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Goodbye Chinatown: Roman (German Edition)

Goodbye Chinatown: Roman (German Edition)

Titel: Goodbye Chinatown: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Kwok
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verfuhren, machte sich Annette Sorgen, dass sie kein authentisches Essen bekam.
    »Ich habe den Kellner gebeten, alles im Originalzustand zu bringen«, sagte Matt. Es war seltsam, ihn englisch sprechen zu hören, mit leichtem chinesischem Akzent. Eine Haarsträhne fiel ihm ins Gesicht, und er strich sie mit der Hand zurück.
    »Danke.« Annette grinste mich an. »Jetzt weiß ich, warum du dich nie in einen deiner Harrison-Jungs verliebt hast.«
    Ich trat ihr unter dem Tisch auf den Fuß, aber es war schon zu spät.
    »Welche Jungs?«, fragte Matt.
    »Ach, nichts«, sagte ich schnell.
    Annette kicherte. »Kimberly, versprich mir, dass wir uns nächstes Jahr ganz oft treffen, ja?«
    »Ich weiß nicht, ob ich eine so indiskrete Person überhaupt treffen möchte.« Ich rümpfte die Nase, damit sie merkte, dass ich bloß Spaß machte.
    »Ich will jetzt wissen, was mit den Jungs ist«, verlangte Matt.
    »Oh, schaut mal, unsere Getränke sind da«, lenkte ich ab.
    Einmal gingen Matt und ich gerade die Straße entlang, als ich Vivian in einem Blumenladen entdeckte. Sie sah noch hübscher aus als früher, wenn das überhaupt möglich ist, mit ihren glasigen Augen, in denen die ganze Welt versunken zu sein schien. Zufällig hob sie genau in diesem Moment den Blick, und es muss ihr das Herz gebrochen haben, uns zusammen zu sehen. So vollkommen war ihr Schmerz, dass kein Platz für Wut blieb. Ich dachte: Nie will ich jemanden so lieben, nicht einmal Matt, mit solcher Inbrunst, dass kein Raum mehr für mich selbst bleibt und ich nicht überleben könnte, wenn er mich verließe.
     
    Wir lagen auf der Matratze in seiner Wohnung, als Matt zu mir sagte: »Lass uns einfach zusammen in Chinatown bleiben.«
    »Was? Du meinst, ich soll nicht nach Ye-lu gehen?«
    »Uni ist doch nicht so wichtig. Ist es nicht perfekt, wie es ist? Wir sind so glücklich. Bleib hier bei mir. Ich verdiene genug, wir könnten uns Schritt für Schritt ein gemeinsames Leben aufbauen.«
    Für mich gab es keinen Zweifel, dass ich jeden Tag meines restlichen Lebens mit Matt verbringen wollte. Mein Herz sehnte sich nach ihm, wenn er nicht an meiner Seite war. Aber so einfach war das alles nicht. Annette hatte mir ihren Yale-Prospekt gegeben, nachdem ich dort angenommen worden war, und ich hatte mir lange die Fotos von den wissenschaftlichen Einrichtungen angesehen. Es gab sogar eine Sternwarte, zu der alle Studenten Zugang hatten. Sie mussten nur ihren Yale-Ausweis vorlegen. Und unter den Professoren waren einige der brillantesten Köpfe unserer Zeit. Zu welchen Leistungen würde ich imstande sein, wenn ich Zugang zu einer solchen Uni erhielt?
    »Matt, ich kann Yale nicht aufgeben. Komm mit mir. Wir können uns eine Wohnung in der Nähe der Uni mieten. Du findest dort sicher genauso schnell einen Job. Und später werde ich Professorin oder Ärztin, und wir können die aufregendsten Sachen zusammen unternehmen. Reisen. Abenteuer. Es wird seine Zeit dauern, aber irgendwann musst du vielleicht gar nicht mehr arbeiten.«
    Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Ich wusste, dass ich zu weit gegangen war. Er schüttelte langsam den Kopf und blickte auf seine rauen Hände hinab. »Ich will für dich sorgen, Kimberly, nicht andersherum. So, wie es sein sollte.«
    »Das war früher einmal!« Ich bemühte mich um einen unbeschwerten Tonfall. »Warum ist es denn so wichtig, wer mehr verdient? Eigentlich zählt doch nur, dass wir uns gemeinsam ein schönes Leben aufbauen – wie du bereits sagtest.«
    »Am meisten missfällt mir wahrscheinlich der Gedanke, dass du in den Vorlesungen wieder neben solchen Wellenspielern sitzt wie der von deiner Schule und dass dir diese Typen massenweise hinterherrennen.«
    »Was?« Darüber hatte ich noch nie nachgedacht. Ich musste lachen. »Ich bin dort zum Studieren, und die anderen auch. Kein Mensch wird mir hinterherschauen.«
    »Du hast ja keine Ahnung. Ich weiß, wie Männer sind, glaub mir.«
    »Du klingst ja schlimmer als Mama. Selbst wenn mir jemand Avancen macht: Das ist mir völlig egal, weil ich ja schon dich habe.«
    Er nahm mich in die Arme und küsste mich heftig. »Ich bin eben eifersüchtig auf jeden Kerl, der dir zu nahe kommt, aus welchem Grund auch immer. Ich kann nicht anders. Aber so schlimm war es noch nie. Das ist neu für mich, dass ich solche Gefühle für jemanden habe.«
    Damals wollte ich unbedingt glauben, dass unsere Liebe etwas Greifbares, Beständiges war wie ein Glücksbringer, den ich um den Hals tragen

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