. Außerdem ist es wichtig, dass du dich regelmäßig untersuchen lässt.«
Das hört sich an, als hätte ich jeden Tag Sex. Dabei bin ich mir nicht einmal sicher, ob ich in meinem Leben jemals wieder Sex haben werde. »Gut«, sage ich.
»Kondome sind eine ziemlich zuverlässige Verhütungsmethode. Die Sicherheit liegt bei siebenundneunzig Prozent. Am besten liest du dir die Packungsbeilage immer selbst durch. Damit du genau Bescheid weißt und nicht nur dein Partner. Außerdem empfehle ich dir eine zusätzliche Verhütungsmethode. Da du eine junge und gesunde Frau bist, könntest du bedenkenlos die Pille nehmen. Wenn du willst, kannst du natürlich auch Hormonspritzen bekommen. Deren Sicherheit liegt bei 99,7 Prozent.«
Spritzen? Ich brauche Spritzen ? »Ich will keine Spritzen«, sage ich.
Er schenkt mir ein Lächeln. Ein sachliches Das-sind-nur-die-Fakten-Lächeln. »Du musst keine Spritzen bekommen, wenn du nicht willst«, sagt er. »Du musst überhaupt nichts nehmen, wenn dunicht willst. Ich wollte dich nur daran erinnern, dass keine Verhütungsmethode hundert Prozent sicher ist. Weder Kondome noch die Pille noch sonst was. Nur Enthaltsamkeit garantiert vollkommene Sicherheit.«
Ach nee. »Ich weiß.«
»Verstehst du nun, warum wir empfehlen, eine Verhütungsmethode zu benutzen, um nicht schwanger zu werden, und diese mit Kondomen zu kombinieren, um die Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten zu verhindern?«
»Ja«, sage ich.
»Mrs Thane wird dir ein paar Broschüren mitgeben. Die kannst du dir zu Hause durchlesen. Und dann kannst du dir in Ruhe überlegen, was du tun willst. Sind deine Eltern mit dir mitgekommen?«
»Meine Mutter ist hier.«
»Vielleicht kannst du dich ja mit ihr beratschlagen und die beste Möglichkeit für dich heraussuchen.«
»Gut«, sage ich. Jetzt finde ich ihn schrecklich und krank.
»Hast du noch irgendwelche
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