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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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Links war komplett von Jeff Dean geschrieben worden. Das Wort »einzigartig« tauchte im ersten Absatz dreimal auf, und das Wort »Probleme« in den folgenden zwei Sätzen viermal. Ich bot an, den Text ein wenig zu glätten, und bescherte Wayne Rosing dadurch beinahe einen Herzanfall.
    »Nein!«, schrie er. »Lass die Finger davon! Bitte!« Es war eine für Computerfreaks geschriebene Seite, und wenn Jeff, unser Ober-Computerfreak, sie mochte, konnte das Marketing sie nur verderben. Cindy ermutigte mich, die Technik nicht unsere Abteilung überrollen zu lassen. Also setzte ich mich mit Jeff zusammen und wir gingen den Text Zeile für Zeile durch, wobei ich hilfreich Vorschläge machte. Jeff sagte, ihm gefielen die meisten meiner Änderungen – und sobald ich durch die Tür war, machte er sie wieder rückgängig. Er wusste, was ihn ansprach, und erkannte genau, was jene ansprach, die so waren wie er.
    Aus dieser Anekdote könnte man leicht schließen, dass sich Jeff für brillant hielt und anmaßend war. Das war aber überhaupt nicht der Fall. Tatsächlich, so erzählte mir Paul Bucheit, hielt Jeff auch alle anderen bescheiden. »Du kannst nicht aufsteigen und dich wegen deiner Cleverness wie ein Arschloch benehmen«, erklärte Paul, »weil Jeff nämlich cleverer ist als du und kein Arschloch.« Ich glaube, Jeff betrachtete Brillanz lediglich als quantifizierbares Kapital. Da Brillanz ein Parameter für unsere Suche war, war es besser, diese offen zu spezifizieren.
    Ich wusste, dass es zwecklos war, weiter zu kämpfen. Die Seite erschien so, wie sie geschrieben worden war. Ich lernte, meine Kämpfe auszuwählen.
    Der Copyright-Kreuzzug
    Ein Kampf wählte uns aus. Die Scientology-Kirche verlangte unter Berufung auf den Digital Millenium Copyright Act (DMCA), dass wir Links zur Operation Clambake (www.xenu.ne) aus unseren Suchergebnissen entfernen. Operation Clambake mit Sitz in Norwegen versuchte, unmoralische Praktiken innerhalb der Kirche aufzudecken. Der DMCA war ein amerikanisches Gesetz, wonach Unternehmen gezwungen waren, Inhalte zu entfernen, die der Urheber für geschützt erklärte. In diesem Fall enthielt der Inhalt auf der Xenu-Website ein paar interne Dokumente und Fotos der Kirche. Wir hatten keinen Zweifel, dass die Kirche uns verklagen würde, wenn wir die Hinweise auf xenu.net bei der Eingabe der Suche nach »Scientology« nicht aus unseren Ergebnissen löschten.
    Während wir daran interessiert waren, Googles interne Prozesse privat zu halten, unterstützten ironischerweise viele unserer Mitarbeiter den ersten Zusatzartikel der Verfassung Andersgläubiger, die Geheimnisse von Scientology offenzulegen. Ich vernahm grummelnde Unterstützung jener, die Google boykottieren wollen, weil sie vor einer »repressiven und zensierenden Organisation« katzbuckelte. Aber Gesetz war nun einmal Gesetz und der DMCA war der Status quo. Bei Google war der Status quo jedoch nicht mehr als eine Unannehmlichkeit, die bei der erstbesten Gelegenheit entfernt werden sollte. Offenbar war jetzt der Zeitpunkt gekommen für DMCA-Beseitigungsanträge.
    Matt Cutts leitete den Angriff. Er schlug vor, unser Pokergesicht aufzusetzen und Hinweise darauf zu streuen, wie weit wir gehen würden, um unsere Ergebnisse zu verteidigen. Wir könnten eine wesentlich kämpferischere Haltung einnehmen als bisher. Er entwarf einen freundlichen Brief an seinen Kontakt in der Kirche (von dem wir die vorhergehenden Beschwerden erhalten hatten), in dem er eine Anzahl möglicher Wege darlegte, die Google einschlagen könnte, vom Bekanntmachen, dass wir auf deren Anweisung hin Ergebnisse löschen sollten, bis zu deren Drohung, das Problem gerichtlich klären zu lassen.
    Cindy zögerte, das PR-Feuer weiter anzuheizen. Larry und Sergey wussten, dass wir keine Gruppe bluffen konnten, die bekanntermaßen streitsüchtig war, was den Schutz ihres Copyrights anging. »Scientology wird niemals einen Rückzieher machen«, sagten sie Matt. »Konzentrier dich auf die Warnmeldungen in der Suche. Finde eine Möglichkeit, unsere User wissen zu lassen, dass einige unserer Suchergebnisse gefiltert wurden.«
    Innerhalb einer Woche hatten die Techniker Daniel Dulitz und Jen McGrath einen Lösungsvorschlag. Jedes Mal, wenn ein DMCA-Hinweis das Entfernen eines Suchergebnisses nötig machte, erklärten wir, dass ein Ergebnis gelöscht worden war, und boten einen Link zu einer Kopie der Beschwerde zu einer Website der ChillingEffects.org. Auf diese Weise kam Google seinen

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