Google-Mitarbeiter Nr. 59
rund um die Uhr. Laut Techniker Chad Lester hielt Claus »Google in den Anfangstagen am Leben. Er schlief an seinem Schreibtisch in zwanzigminütigen Intervallen. In einem Monat bekam er eine Pager-Rechnung über mehrere Tausend Dollar.«
Google handelte seinen Pager-Dienstleistungsvertrag neu aus, gefährdete jedoch nie wieder seine Online-Präsenz. Google.com würde online bleiben, komme, was wolle.
Hier kommt »Sie wissen schon wer«
Es war der Frühling 2000. Allmählich gewöhnte ich mich an den Rhythmus von Google und alles schien glatt zu laufen. Die Grundelemente waren zusammengewachsen: Betriebsanlagen, Kern-Technikmannschaft, Finanz- und Personalmitarbeiter und sogar das Marketing zur Unterstützung eines Produktes, für das die Nachfrage unersättlich schien. In den kommenden Monaten würde es ums Durchhalten gehen. Google erfüllte mit seinem kostenlosen Angebot ein vorher unbefriedigtes Bedürfnis – und mit jedem Vorwärtsschritt stiegen unsere Publikumszahlen höher und höher. Am 8. Mai 2000 überstiegen die Zugriffe auf Google acht Millionen Suchanfragen pro Tag. Zwei Wochen später waren es neun Millionen. In der Theorie konnten wir ungehindert weiterwachsen, aber jeder Vorwärtsschritt drohte, unsere Fahrt zu einem plötzlichen Ende zu bringen, weil wir die Kapazität nicht schnell genug aufstocken konnten.
Der größte Schritt stand in wenigen Wochen an. Keiner sprach darüber, aber als ich in der Cafeteria anstand und darüber diskutierte, was ich von Charlies Appalachian Day Tagesmenü essen konnte (eingelegte Schweinsfüße, Okra-Consommé, Schwarten von frei laufenden Schweinen, MoonPies mit Mayonnaise und Twinkie Cheez-Dogs), schien es mehr als die übliche Zahl leerer Stühle zu geben. Die wenigen Techniker, die ich sah, füllten hastig ihre Tabletts und gingen zurück zu ihren Schreibtischen. Sie trugen den Stress und die Erschöpfung wie kampfzerfetzte Hockeytrikots am Körper.
Gerüchte über ein großes, brenzliges Geschäft verbreiteten sich überall im Unternehmen, aber niemand würde bestätigen, wen wir im Visier hatten.
Urs wusste es. Er beaufsichtigte seine Betriebsmannschaft, die so schnell wie möglich Kapazität in den Rechenzentrumskäfigen schaffen musste. Wir würden jeden Server brauchen, den wir zusammenflicken konnten, um das gefräßige Ungeheuer zu füttern, das wir dort hoffentlich beherbergen würden.
Wir waren hinter Yahoo her.
Der Vertrag mit Inktomi, Suchergebnisse für Yahoo zu liefern, stand im Juni 2000 zur Erneuerung an. Yahoo hatte nicht vor, die Partnerschaft zu verlängern, eine Tatsache, die sie vor der Welt verbargen. Sie wollten, dass Google die Zusatzsuche auf ihrer Seite lieferte, wie wir es für Netscape taten. Wenn User nicht finden konnten, was sie im Verzeichnis von Yahoo suchten, würden sie über Google im Web suchen.
Warum dieser Wechsel? Inktomi betrachtete Portalsuchen als unrentable Nebenbeschäftigung. Sie konzentrierten sich darauf, Such-Dienstleistungen für die internen Netze großer Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Das öffnete die Tür für Google. Larry und Sergey strengten sich an, um günstige Finanzkonditionen anzubieten 58 , und es störte sicher nicht, dass die Stanford-Jungs an der Spitze von Yahoo und die Stanford-Jungs, die Google leiteten, eine gemeinsame Grundlage hatten, oder dass Omid Kordestani Udi Manber kannte – den Verantwortlichen für die Suche bei Yahoo – oder dass Google und Yahoo in Mike Moritz von Sequoiakapital ein Aufsichtsratsmitglied teilten und damit einen Kommunikationskanal hatten, der den Fortschritt des Geschäfts ebnete.
Google versprach auch dramatische Verbesserungen in der Suchqualität. Die Technologie von Google hatte die von Inktomi übertroffen und würde sich weiter verbessern, da sich Google konzentriert mit Verbrauchersuche befasste. Google war jedoch nicht der einzige Anwärter, der einen Platz am Tisch anstrebte, um Inktomis Mittagessen zu verspeisen.
»Anfang 2000 jagte uns FAST 59 zeitweilig einen Schreck ein«, gab Urs zu. »Sie kamen mit einem großen Index heraus und waren ziemlich schnell. Sie waren qualitätsmäßig nicht schlecht, aber sie hatten echte Schwierigkeiten, ihren Index aktuell zu halten.
Vielleicht versuchten sie, zu viele Sachen zu machen. 2001 stellten wir fest, dass wir ergebnismäßig eindeutig besser waren als Inktomi, eindeutig besser als AltaVista, besser als FAST. Wir hatten die beste Suchmaschine.«
War das auch schon im Vorjahr der Fall
Weitere Kostenlose Bücher