GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde
vor mir rührte sich; die Wi r kung der Droge ließ nach. Sie stöhnte leise und lehnte sich zurück. Schon beim Start hatte ich ihre Hand- und Fußfesseln gelöst und nur den breiten Gurt unberührt g e lassen, der sie auf dem Rücken des Tarn festhielt. Ich g e dachte den Plan des Rates nicht bis in die letzten Einze l heiten auszuführen – jedenfalls nicht, soweit er dieses Mädchen betraf, obwohl sie ihre Rolle übernommen ha t te und wußte, daß sie nicht mit dem Leben davonko m men konnte. Ich kannte kaum mehr als ihren Namen – Sana – und die Tatsache, daß sie eine Sklavin aus der Stadt Thentis war.
Der Ältere Tarl hatte mir erzählt, daß Thentis für seine Tarnschwärme bekannt war und daß sich der Name von den Thentis-Bergen herleitete, in denen sie liegt. Krieger aus Ar hatten eines Tages die Tarnschwärme und die ä u ßeren Türme von Thentis überfallen und dabei das Mä d chen gefangengenommen. Sie war am Tage des Liebe s festes in Ar verkauft worden und war an einen Agenten meines Vaters gefallen. Dieser Mann hatte den Auftrag, gemäß dem Plan des Rates ein Mädchen zu erst e hen, das für die Rache an Ar ihr Leben geben wü r de.
Ich hatte Mitleid mit ihr. Sie hatte viel durchgemacht und war zweifellos nicht aus dem gleichen Holz g e schnitzt wie die Mädchen in der Taverne; ihr wäre ein Leben in Sklaverei bestimmt nicht leichtgefallen. Ich ha t te irgendwie das Gefühl, daß sie trotz ihres Sklavenkr a gens ein freier Mensch war – schon seit dem Augenblick, da mein Vater ihr b e fohlen hatte, sich mir zu unterwerfen und mich als ihren neuen Herrn zu akzeptieren. Sie war aufg e standen, war auf nackten Füßen quer durch den Raum auf mich zugekommen und war vor mir niederg e kniet, wobei sie den Kopf senkte und mir mit gekreuzten Unterarmen die Hände reichte. Die rituelle Bedeutung dieser Geste entging mir nicht; sie bot mir ihre Handg e lenke dar, als sollte ich sie fe s seln. Ihre Rolle in dem Plan war einfach, aber tö d lich.
Der Heimstein Ars wurde wie in den meisten Zylinde r städten auf dem höchsten Turm der Stadt aufbewahrt, frei auf dem Dach liegend, wie zur Herausforderung für die Tarnkrieger rivalisiere n der Städte. Natürlich wurde das Heiligtum gut b e wacht und beim ersten Anzeichen von Gefahr sofort in Sicherheit gebracht. Jeder Angriff auf den Heimstein galt bei den Bürgern einer Stadt als schreckliches Sakrileg und wurde unweigerlich mit dem Tode bestraft; paradoxerweise war es die größte Ruhme s tat überhaupt, mit dem Heimstein einer anderen Stadt nach Hause zu kommen, und einem Krieger, dem dieses gelang, wurden die höchsten Ehrungen z u teil, und er wurde als ein Mann angesehen, dem die Priesterkönige wohlgesinnt waren.
Der Heimstein einer Stadt ist Mittelpunkt verschied e ner Rituale. Das nächste war das Pflanzfest des Korns Sa-Tarna, der Lebenstochter, das jedes Frühjahr gefeiert wurde, um eine gute Ernte zu gewährleisten. Es ist ein kompliziertes Fest, das in den meisten goreanischen Stä d ten bekannt ist, und zerfällt in zahlreiche diffizile R i tuale. Sie werden meistens von den Wissenden einer Stadt arrangiert und ausgeführt. Gewisse Momente der Zeremonie sind jedoch oft Mitgliedern der anderen H o hen K a sten vorbehalten.
In Ar geht zum Beispiel früh am Morgen ein Mitglied der Hausbauer auf das Dach, auf dem der Heimstein au f bewahrt wird, und setzt ein primitives Symbol seines B e rufs, ein metallenes Rechteck, vor dem Stein ab und betet zu den Priesterkönigen um das Wohlergehen seiner Kaste im kommenden Jahr; später legt ein Krieger seine Wa f fen vor dem Stein nieder, gefolgt von Vertretern der a n deren Kasten. Wichtig dabei ist, daß sich die Wächter des Heimsteins in das Innere des Zylinders zurückziehen, während diese Vertreter der Hohen Kasten ihre Rituale verrichten. Der jeweilige Bittsteller soll mit den Prieste r königen allein sein, so wird gesagt.
Als Höhepunkt des Pflanzfestes in Ar – sehr wichtig für den Plan des Rates von Ko-ro-ba – betritt ein Mi t glied der Familie des Ubars das Dach bei Nacht, unter den drei vollen Monden, mit denen das Fest zu tun hat. Es wirft Korn auf den Stein und sprengt einige Tropfen eines r o ten weinähnlichen Getränks darüber, das aus der Frucht des Ka-la-na-Baums gewonnen wird. Das Mi t glied der Ubar-Familie betet dann zu den Priestergöttern und erbi t tet eine reiche Ernte. Dann kehrt es in das Innere des Zylinders zurück, woraufhin die Wächter des Hei m steins i h ren
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