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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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vertrauen.«
    Matt verdiente sich seinen Vertrauensvorschuss, indem er einen der schmutzigsten Job übernahm. Er war erst einen oder zwei Monate bei Google gewesen, als Projektmanagerin Deb Kelly an seinem Arbeitsplatz stehen blieb und fragte:
    »Hey Matt, was hältst du von Pornos?«
    »Kommt darauf an«, antwortete Matt. »Warum fragst du?«
    Deb brauchte jemanden, der einen Filter erstellte, um »erwachsene« Inhalte herauszufiltern, was per Definition bedeutete, den »dunkleren« Teilen des Internets ausgesetzt zu sein. Matt willigte ein, den Job zu übernehmen. Er ging davon aus, dass es nach wenigen Wochen erledigt sei. Stattdessen dauerte es drei Monate, bis er den Prototyp für einen Testlauf hatte. Um eingehende Überprüfungen vornehmen zu können, waren mehr Suchanfragen nötig, als Matt allein bewältigen konnte. Also schickte Matt im Mai 2000 einen Aufruf an seine Kollegen bei Google und bat um deren Unterstützung.
    Niemand antwortete.
    »Das ist merkwürdig«, sagte Matt an dem Abend zu seiner Frau. »Man sollte doch meinen, dass die Leute der offiziellen Aufforderung, sich Pornos anzusehen, nur zu gern nachkommen.«
    Seine Frau meinte, dass es vielleicht nur eine Frage der Motivation sei. »Ich könnte Plätzchen backen«, schlug sie vor, »dann bekommen die Leute eine kleine Belohnung.«
    Am nächsten Tag wiederholte Matt seine Aufforderung, unterfütterte sie jedoch mit dem Angebot kostenloser »Porno-Kekse« für jeden Teilnehmer. Suche nach Pornos, bekomme einen Keks. Ich gehörte zu jenen, die diesem Angebot nicht widerstehen konnten. Während der nächsten Stunden lernte ich etliche neue Ausdrücke für Dinge, die ich zu kennen glaubte.
    Die Pornoindustrie ist ein mörderisches Geschäft, das oft zur Ausbeutung neuer Technologien führt. Bei der Arbeit an dem, was er als SafeSearch bezeichnen würde, stieß Matt auf ein neues Problem für Google: Spam. Spammer versuchten, das System auszutricksen und dadurch ein höheres Ranking innerhalb der Suchergebnisse zu erzielen. Matt stellte sich die Spammer als »Schwarze Hüte« vor, die unsichtbaren weißen Text auf einen weißen Hintergrund stellten, ihre Seiten mit Schlüsselwörtern vollstopften und eine große Bandbreite ausgeklügelter und hinterhältiger Mittel nutzten, um Googles Suchroboter zu täuschen.
    »Wenn du einmal angefangen hast, Spam zu sehen, ist es wie ein Fluch – du siehst es überall«, erzählte mir Matt. Das unmoralische Verhalten der Spammer ärgerte ihn, und selbst nachdem der Filter fertig war, dachte er weiter darüber nach und begann an Googles Advertising-System zu arbeiten. Larry und Sergey dachten, Spam sei kein Thema, da sie davon überzeugt waren, dass Googles PageRank-Algorithmus die Spreu vom Weizen trennen würde.
    »Es dauerte eine Weile, bis Google sich klarmachte, dass PageRank zwar ziemlich Spam-resistent, jedoch nicht hundertprozentig perfekt war«, hob Matt hervor. Er ergriff die Initiative und schlug Alarm. Obwohl es gar nicht mehr seiner Verantwortung unterlag und für das Management keinen Grund zur Sorge darstellte, schlug er vor, gegen Spam vorzugehen. »Eine Sache, die ich bei Google gelernt habe«, erzählte er mir, »ist die, dass du dir deine Glaubwürdigkeit selbst erarbeitest. Wenn du deine eigene Initiative anbringst, ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass du es auch tust, als wenn du nur herumsitzt und darauf wartest, dass jemand zu dir sagt: ›Was willst du mit deinem Leben anfangen?‹«
    Innerhalb weniger Tage vernetzte sich Matt mit einer Gruppe von acht Technikern, einschließlich Jeff, Sanjay und Amit Singhal, die sich mit allgemeiner Suchqualität beschäftigten. Sie luden ihn ein, sich mit ihnen um die Tischtennisplatte zu versammeln und in die tiefsten Aspekte von Googles Kerntechnologie einzutauchen. Matt wurde eingeweiht in die Geheimsoße von Google, die Gewichtungsfaktoren, die bestimmten, ob eine Website unter den ersten Ergebnisseiten war oder irgendwo unter Seite 30 begraben lag.
    Matt beeindruckte mich immer als Säule der Rechtschaffenheit, als Bewahrer des Vertrauens in die algorithmische Integrität und als eiserner Beschützer von Googles Lauterkeit – unser eigener onkelhafter Elliot Ness, der alle zur Rechenschaft zog, die auf parasitäre Weise gediehen, indem sie den Datenverkehr illegal anzapften. Als Student der Universität von Kentucky hatte sich Matt in einem Kooperationsprogramm mit dem Verteidigungsministerium eingeschrieben und verbrachte schließlich ein paar

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