Good Girls
eines von denen da tragen könnte«, erklärt Pam und deutet auf die Brautkleider. »Das wäre witzig.«
Ich lache. »Das wäre wirklich witzig. Wisst ihr was? Ich habe eine Idee.«
Da Joelle als Einzige von uns eine Verabredung hat, brauchen wir eine Weile, um sie dazu zu überreden, mitzumachen.
»Komm schon, Joelle«, bitte ich. »Das wird bestimmt klasse, wenn wir alle fünf zusammen hingehen. Das ist doch viel besser als mit einem Kerl. Kein Streit, keine miesen Trennungen auf der Tanzfläche, keine Fehler. Nur wir, die wiedergeborenen Jungfrauen, die unsere Vergangenheit auslöschen.«
»Wovon redest du eigentlich? Welche Vergangenheit?«, fragt Joelle.
»Das war doch nur ironisch gemeint«, gebe ich zurück. »Natürlich löschen wir unsere Vergangenheitnicht aus. Das können wir gar nicht. Das kann keiner. Wir wollen den anderen nur was zeigen.«
»Aber ich bin keine wiedergeborene Jungfrau! Ich bin eine echte Jungfrau!«, sagt Joelle. »Was ist denn daran ironisch, bitte schön?«
»Ich bin auch noch Jungfrau«, sagt Cindy. »Aber ich finde, es hört sich trotzdem lustig an.«
Joelle stemmt die Hände in die Hüften. »Auf dich wartet auch kein O/Joe zu Hause!« Sie kramt in ihrer Handtasche und fischt ihr Handy hervor. »Siehst du? Er hat mich schon zweimal angerufen und mir eine SMS geschickt: ›Ich vermisse dich!‹ Siehst du das? Er vermisst mich! Wie kann ich da nicht mit ihm zum Abschlussball gehen? Er hat schon seinen Smoking ausgeliehen! Und außerdem ist der Ball praktisch an meinem Geburtstag. Er sollte mein Geburtstagsgeschenk werden!«
»Du kannst ja mit ihm auf seinen Abschlussball gehen«, sage ich. »Er ist ja noch ein Jahr länger an der Schule als du. Aber dieses Jahr musst du mit uns kommen. Bitte, Joelle! Bitte!«
»Wenn wir das machen, werden wir die Attraktion des Abends sein«, sagt Pam. »Das wird der absolute Hit, verstehst du!«
Joelle wirft einen Blick auf die Brautkleider. »Da hast du vermutlich recht.«
»So was hat noch nie jemand getan«, sage ich. »Wir werden die Ersten sein. Darüber wird man noch jahrelang sprechen.«
»Wenn ich das kann, dann kannst du das auch!«, fügt Ash hinzu.
»Weißt du«, sagt Pam. »Mit diesen Dingern, die wie eine Krone aussehen, würdest du bestimmt umwerfend aussehen. Wie nennt man die noch mal?«
»Diadem«, sage ich.
»Ihr habt auch Diademe?«, fragt Joelle.
»Du musst was mit Spitze anziehen«, sagt Ash. »Vielleicht ein langes, schmales Kleid.«
»Ärmellos, damit deine Arme zur Geltung kommen«, schlage ich vor.
Cindy nickt. »Ja, du hast so schöne Arme.«
Joelle macht ein nachdenkliches Gesicht. »Meint ihr, ich sollte einen Schleier anziehen? Und dazu diese langen, eleganten Handschuhe, die bis über die Ellbogen gehen?«
Ich lächle. »Was auch immer du willst.«
Meine Freundinnen habe ich überzeugt, fehlt nur noch mein Vater.
Er blickt von seinen Papieren auf. »Du willst was?«
»Ein Brautkleid auszuleihen, kostet weniger als ein Ballkleid zu kaufen. Man trägt es sowieso nur einmal, oder nicht? Deshalb hast du das mit dem Verleih doch angefangen? Weil die Frauen dann nicht das Gefühl haben, so viel Geld zu verschwenden.«
»Aber das sind Hochzeits kleider, Audrey. Keine Ballkleider. Eure Tanzpartner werden es mit der Angst bekommen.«
»Wir gehen ja gar nicht mit unseren Tanzpartnern hin. Wir gehen zusammen. Nur wir fünf.«
Er runzelt die Stirn. »Aber warum das denn?«
Deshalb, denke ich . Weil wir Fehler gemacht und Sachen vermasselt haben. Aber deswegen sind wir nicht schlimmer oder sündiger als die anderen. Wir sind eben Menschen. Weil wir Aufsehen erregen wollen. Weil wir schön sein wollen. Nicht für einen Jungen, sondern für uns selbst.
Aber das sage ich ihm nicht. »Weil es cool ist.«
»Diese Kleider sind sehr teuer, Audrey«, wirft er ein.
»Ich weiß, Dad. Wir passen auch gut darauf auf. Wir können es uns sowieso nicht leisten, die ganz teuren auszuleihen. Wir nehmen die günstigeren.«
Er tippt mit dem Stift auf den Schreibtisch. »Ich weiß nicht, ob ich das verstehe.«
Es gibt so vieles, das er nicht versteht, und ich bin es leid, was er alles nicht versteht. Manchmal frage ich mich, ob er sich absichtlich dumm stellt. Als würde er sich mental die Finger in die Ohren stecken und sagen: ›La, la, la, Audrey. Ich kann dich nicht hören.‹ Oder als hätten sich unsere Wege geteilt und es gäbe kein Zurück. »Musst du es unbedingt verstehen?«, sage ich erschöpft. »Ich
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