Good Girls
versunken wäre. »Wenn deine Mutter mal dein Bett für dich macht, dann …«, sagte ich leise.
Er überlegte kurz. »Du hast recht.«
Wir rafften das Leintuch samt Matratzenschoner zusammen und schleppten das Knäuel zur Waschmaschine in den Keller. Luke sah stumm zu, wie ich den Großteil des Blutes mit Waschmittel herausschrubbte und dann das Ganze in die Waschmaschine stopfte und tonnenweise Waschmittel in die Schublade kippte. Ich schlug die Klappe zu, stellte die Maschine an und seufzte erleichtert. Keine Flecken. Oder zumindest keine offensichtlichen.
Wir gingen wieder nach oben. Abgesehen von dem demütigenden Gefühl über das Blutbad, dasich hinterlassen hatte, fühlte ich mich wund und offen – das Wort »offen« hatte plötzlich eine ganz neue Dimension für mich. Ich sehnte mich nach einem heißen Bad. Außerdem wollte ich dringend allein sein und nachdenken. Ich hatte nie geglaubt, dass Jungfräulichkeit ein wertvolles Geschenk oder so was ist. Und ich hatte auch nie vorgehabt, sie bis zu meiner Heirat »aufzusparen«. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass ich etwas hergegeben hatte. Ich hoffte nur, dass es etwas war, das man immer wieder hergeben konnte und man irgendwann auch etwas dafür zurückbekam. Aber ich wusste nicht, was das genau sein sollte, und wann ich das jemals erfahren würde.
Ich sagte Luke, dass ich gehen musste, um für eine Arbeit zu lernen. Das war nicht einmal gelogen. Das traf eigentlich immer zu. Er versuchte nicht, mich umzustimmen. Er und Daisy begleiteten mich zur Tür. »Danke, dass du gekommen bist«, sagte er.
Ich nickte. »Danke für die Einladung.«
Er trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Dann also bis bald!«, sagte er.
Ich hätte fast laut gelacht. Wie lahm das klang! Nach all dem Verlangen? Nach all dem Blut? Wie konnte so etwas Lahmes daraus werden? »Ja, bis bald.«
Doch dann streckte er die Hand aus und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Lern nicht so viel«, sagte er.
»Mal sehen.«
Er ließ seine Hand an meiner Wange, sein Daumen berührte meine Lippen. Ich wusste, was er sagen würde, bevor er die Worte aussprach. »Ich weiß, dass du es trotzdem tun wirst.«
Wiedergeboren
Ich warte mit Ash auf Joelle, Cindy und Pam und erzähle ihr von meiner Begegnung mit Luke im Schulflur. Wie wütend er auf mich war und wie furchtbar dumm ich mich ihm gegenüber benommen hatte. Der Laden meiner Eltern ist wegen Inventur geschlossen, und wir sitzen flüsternd in der Abteilung mit den Ballkleidern, weit weg vom Büro, wo mein Vater Papierberge durcharbeitet.
»Heiliger Bimbam!«, wispert Ash. »Soll das heißen, Luke hat dich die ganze Zeit wirklich gemocht ?«
»Ich glaub schon«, sage ich. »Vielleicht.«
»Oh, Mann«, erwidert sie. »Und du warst so eklig zu ihm. Du warst sogar richtig fies.«
»Ich dachte, er wäre auch mit anderen Mädchen zusammen. Ich dachte, er würde mit Pam schlafen. Und eine Zeit lang habe ich mich sogar gefragt, ob er was mit dem Foto zu tun hat.«
Ash schüttelt den Kopf. »Du bist echt seltsam. Zuerst bist du ab und zu mit ihm zusammen, dann jedes Wochenende, dann tust es mit ihm, dann denkst du, er hätte mit jemandem anderen geschlafen, weil Chilly – Chilly! – es gesagt hat. Dann bläst du ihm einen und machst am selben Abend mit ihm Schluss. Dann macht jemand ein Foto von euch, unddu freundest dich mit dem Mädchen an, von dem du glaubst, dass Luke mit ihr geschlafen hat. Ergibt das in deinen Augen irgendeinen Sinn?«
Ich blinzle. »Mach mich ruhig fertig.«
»Ich versuche nur, dich zu verstehen.«
»Ich wollte nicht zu denen gehören, die nur auf das Mädchen sauer sind, mit dem sie betrogen wurden, anstatt auf die Jungs sauer zu sein, verstehst du? Außerdem dachte ich, er würde sowieso mit allen rummachen. Es war nicht Pams Schuld. Es war seine Schuld.«
»Und jetzt bist du an allem schuld. Was willst du jetzt tun?«
»Nichts«, sage ich unglücklich. »Was soll ich denn schon tun? Ich hab alles vermasselt. Jetzt bin ich nicht nur eine Schlampe, sondern eine Schlampe, die keinen Sex hat. Da kann man wohl nichts machen.«
Ash wickelt sich die einzige Boa, die es im Laden gibt, um den Hals. »Weißt du was? In deiner Haut möchte ich wirklich nicht stecken.«
»Danke. Das tröstet mich sehr«, sage ich.
»Du hast mir nie richtig davon erzählt«, sagt sie und spuckt eine Feder aus dem Mund.
»Was habe ich dir nie richtig erzählt?«
»Wie ihr es getan habt«, sagt sie. »Wie war’s
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