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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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Anträge in offiziellen Meetings. Meinungen wurden formell präsentiert, diskutiert, abgewogen und sorgfältig überprüft. Bei Google dominierten schnelle Vorschläge, überzeugten Daten und wurden Entscheidungen innerhalb von Stunden gefällt. Dennoch beabsichtigte Google nicht, einen Branchenmaßstab für Unbestechlichkeit zu setzen. Ich begrüßte die Vorstellung, dass Geschwindigkeit nicht der Feind der Moral sein musste. Und ich begann, Wettbewerber, die sich Platzierungen innerhalb ihrer Ergebnisse bezahlen ließen, als heuchlerisch – wenn nicht gar teuflisch – zu betrachten.
    Die neun Milliarden Namen von G.O.D. Meine Erfahrung im Unternehmens-Branding hatte sich bisher nicht als Aktivposten erwiesen, aber ich betete, dass sich das mit der bevorstehenden Einführung unseres ersten Hauptproduktes seit der Suchmaschine ändern würde. G.O.D. würde dafür sorgen. Und mit G.O.D. meine ich das Google Open Directory.
    Basierend auf Netscapes Open Directory Projekt, würde G.O.D. User von Yahoo abziehen – allerdings wäre es undiplomatisch gewesen, das im Januar 2000 öffentlich zuzugeben. Wir wollten unsere freundschaftliche Beziehung zu Yahoo erhalten – ihnen gehörte schließlich die Galaxie, in der wir nur ein kleiner aufsteigender Stern waren. Meistens war G.O.D. jedoch eine ärgerliche, obschon notwenige Ablenkung.
    »Alle sollten einfach nur die Suche nutzen«, beschwerte sich Larry. Verzeichnisse gehörten der Vergangenheit an. Um in einem Verzeichnis etwas zu finden, musstest du verstehen, nach welchen Kategorien es strukturiert war, und dich dann durch sämtliche Schichten wühlen bis zu dem versteckten Pool an Informationen, nach dem du suchst. Bei der Suche wirfst du dagegen einfach alles in einen großen alten verbeulten Dateneimer und fischst dann Antworten heraus, in dem du Wörter benutzt, die beschreiben, wonach du suchst. Es war egal, wo deine Daten schwammen, denn eine gute Suchmaschine würde sie fangen, prüfen, in eine Reihenfolge bringen und sie dir servieren, bevor deine Finger auch nur aufgehört haben, vom Betätigen der Maus zu zucken. Suche? Effizient. Verzeichnisse? Nicht.
    Die Menschen jedoch – so irrational, unlogisch und eigenwillig sie nun mal sind – bevorzugen es manchmal, die Daten selbst durchzugehen, statt eine hilfreiche Suchmaschine mit einem riesigen Netz zu entsenden. Vielleicht wollen sie sehen, welche anderen Informationen in dieselbe Kategorie fallen. Vielleicht fühlen sie sich besser dabei, die perfekte kleine Information, Datei oder Zahl selbst herauszuwühlen. Wenn Menschen darauf bestehen, mit einer anderen Datengewinnungsmethode als der Suche Zeit zu verschwenden, würde Google dem entsprechen und eine Alternative anbieten – eine weniger nützliche zwar, aber dennoch eine Alternative.
    Das bekannteste Verzeichnis konnten wir nicht in Google aufnehmen, denn es gehörte zu Yahoo. Also liierte sich Google mit dem Open Directory, einem Projekt unter der Verwaltung von Netscape (und seinen Eltern AOL). Tausende Freiwilliger gingen die Websites durch und fügten sie dann in die passenden Verzeichniskategorien ein. Die menschliche Mitwirkung verärgerte auch die Suchpuristen. Wem konnte man zutrauen, Sites treffsicher zu kategorisieren? Selbst wenn sich ein halbwegs intelligenter Mensch jede Website ansah, herausfand, worum es ging, und sie dann in das passende Fach steckte, dann bestand trotzdem keine Chance, dass eine manuelle Handlung mit dem Wachstum des Internets Schritt halten konnte. Robotersoftware, die mit Lichtgeschwindigkeit unermüdlich Websites durchstreifte – das war die Zukunft.
    Nachdem Google ein Verzeichnis gefunden hatte, konnten wir es nicht einfach mit Klebeband an die Suchmaschine fesseln. Man stülpt nicht das rostige Gehäuse eines Wohnmobils über einen Ferrari. Also fügte Paul Bucheit unserer Version des Open Directory eine Suchkomponente hinzu. Jetzt konnten diejenigen, die darauf bestanden, nach Informationen zu browsen, zumindest die Suchmaschine benutzen, um die richtige Kategorie zu finden, in der sie dann browsten. Es war ein hässliches Baby, aber es war unser hässliches Baby.
    Jetzt brauchte unser hässliches Baby noch einen Namen.
    Namensgebung ist ein kniffeliger Prozess. Gibst du dem Produkt einen Namen, der nahelegt, dass es völlig von deinem Kerngeschäft getrennt ist? Integrierst du deinen primären Markennamen, um zu zeigen, dass es so gut wie dein bereits existierendes Produkt ist, sich aber dennoch von ihm

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