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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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vollziehen, von der Anarchie und Autonomie des Einzelnen zum kontrollierten Chaos, das – bei Google – dem Zustand von Ordnung noch am nahesten kam.
    Jonathans neue Abteilung zwängte sich in einen Spalt des Organisationsplans zwischen Cindys Marketingabteilung und der Technik. Als das Produktmanagement noch fallweise geregelt wurde, sprachen meine Kollegen und ich direkt mit den Technikern, um Produkte für die Einführung auf den freien Markt vorzubereiten. Jetzt würden PMs diese Aktivitäten formal koordinieren und sich auf PR-Spezialisten und Brandmanagement (will heißen, mich) stürzen, wie sie es mit anderen Unternehmensressourcen aus ihrem Toolkit taten.
    Als der Produktmanagement-Spalt mit dem Zustrom an Neueinstellungen breiter wurde, stieg der Widerstand dagegen, verdrängt zu werden, in Cindys Welt an. Ich war ja einerseits bereit, mich integrieren zu lassen, aber ich wollte mich auch nicht wegschieben lassen. In einem wachsenden technikgesteuerten Unternehmen konnte die Macht des Produktmanagements leicht zu einer unaufhaltsamen Kraft werden. Cindys Berichte, einschließlich Brandmanagement, spielten eine untergeordnete Rolle. Wir verpassten einem Präzisionswagen die Klarlack-Finish-Qualität – unsere Anstrengungen waren unsichtbar, abgesehen vom glänzenden Schimmer, der die Schönheit der darunterliegenden Maschine hervorhob. Meine Rolle hatte immer noch ihren Wert, weil ich an der Sprache arbeitete, die in das Produkt selbst einfloss. Aber darüber nachzudenken, wie User das Produkt und das Unternehmen als Ganzes wahrnahmen, hatte nur geringe Priorität. Das Produkt würde für sich selbst sprechen, am wichtigsten waren von daher die Technologie und die coolen Dinge, die man damit tun konnte.
    Die Bevölkerungsdichte innerhalb des Gebäudes nahm zu, sogar nachdem wir die Finanzen und die Anzeigenabteilung in ein angrenzendes Gebäude verlagert hatten, das rasch mit dem Namen »MoneyPlex« getauft wurde. Stacy aus der HR-Abteilung verschickte unzählige Memos über das Aufräumen der Büros und den rücksichtvollen Umgang mit den Miniküchen, das Wegräumen von schmutzigem Geschirr und Milchtüten, Entsorgen ungegessener Bananenreste, Recyceln von Müll, das Hinterlassen der Konferenzräume in ordentlichem Zustand, Waschen der Hockeytrikots, Fernhalten von Tieren aus dem Café, der Küche und den Toiletten. Es gab Richtlinien über das Alleinlassen von Hunden, Tierhaare, Bellen, Tierkotze und Beißereien.
    Charlie warnte Larry, Sergey und den leidgeprüften Facilities-Manager, dass er gehen würde, wenn er nicht mehr Raum bekäme. Man fand einen Kompromiss. Eines Morgens fuhr ein Dieselabgase ausstoßender Lkw auf den Parkplatz. Er zog einen riesigen weißen Anhänger, der komplett ausgestattet war mit Küchenherden, Geschirrspülmaschinen, Topfhaken und Arbeitsplatten. Der Gigant wurde abgekoppelt und gegenüber dem Café auf dem Parkplatz abgestellt. Dort briet er in der Sonne wie das Opfer einer Harpunierung.
    Der Anhänger enthielt eine komplett ausgestattete Küche, wie man sie bei großen Outdoor-Events braucht. Zur Inbetriebnahme brauchte man lediglich einen Stromanschluss und Wasser. Beides hatten wir, wenn auch nicht die Genehmigungen, beides legal verbrauchen zu dürfen. Aber was ist schon ein Stück Papier im Vergleich zu Hunderten glücklicher Googler? Unsere Facility-Leute schlossen den Anhänger an und setzten ihn in Betrieb. Mit seinen bemalten Metallseiten, die in der grellen Sommerhitze glitzerten und dem aus den Entlüftungen aufsteigenden Rauch senkte die »Behelfs«-Küche sofort den Immobilienwert des gepflegten Büroparks, in dem sich Google befand. Es fehlte nur noch ein rostiger Ford Pick-up auf Betonblöcken und ein hässlicher, an einen Gartenstuhl geketteter Köter. Charlie ließ seine Mannschaft sofort die Piratenflagge auf dem Wagendach hissen und erklärte die Behelfsküche zur störungsfreien Zone. Charlies illegale Kochcrew arbeitete ungestört – mit einer Ausnahme. Einmal kam ein einsamer Feuerwehrwagen auf den Parkplatz gerollt, angelockt von aufsteigendem Rauch, der Mountain mit dem Aroma eines Spearrib-Joints parfümierte. Sie zogen wieder ab, ohne uns »vorgeladen« zu haben. Feuerwehrmänner. Sie lieben Barbecue.
20 Wo wir stehen
    Die User beschwerten sich wieder. Wir hörten einen anhebenden Chor der Verärgerung über aufploppende Pop-up-Anzeigen, wenn die Leute auf Google Suchen durchführten. Die Anzeigen öffneten neue Fenster, müllten die Desktops

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