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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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ich tippte jedoch auf letztere.
    Trotz des schwierigen Starts wurde orkut ein Riesenerfolg – in Estland, Indien und Brasilien 116 . Vor allem in Brasilien, wo, wie Orkut mich wissen ließ, ein Drittel des Internet-Datenverkehrs immer noch auf der Website war, die seinen Namen trug. Als wir Rio de Janeiro besuchten, wurde er sofort erkannt und belagert wie ein Rockstar. Brasilianer kauften Computer nur aus dem Grund, den Service zu nutzen, den er geschaffen hatte.
    In den Vereinigten Staaten hinkte orkut jedoch hinterher. Zwei Wochen nach seiner Einführung führte ein Harvard-Student ein soziales Netzwerk für seine Kommilitonen ein. Er nannte es »The Facebook«. Innerhalb von sechs Jahren würde dieser Service eine halbe Million User haben. Orkut kämpfte weiter um kleine Ansatzpunkte. Das Problem war laut der meisten Techniker, mit denen ich sprach, orkuts Unfähigkeit, den Datenverkehr in einer Größenordnung der Google-Leserschaft zu bewältigen, eine Aufgabe, für die es nie geschaffen worden war.
    Paul Bucheit, der Schöpfer von Gmail, widersprach dem. Der wahre Grund sei »Googles Techniksnobismus, der orkuts Erfolg im Weg stand«. Paul sagte: »orkut hob ab. Viele Leute hätten sich eingeschrieben. Und dann wurde es sehr langsam.« Aber das war ein Problem, das andere soziale Netzwerke auch kannten – MySpace und sogar Facebook hatten von Anfang an immer wieder Kapazitätsprobleme. Der Unterschied bestand laut Paul darin, dass diese Services taten, was nötig war, um es zum Laufen zu bringen. Facebook war lediglich ein Trupp College-Kids. Es hatte keine brillanten Programmierer wie Jeff Dean oder Sanjay Ghemawat. Und die letztliche Konfiguration von MySpace, die hundert Millionen von Usern hatte, war nicht ausgereifter als orkut bei seiner Einführung.
    »Aber bei Google«, so Paul, »wurden die Dinge nicht so gemacht.« Weil orkut mit Microsoft-Tools geschrieben worden war, hielten die Google-Techniker es für »nicht messbar«. Sie rümpften die Nasen darüber und brachten es nicht zum Laufen. Sie ließen es einfach sterben. Und als man es schaffte, es so umzuschreiben, dass es akzeptabel für die Techniker bei Google war, da war es überall außer in Brasilien bereits tot. Wer weiß? Falls sie wirklich getan hätten, was nötig gewesen wäre, um es ans Laufen zu bringen, hätte es ein großer Erfolg werden können.
    Um bei einer etablierten Firma ein absolut neues Produkt einzuführen, behauptete Paul, brauchst du jemanden, der nicht nur daran glaubt, sondern auch in der Lage war, es zu organisieren, »die richtigen Dinge zu tun«. Zwei Monate nach orkuts Einführung unterzog er diese Philosophie persönlich einer harten Prüfung.
    Schlechte Nachrichten kommen per Mail
    Mit E-Mails hatte ich noch nie viel Glück. Ich hatte zum Beispiel keine Ahnung, dass Microsoft Outlook eine Zwei-Gigabyte-Beschränkung zum Speichern von Mitteilungen hatte. Und ich wusste ganz sicher nicht, dass es meinen Posteingangsordner explodieren und zwei Jahre Arbeit in Luft aufgehen ließ, wenn man diese Menge überschritt. Im Jahr 2002 fand ich es jedoch heraus.
    Von daher war ich aufgeschlossen, als Paul mich wissen ließ, dass er an einer Alternative zu Outlook arbeitete – ein webbasiertes E-Mail-System namens Caribou – und mich fragte, ob ich es ausprobieren wolle. Ich probierte es aus und fand es ziemlich schrecklich. Es war auf meinem Laptop nicht gut darzustellen, ich konnte alte Nachrichten nicht von den neuen trennen und es gab keine Möglichkeit, alle Nachrichten auf einmal auszuwählen. Unfassbar, aber es gab nicht einmal Ordner, um die Mails nach Kategorien zu sortieren. Nach ein paar Wochen sagte ich Paul: »Danke, aber nein, danke!«, und kehrte zu Microsoft Outlook zurück.
    Ein Jahr später hörte ich, dass Caribou verbessert worden sei. Andere Googler nutzten es und waren nicht unzufrieden, also gab ich ihm eine zweite Chance. Verglichen mit Outlook fand ich es immer noch schwach, aber es hatte auch ein paar Vorteile. Ich konnte all meine E-Mails rasch durchsuchen, wenn ich etwas brauchte, und es band all meine E-Mails zusammen zu einem leicht lesbaren Themenstrang. Dieses Mal blieb ich dabei, als Paul und ein kleines Team von Technikern Caribou auf die Einführung als Google-Produkt vorbereiteten.
    Anfang 2004 waren Yahoo, AOL und Microsoft die größten Spieler in der Online-Kommunikation. Sie hatten ein ausbalanciertes Ökosystem niedriger Erwartungen und standardisierter E-Mails geschaffen. Jeder

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