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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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der User zu und machten sie stinksauer. Entweder wir hörten auf mit diesen Pop-up-Anzeigen, verlangten unsere User, oder sie würden Google nicht länger nutzen.
    Google hat nie Pop-up Anzeigen laufen lassen. Andere ließen es lediglich so aussehen. Eine Reihe von Firmen verbreiteten kostenlose Software für File Sharing, Media Playing und das Hinzufügen von Smileys zu E-Mails. Wenn User diese Programme herunterluden, dann luden sie unwissentlich Codes auf ihre Computer, welche Pop-up Anzeigen in Gang setzten oder sogar Kreditkartennummern oder persönliche Informationen sammelten.
    Manche Software nahm heimlich die Computer in Besitz und machte sie zu »Slavebots«, die als Teil eines gigantischen Netzwerks angeschirrt werden konnten, um DoS-Attacken durchzuführen oder Spam zu versenden. Technikfreaks bezeichneten diese parasitären Programme als Malware (bösartige Software), Adware oder Spyware. Wir fassten alles pauschal unter Scumware zusammen.
    Matt Cutts hasste Scumware. Er hatte einen ausgeprägten Hass darauf. Seine Arbeit konzentrierte sich darauf, Leute zu blocken, die versuchten, mittels Tricks und Spam Google dazu zu bringen, ihre Sites bei den Ergebnissen weiter vorn aufzuführen. Tagtäglich bekämpfte er »Schwarze Hüte« und die Vertreiber von Scumware als die Schlimmsten von allen. Es machte ihn krank, dass User dachten, wir wären diejenigen, die ihre Google-Erfahrung minderten. Ende 2001 begann er, das Aufkommen von Scumware zu überwachen, und flehte jeden User an, der bereit war zuzuhören und etwas dagegen zu unternehmen.
    Ich war auf Matts Seite. Ich hasste es, Nachrichten von Usern zu sehen, die damit drohten, Google zu verlassen wegen etwas, über das wir keine Kontrolle hatten. Ich entwarf mit ihm zusammen eine lange E-Mail Antwort, in der wir erklärten, was passierte und wie man es beheben könne. Die Leute reagierten mit Entschuldigungen und dankten uns dafür, sie auf Probleme aufmerksam gemacht zu haben, von deren Existenz sie nichts gewusst hatten. Matt wollte mehr tun. Er schlug vor, dass die Google-Toolbar Software enthalten solle, die Pop-ups vernichtete, und dass wir Beschwerden, die wir erhielten, weiterleiteten an die Federal Trade Commission (FTC). Außerdem empfahl er, einen Hinweis auf unsere Homepage zu setzen, in dem erklärt wurde, dass Google keine Schuld traf.
    Wayne Rosing unterstützte die Idee eines »Kreuzzugs in großem Stil« gegen die Verantwortlichen, aber andere fürchteten die Gefahr, den Krieg zu erklären. Wir vermuteten, dass es Hunderte von Scumware-Schöpfern gab, und wir wussten, dass sie gemein sein konnten. Und tückisch. Sie mochten es nicht, wenn man ihre Pläne vereitelte, und sie hatten keine Skrupel, jene anzugreifen, die sich ihnen in den Weg stellten. Wenn wir sie aggressiv verfolgten, würden sie unsere Website angreifen, um ein Exempel zu statuieren, und dadurch für die User womöglich noch schlimmere Probleme hervorrufen. Marissa schlug einen Kompromiss vor. Wenn wir herausfinden konnten, dass ein Computer mit spezifischen Scumware-Anwendungen infiziert war, konnten wir eine Mitteilung zeigen, die dem User sagte, was er dagegen tun könne. Mit dieser Vorgehensweise würden wir keine User verwirren, die keine Probleme hatten, und wir würden uns selbst nicht zu sehr in die Schusslinie bringen.
    Diese Lösung erwies sich als unausführbar, also verfielen wir wieder da­rauf, eine Nachricht auf der Homepage zu posten. Wir würden den Usern sagen, dass deren Pop-up Anzeigen nicht von uns kamen, und beiläufig erwähnen, dass wir unser eigenes diskretes, zielgerichtetes Schlüsselwort-Anzeigenprogramm hatten. Zwei Marketingziele wurden gleichzeitig zufriedengestellt.
    Larry mochte den zweiten Teil nicht. Die meisten Leute, die unsere Homepage sahen, würden nie Anzeigen bei uns schalten und wussten vielleicht nicht einmal, dass wir Anzeigen zeigten. Warum sollten wir ihnen ihre Illusionen nehmen, wenn es nicht einmal nötig war? Larry wollte den Menschen nie mehr Informationen geben, als er für nützlich hielt. Ich löschte den Hinweis auf AdWords.
    Im Januar 2002 fügten wir unserer Homepage einen Satz hinzu: »Google zeigt keine Pop-up-Anzeigen. Aus folgendem Grund.« Dies war verlinkt mit einer Seite, die begann: »Google erlaubt keinerlei Pop-ups jedweder Art auf unserer Website. Wir empfinden sie als störend.« Die Reaktion kam sofort und war positiv. Und ich fand es berauschend. Google wurde zu meiner eigenen, persönlichen

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