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Goodbye Chinatown: Roman (German Edition)

Goodbye Chinatown: Roman (German Edition)

Titel: Goodbye Chinatown: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Kwok
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ich es ihm sage, lässt er niemals zu, dass ich … Du weißt schon. Er wird es behalten wollen. Er wird wollen, dass wir heiraten und in Chinatown bleiben.«
    »Ich glaube, es gibt Schlimmeres, als blutjung Mutter zu werden und für den Rest des Lebens mit dem absoluten Traumtypen zusammenzuleben.«
    »Ich will ihn aber nicht zwingen, mit mir zusammen zu sein. Ich weiß nicht mal, ob ich ihn auf lange Sicht überhaupt glücklich machen könnte. Was wäre ich ihm denn für eine Frau? Arm, gestresst, frustriert, weil ich mein Potential nicht ausschöpfen kann.« Ich fing an, mir die Haare zu raufen.
    »Hör auf damit, du tust dir noch weh. Du weißt, was das Einfachste wäre: Du machst das Baby weg und bleibst bei ihm, ohne ihm je davon zu erzählen. Aber das kannst du
nicht tun. Das wahrscheinlichste Szenario ist wohl, dass ihr Schluss macht.«
    Sie muss mir angesehen haben, wie unerträglich dieser Gedanke für mich war, denn sie fügte schnell hinzu: »Tut mir leid. Wenn du das Baby bekommst, wird dein Leben zwar schwerer – viel schwerer –, aber vorbei ist es deswegen noch lange nicht.«
    »Wenn ich Glück habe.«
    »Du hast etwas Besseres als Glück. Ein brillantes Köpfchen.«
    »Ich wünschte, ich wäre mir da auch so sicher.«
     
    Wie ein kleines Kind wartete ich darauf, dass Mama nach Hause kam, die den fertigen Schmuck gerade in der Fabrik vorbeibrachte. Nachdem ich Curt und Annette von meiner Zwangslage erzählt hatte, war der Damm gebrochen, und ich wurde regelrecht fortgespült von der Wucht meiner Gefühle. Als die Wohnungstür endlich aufging, rannte ich sofort in Mamas Arme, wie ich es als kleines Mädchen immer getan hatte.
    »Mama!«
    »Ah- Kim! Was ist denn? Was ist denn, meine Kleine?« Sie drückte mich an sich, obwohl ihr Kopf kaum über meine Schultern reichte, und zog mich dann auf einen Stuhl in der Küche.
    Ich wurde von krampfartigen Schluchzern geschüttelt. Tränen hatte ich keine mehr.
    Sie wartete, bis ich mich endlich beruhigt hatte. »Du hast den dicken Bauch.« Sie wusste also, dass ich schwanger war.
    Ich brachte keine Antwort zustande.
    Sie umarmte mich mit fest zusammengekniffenen Augen. Bestimmt gingen ihr tausend Sachen durch den Kopf. Schließlich fragte sie leise: »Was hat er gesagt?«
    »Ich kann es ihm nicht erzählen.«
    Jetzt hob sie den Kopf und starrte mich an. »Du denkst doch nicht etwa daran, den Fötus abzuwerfen?« Ihn abzutreiben, meinte sie.
    Ich hörte selbst, wie tot meine Stimme klang: »Was soll ich denn sonst tun? Wie soll ich denn je für dich und Park und Matt und das Baby aufkommen?«
    Sie legte eine Hand auf meine Schulter. »Wir schaffen das schon.«
    Verärgert schob ich sie beiseite. »So wie wir es bisher geschafft haben?« Ich ließ den Blick durch die dreckige Wohnung schweifen und dachte an die Frau mit dem Baby, die früher neben uns gewohnt hatte, in Mr Als Gebäude. »Ich habe dir ein besseres Leben versprochen, Mama. Entschuldige, dass ich so dumm war.«
    Mamas Stimme überschlug sich: »Mein kleines Mädchen, immer musstest du alles für uns tun. Ich bin diejenige, die sich entschuldigen muss, weil ich dir keine größere Hilfe sein konnte.« Sie wiegte meinen Kopf in ihren Armen.
    »Mama? Hast du dich je gefragt, ob es richtig war, Papa zu heiraten?«
    »Als ich mich gegen Bob und für Papa entschied, musste ich damit rechnen, dass uns Tante Paula nie nach Amerika holt. Bei ihrer Abreise hat sie mir prophezeit, dass ich in Hongkong sterben würde. Ich glaubte also, dass ich für Papa meine Zukunft aufgab. Aber wenn ich stattdessen Bob geheiratet hätte, hätte ich es mein ganzes Leben lang bereut. Ich habe nie aufgehört, deinen Vater zu lieben, auch wenn er jetzt schon so viele Jahre tot ist.«
    »Aber Papa hat aus freien Stücken die Entscheidung getroffen, für immer mit dir zusammen zu sein. Mein Traum war, dass Matt und ich uns Schritt für Schritt für ein gemeinsames
Leben entscheiden. Ihn mit einem Baby an mich zu fesseln war nicht Teil dieses Traums.«
    »Vielleicht musst du deine Träume anpassen. Mein kleines Herz, hör mir zu.« Mama packte mich bei den Schultern. »Als ihr endlich zusammengekommen seid, du und Matt, hätte niemand dagegen ankämpfen können. Mir war schon Jahre vorher klar, dass ihr euch liebt. Als du jünger warst, habe ich dir den Umgang mit den anderen Fabrikkindern verboten, weil ich Angst hatte, dass er dich auf Abwege führt. Aber dann ist mir aufgegangen, dass dich niemand auf Abwege führen kann.

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