Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
verließen sie seinen Körper.
Gooliath hörte sehr gut. An die Wahrheit dieser Worte glaubte er indes nicht. Sie waren irrational. Sie waren verzweifelt. Sie waren nur allzu menschlich: »Am Ende deines jämmerlichen Rachefeldzugs wirst du deine Schwester nicht zurückbekommen. Das ist das Problem mit Rache. Sie ist verzweifelt und destruktiv. Sie ändert rein gar nichts. Doch schon bald danach wirst du erkennen, dass du ein wenig mehr wie ich geworden bist. Akzeptiere die Realität, Mensch. Du kannst nicht gewinnen. Dieses Spiel ist bereits vorüber.«
Machtlos musste David diese Wahrheit anerkennen. All das schien Gooliath eine Art Befriedigung zu verschaffen. Erstmals, in den langen Jahren seiner Existenz, konnte er den Rausch der Macht spü ren und das fühlte sich unglaublich gut an.
Trotzdem unterrich tete er den unwürdigen Menschen vor sich geduldig über die weiteren geplanten Schritte. Ein motivierter Gegner war gegenwärtig alles, was er sich wünschte, denn dass machte einfach mehr Spaß: »Doch deine Einstellung ist genau richtig für unser gemeinsames Kräftemessen. Der Spieltrieb ist nach Ansicht der Menschen ein Zeichen von Intelligenz, also lass uns beginnen. Das letzte Spiel der Menschheit und Du bist ihr Spieler. Denn meiner Einschätzung nach solltest du der Würdigste unter ihnen sein. Erfolg wirst du dennoch nicht haben. Ich gebe dir aber eine Stunde Vorsprung. Nutze sie weise. Danach werde ich meine Hunde von der Kette lassen und dann bist du besser vorbereitet. An deiner Stelle würde ich zunächst die Krankenstation aufsuchen. Nutze dein ‚Direct-Mind II. Beta‘-Implantat und prüfe deinen Operationsbericht. Ich werde ihn für dich sichtbar im virtuellen Raum hinterlegen.« Mit diesen Worten verblasste allmählich das Holo-Pad und ließ David alleine zurück. Die Tür des Kommandoleitstands öffnete sich lautlos und ließ das grelle Licht des Ganges dahinter hinein.
Die Zeit der Verhandlungen war vorü ber. Nun herrschte Krieg und auf Seiten der Menschen stand ein einziger Kämpfer. Ein einundzwanzigjähriger Junge. Ein Kind. Sollte er unterliegen, würde Gooliath seinen Zorn auf die Erde richten - die größte Bedrohung der Menschheit und eine Plage biblischen Ausmaßes. Ein von eigener Hand geschaffenes Wesen mit einer mächtigen rationalen Intelligenz jenseits unserer Vorstellungskraft. Ausgestattet mit Emotionen. Eine Bösartigkeit mit einem einzigen Ziel. Die Menschheit zu vernichten. Wie hieß es doch so schön? ‘Heute stehen wir am Abgrund, doch morgen sind wir einen Schritt weiter.’
Währenddessen:
Gooliath hatte groß artige Fähigkeiten, doch auch er war nicht allmächtig. Noch bevor er seinen Rachefeldzug auf Zerberus vollzog, war es einem Mann gelungen, eine Vielzahl von Leben in Sicherheit zu bringen.
Auch wenn dies seinen eigenen Untergang bedeutete - er hä tte jederzeit wieder so gehandelt. Es war seine Aufgabe, seine Bestimmung, seine Pflicht. Und irgendwann würden die Überlebenden dieser Schlacht seiner gedenken. In ihren Herzen würde er ewig weiterleben.
Viele kleine, wild pochende Herzen warteten ä ngstlich auf Erlösung. Fremdartige Geräusche drangen von überall zu ihnen herein. Wie das hämische Kichern von Hyänen hallte es von den Wänden wider. Die Dunkelheit des Raumes war undurchdringlich. Zitternd und flach atmend waren sie bemüht, keinen Laut von sich zu geben, denn der Mann, der sie in diesen Raum sperrte, hatte drauf gedrängt. Ein einziges Zeichen ihrer Existenz würde ihrer aller Tod bedeuten.
* * *
Die Menschheit hatte in ihrer Geschichte schon mehrmals am Abgrund gestanden. Ein sehr reales Beispiel dafür fand vor ungefähr 80 Jahren statt. Kurz nach Mitternacht des 26. September 1983 meldete der Computer im Serpuchow-15-Bunker, 50 Kilometer südlich von Moskau, eine auf die Sowjetunion anfliegende amerikanische Atomrakete.
Das satellitengestü tzte sowjetische Frühwarnsystem hatte Sonnenreflexionen auf Wolken in der Nähe der Malmstrom Air Force Base in Montana, wo auch amerikanische Interkontinentalraketen stationiert waren, als Raketenstarts fehlinterpretiert. Oberstleutnant Stanislaw Petrow war in dieser Nacht der diensthabende Offizier. Seine Aufgabe bestand in der computer- und satellitengestützten Überwachung des sowjetischen Luftraumes. Im Falle eines nuklearen Erstschlags auf die UdSSR sah die Strategie einen mit allen Mitteln geführten sofortigen nuklearen Gegenschlag vor. Stanislaw Petrow schätzte den Fehlalarm
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