Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
Vom Netzwerk:
Entwickeln unserer Banneranzeigen. Wir würden Marktforschung betreiben, den Markt analysieren, für weniger als 100.000 Dollar eine junge hungrige Agentur anwerben, ein Kreativbriefing verfassen, die Entwürfe absegnen lassen, in Produktion gehen und die Anzeigen dann platzieren – alles innerhalb von sieben Wochen. Es war ein halsbrecherischer Dalli-dalli-Zeitplan. Aber in Anbetracht von Googles Vorliebe für Schnelligkeit fühlte sich Shari ermutigt, den Prozess zu beschleunigen. Nach traditionellen Marketingstandards würden die Anzeigen praktisch über Nacht fertig sein.
    Auch Sergey wollte die Anzeigen über Nacht haben, er wandte jedoch einen noch traditionelleren Standard an: Er gab uns 24 Stunden. Er stimmte zu, dass die Voodoo-Anzeige nicht optimal gewesen sei, dennoch war er nicht davon überzeugt, dass unsere Werbekampagne Teil einer groß angelegten Marken-Identitätskampagne sein musste. Wenn wir neue Anzeigen wollten, war das für ihn in Ordnung.
    »Wie viele könnt ihr bis morgen fertig haben?« Sergey sah mich bei dieser Frage an, da ich der Marketingmanager war. »Wieso fangt ihr nicht erst einmal mit 100 Bannern an? Das sollte uns genügend Vielfalt bieten, um zu sehen, was funktioniert und was nicht. Dann werft ihr die Nieten raus und denkt euch 100 neue in der Art aus wie die, die funktionieren.« Um mich auf meinen Job vorzubereiten, hatte ich Ogilvy über Werbung gelesen. Sergey hatte Die Entstehung der Arten gelesen.
    Wir brauchten keine Agentur zu beauftragen, argumentierte Sergey. Schließlich hatte Google einen Trupp von Marketingleuten, und wenn wir schon keine Programme schreiben konnten, dann konnten wir doch sicher Anzeigen formulieren. Und dann würden wir die Bilder optimieren und die GIFs beleben. Das war kein Programmieren, sondern lediglich Formatieren. »Warum bringt ihr euch nicht Photoshop und das an HTML bei, was ihr braucht?«, fragte er. Ich hatte an meinen Softwarefähigkeiten gearbeitet, aber um die Ansprüche bei Google zu erfüllen, lag noch ein weiter Weg vor mir. Zögernd willigte Sergey ein, dass ich einen unabhängigen Designer beauftragte, aber glücklich war er nicht darüber, Geld für Dienstleister auszugeben.
    Cindy ließ Andeutungen fallen, dass Sergey angefangen hatte zu zweifeln, ob es so klug gewesen war, Marketingleute einzustellen, da wir offenbar nichts allein tun konnten. »Du musst dich umstellen, Doug«, riet sie mir unter vier Augen. »Du musst aufhören, über mögliche Probleme zu grübeln, und stattdessen überlegen, wie Dinge getan werden können.« Die Mängel hinsichtlich meiner Erfolge waren offenbar nicht völlig unbemerkt geblieben. Wenn ich diese Anzeigen nicht zügig fertiggestellt bekam, waren meine Tage bei Google gezählt – und diese Zahl war ziemlich niedrig.
    Der »Hundert-Banner-Auftrag« wurde für mich zum Wendepunkt. Ich stürzte mich in die Arbeit, spie jede Idee, die mir in den Sinn kam, auf einen gelben Notizblock mit Millimeterpapier. Ich brachte sie John O’Neill – einem begnadeten Texter mit einer sarkastischen Ader und einer Vorliebe für Abba –, um mir beim Entwickeln der Konzepte helfen zu lassen.
    »Unsere Gründer werden immer noch nach ihrem Ausweis gefragt«, begann eine meiner animierten Anzeigen. »Unser Mann für den IT-Betrieb ist Gehirnchirurg«, sagte das nächste Bild. »Unser Küchenchef hat für Grateful Dead gekocht«, ging es weiter. »Kein Wunder, dass wir anders suchen.«
    Es war jedoch John, der mit Sergeys Lieblingszeile ankam. »Die letzte Suchmaschine, die kein Bastard ist«, schrieb er. Sergey hatte eine Vorliebe für das Wort »Bastard«.
    Als die Entwürfe der ersten Anzeigen von unserem Freelance-Künstler zurückkamen, röstete die Firma sie über einem E-Mail-Flammenkranz und schmorte sie von allen Seiten an. Die meisten Kommentare drehten sich um ästhetische Fragen und waren mit ein paar Korrekturen schnell angepasst. Sergey hatte nur einen gewichtigen Einwand. Der Designer hatte den Spruch »Sie lieben uns wirklich« mit einem Archivfoto versehen, das einen stereotypen Filmstar mit dunkler Sonnenbrille, Kopftuch und einer langen Zigarettenspitze in der Hand zeigte. Sergey hasste alles an dem Bild, von der Künstlichkeit der unerträglichen Hollywoodpersönlichkeit bis zu der Art und Weise, wie das Foto fürs Rauchen warb.
    Larry sagte es frei heraus: »Ich werde keine Zigarettenwerbung machen.«
    Mehrere Tage lang tröpfelte das Feedback ein. Sergey mochte einen bestimmten Grünton

Weitere Kostenlose Bücher