Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
solide Handarbeit.
Offenbar hatte sie ihre Befreiungsve rsuche wieder aufgegeben. Ein roter Kopf und zerscheuerte Arme wiesen jedoch darauf hin, dass sie es wenigstens versucht hatte. Schon bald würde ihr Widerstand für immer zerbrechen.
Nur wenige Meter entfernt war der angekettete Assimilant deutlich zu erken nen. Bedrohlich und kraftvoll riss er an seiner Fessel. Ein ums andere Mal sprühten Funken von den aufeinanderschlagenden Kettengliedern.
Zum Abschluss bewies Gooliath, dass er mittlerweile ein wahrer Meister in der Manipulation von Menschen geworden war. Alles Schlechte, was mit Emotionen möglich wurde, hatte er bis zur Perfektion entwickelt. Astrid war in Kenntnis darüber gesetzt worden, dass David ihr zusah. Was auf diese Information folgen würde, war klar. Astrid schrie und weinte. Sie ließ ihrer Verzweiflung freien Lauf. Sie flehte um ihr Leben.
In diesem Augenblick entließ Gooliath sie aus dem schützenden Bahnhof. Der Zug der Tortur kam langsam ins Rollen. Über bereits gesetzte Implantate fügte er ihr eine Vielzahl unterschiedlichster Schmerzen zu. Astrid begann zu zucken. Immer wieder schrie sie in ihrem Flehen unvermittelt auf. Von heftigen Schmerzstößen wurde sie hin und her geworfen. Der Anblick war bizarr und absolut unästhetisch.
Schon bald nahm die Folter gewaltig an Fahrt auf. Die punktuellen An fälle häuften sich und wurden stärker. Machtlos musste David mit ansehen, wie sich Astrid durch ihre eigenen Bewegungen an den Fesseln blutig scheuerte. Bereits nach wenigen Sekunden hatten sich die Fasern der Seile an ihren Armen tiefrot verfärbt.
Sie beg ann schäumend zu sabbern und entleerte ihre Blase. Ihre Augäpfel verdrehten sich, bis nur noch das Weiß zu sehen war. Mit unkontrollierten Schreien bestätigte sie, dass ihre Zeit gekommen war. Doch weit und breit gab es keinen Exorzisten, der sie von ihrem Dämon hätte befreien können.
Gooliath gab sich unbeeindruckt: » Ihr Lebewesen seid auch nur eine bloße Ansammlung von Atomen und Molekülen, die kurioserweise kooperieren. Am Ende unterscheidet ihr euch für mich aber nicht von toter Materie. Die Stimulation von Schmerzen ist allerdings ein interessanter Weg, tiefergehende Studien durchzuführen, doch im Grunde sind sie eine bloße Interpretation von elektrischen Reizen. Zu eurem eigenen Wohl solltet ihr sie einfach ignorieren.«
Diese Worte waren unmenschlich. Sie waren grausam und durchtrieben. Tränen der Ohnmacht mischten sich mit unbändiger Wut. Gooliath blieb kalt: »Es ist höchst beachtlich, dass ihr Menschen in der Lage seid, die Emotionen anderer Lebewesen selber zu spüren. Schon eine tolle Sache, solche Spiegelneuronen im Gehirn. Eine nette Erfindung der Natur. Aber noch erstaunlicher finde ich den Umstand, dass die meisten Leute es vorziehen würden, das Elend am eigenen Leib zu ertragen, als einen geliebten Menschen leiden zu sehen.« Er wandte sich direkt an David: »Und? Wie fühlst du dich?«
Ohne es zu wollen, ergrü ndete dieser tatsächlich seine Gefühle, kam allerdings zu keinem klaren Schluss. Diese Situation war einfach zu viel für ihn. Wut, Trauer, Hass, Verzweiflung, Panik... Er konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Eines hatten all diese Gefühle indes gemeinsam. Keine von diesen Emotionen war positiv.
Doch David war diszipliniert. Er hatte Gooliath schon einmal gesagt, dass er ihn vernichten wü rde, auch wenn dies mehr einem Wunsch denn einem realistischen Vorhaben entsprach. Ihn erneut zu bedrohen, zu verfluchen oder zu beschimpfen hätte ihn vermutlich nur befriedigt. Diesen Sieg wollte er ihm aber unter keinen Umständen zugestehen. Also raffte er sich auf und machte sich auf den Weg. Gooliaths Frage ließ er unbeantwortet im Raum vergehen.
Astrids Schreie hallten noch lange in Davids Kopf nach. Warum er sich letztendlich von dem Schauspiel abgewandt hatte, konnte er selber nicht mit Gewissheit sagen. Wahrscheinlich war der Gedanke nicht zu ertragen, dass er sich bereits gegen sie entschieden hatte. Seine Schwester ging vor, da gab es keinen Zweifel.
So schlug auch Gooliaths letzter Versuch, David zumindest zum Zö gern zu verleiten, fehl. Dennoch würde die Bedeutung seiner Worten ihn ein Leben lang begleiten: »David. Dein böser Zwilling wird das Letzte sein, was Astrid Bergen als Mensch zu sehen bekommt. Sie wird glauben, du hättest sie getötet.«
Dennoch konnte David nicht anders, als seinen bereits eingeschlagenen Weg bis zum unerbittlichen Ende zu gehen. U nd Gooliath
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