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Good Girls

Titel: Good Girls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Ruby
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zottligen Knoten hochgesteckt habe. Plötzlich fällt mir ein, dass in meiner Frisur auch Bleistifte stecken. Ich mustere ihn: die Schmutzflecken auf Stirn und Wangen, dazu die lächerlichen kurzen Hosen, die Baseballspieler tragen müssen. Es ärgert mich, dass Luke sogar in Kniestrümpfen gut aussieht.
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Hallo? Ich liebe dich? Ich hasse dich? Ich bekomme Magenkrämpfe, wenn ich dich sehe? Wo hast du diese coolen Strümpfe her?
    Ich sage: »Schöne Strümpfe.«
    Sein Kopf schnellt nach hinten, als hätte ich ihn geschlagen. Ich kann sehen, wie er mit sich ringt, ob er mit mir reden soll oder nicht. Dann sagt er: »Was ist eigentlich dein Problem?«
    Ich vergrabe meine Hände in meinen Jackentaschen. »Ich habe keine Probleme. Nicht mehr.«
    Er geht auf mich zu. »Was soll das heißen?«
    »Genau das, was ich gesagt habe.«
    Er bleibt einen Meter vor mir stehen. Der merkwürdige Glanz in seinen Augen sagt mir, dass er mich am liebsten schlagen würde. »Stellen wir eines klar: Ich habe dieses Foto nicht gemacht. Du weißt genau, dass ich das gar nicht konnte. Und es war auch keiner meiner Freunde. Ich habe niemanden dafür bezahlt und auch niemanden dazu überredet. Und ich habe es auch niemandem geschickt. Ich weiß, dass du das weißt. Ich habe gehört, was mit Chilly passiert ist. Ich. War. Es. Nicht. Ich kann nichts dafür.«
    »Das habe ich auch nie gesagt.«
    »Und was ist dann mit dir los?«
    »Ich weiß überhaupt nicht, was du meinst«, sage ich. Ich schlage meine Schließfachtür zu und verschließe sie.
    »Du siehst mich an, als hätte ich deine Katze vergiftet. Deine Freundinnen sehen mich an, als hätte ichdeine Katze vergiftet. Ich habe es echt satt. Was habe ich dir bloß getan?«
    Sein Gesicht ist dunkelrot und die Adern an seinem Hals treten hervor. Ich habe ihn noch nie zuvor wütend gesehen. Es tut gut, zu sehen, dass ich ihn wütend machen kann. Aber es fühlt sich auch komisch an. Warum interessiert es mich überhaupt, ob er wütend ist oder nicht? Warum interessiere ich mich überhaupt noch für irgendetwas, das ihn betrifft?
    »Niemand sieht dich an, als hättest du irgendwas getan«, sage ich. »Das bildest du dir nur ein.«
    Er schüttelt den Kopf. »Vergiss es. Du spinnst einfach.« Er dreht sich um und geht dahin zurück, wo er hergekommen ist: in das magische Land der unberührbaren Jungs, die mit ihren goldenen Flügeln schlagen und magische Kniestrümpfe tragen.
    Doch dann überlegt er es sich plötzlich anders und dreht sich noch einmal zu mir um. »Alle wissen, dass ich das auf dem Bild bin. Sie wussten es, sobald sie das Foto gesehen haben.«
    »Na und? Was macht das schon?«, sage ich. »Bist du als Baby vielleicht mal auf den Kopf gefallen? Es interessiert keinen, ob du das bist oder nicht. Keinen interessiert, was du getan hast. Im Gegenteil, es macht dich nur noch interessanter.« Ich ziehe den Reißverschluss meiner Jacke zu. »Aber mich macht es zu einer Schlampe.«
    »Komm schon«, sagt er. »Du bist keine Schlampe.«
    »Ach nein?«, sage ich. »Dann gehe ich jetzt nach Hause und sage das meinem Vater. Der ist nämlichein bisschen durcheinander, seit ihm jemand per Mail ein Pornofoto von seiner einzigen Tochter geschickt hat.«
    Er ist so gnädig und zuckt bei dem Wort »Vater« ein bisschen zusammen, das muss ich zugeben. »Das tut mir leid«, sagt er. »Aber ich habe nichts damit zu tun.«
    Ich war vorher schon müde und jetzt bin ich es noch mehr. »Ist ja auch egal«, sage ich. »Die meisten haben es eh schon wieder vergessen.«
    »Bis auf dich«, sagt er.
    Bis auf mich und Ms Godwin und all die anderen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mich dieses Foto eines Tages nicht mehr verfolgen wird. Ich habe die Schnauze voll von der ganzen Geschichte. Ich will nie wieder darüber reden, schon gar nicht mit ihm. Ich nehme meinen Rucksack und schwinge ihn mir über die Schulter. »Ich muss gehen. Du musst bestimmt auch irgendwohin, Baseball spielen oder dich mit Mädchen treffen.«
    »Verdammt noch mal! Was ist eigentlich mit dir los? Du hast mich doch fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Schon vergessen?«
    Ich sah ihn überrascht an. »Dich fallen lassen? Das hab ich doch gar nicht.«
    Er sieht nicht mehr sauer, sondern zornig aus. »Ach nein? Und was sollte das dann heißen: ›Tschüss dann. Ich wünsche dir noch ein schönes Leben‹?«
    »Aber …«, sage ich. Ich bin völlig perplex. Natürlich hatte ich ihn fallen lassen. Aber mir

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