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GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde

GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde

Titel: GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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der Ältere Tarl. »Das Training ist ausg e zeichnet. Der Wille des Tarns darf nicht gebrochen werden – jedenfalls nicht bei einem Kampftarn. Er ist so weit gezähmt, daß es auf die Stärke seines Herrn a n kommt, ob das Tier ihn au f frißt oder ihm gehorcht. Du wirst deinen noch kennenlernen, und er dich. Ihr beide werdet am Himmel eins sein – der Tarn der Körper und du sein Wi l le. Du wirst in ständigem Waffenstillstand mit ihm leben. Wenn du schwach oder hilflos bist, tötet er dich. Solange du aber stark bleibst und dich als sein Herr behauptest, achtet und respektiert er dich.« Er schwieg einen Auge n blick. »Wir waren uns deiner nicht sicher, dein Vater und ich, aber heute weiß ich es ganz genau. Du hast einen Tarn, einen Kampftarn g e zähmt. In deinen Adern muß das Blut deines Vaters fließen, der einmal Ubar, der Kriegsherr von Ko-ro-ba, der Stadt der Zylinder, war und jetzt ihr Administrator ist.«
    Ich war überrascht, denn ich hatte nicht gewußt, daß mein Vater Kriegsherr dieser Stadt gewesen war und nun als ihr oberster ziviler Beamter fu n gierte.
    Unser Gespräch wurde plötzlich unterbrochen. Das Brausen von Flügeln ertönte vor unserem Fenster, und der Ältere Tarl stürzte sich auf mich und zog mich zu Boden. Im gleichen Augenblick zischte der Eisenbolzen einer Armbrust durch eines der schmalen Fenster herein, prallte sirrend gegen die Wand hinter meinem Stuhlbein und flog kreiselnd durch das Zimmer. Ich erhaschte einen Blick auf den schwarzen Helm eines Tarnsmannes, der schon wieder davonflatterte. Rufe ertönten, hastige Schri t te waren zu hören. Ich eilte an das Fenster und sah, daß mehrere Armbrustbolzen hinter dem Angreifer he r flogen, der schon fast ein halbes Pasang entfernt war.
    »Ein Mitglied der Kaste der Attentäter«, sagte der Ält e re Tarl. »Marlenus, der gern Ubar von ganz Gor wäre, weiß von deiner Existenz.«
    »Wer ist Marlenus?« fragte ich mit zittriger Sti m me.
    »Das erfährst du morgen«, erwiderte der Ältere Tarl. »Und morgen wird man dir auch sagen, wa r um du nach Gor gebracht wurdest.«
    »Warum kann ich das nicht jetzt erfahren?«
    »Weil der Morgen schnell genug heranrückt«, antwo r tete der Ältere Tarl.
    Ich starrte ihn an. »Und heute abend?« fragte ich.
    »Heute abend«, sagte er, »besaufen wir uns.«
     
    Am nächsten Morgen erwachte ich auf der Schla f matte in der Ecke meiner Wohnung. Mir war kalt. Ich hatte fürc h terliche Kopfschmerzen, und es war, als stachen mir u n zählige Speerspitzen durch das Gehirn. Ich stemmte mich vorsichtig hoch, stand auf, stolperte zur Waschschüssel auf dem Tisch und spritzte mir Wasser ins Gesicht.
    Was gestern abend vorgefallen war, wußte ich nicht mehr so recht. Der Ältere Tarl und ich hatten eine Runde durch die Tavernen der Stadt gemacht, und ich wußte noch, daß ich singend über schmale, geländerlose Brü c ken gestolpert war. Der Ältere Tarl hatte ebenfalls von dem gegorenen Kornsaft zuviel getrunken; Pagar-Sa-Tarna hieß er, Vergnügen der Lebenstochter. Er wurde aber stets nur ›P a ga‹ genannt. Ich hatte keine große Lust, das Zeug jemals wieder zu probieren.
    Ich erinnerte mich auch an die Mädchen in der letzten Taverne, herrliche Gestalten in seidenen Tanzkleidern, Unterhaltungssklaven, wie Tiere zur Leidenschaft g e züchtet. Wenn es geborene Sklaven und geborene Freie gab, wie der Ältere Tarl behauptete, dann waren jene Mädchen geborene Sklavinnen gewesen. Es war unmö g lich, sie sich anders vorzustellen; aber auch sie hatten s i cherlich ein schmerzhaftes Erwachen, rappelten sich auf, säuberten sich. Ich erinnerte mich besonders an ein Mä d chen, ein gertenschlanker Körper, das schwa r ze Haar wirr auf den braunen Schultern, die Glocken an ihren Fußgelenken, das leise Klingen in der ve r hängten Nische. Ich mußte plötzlich daran denken, daß ich dieses Mä d chen gern länger besessen hätte, als die eine Stunde, für die ich sie bezahlt ha t te. Ich verbannte den Gedanken aus meinem schmerzenden Kopf und knöpfte eben meine Tunika zu, als der Ältere Tarl den Raum betrat.
    »Wir gehen jetzt in den Ratssaal«, sagte er.
    Ich folgte ihm.
    Der Ratssaal ist der Raum, in dem die gewählten Ve r treter der Hohen Kasten Ko-ro-bas ihre Zusa m menkünfte abhalten. Jede Stadt hat einen solchen Raum. Er befand sich im größten Zylinder, und die Decke war mindestens sechsmal so hoch wie ein gewöhnlicher Raum. Die Lichtpunkte, die mich an den Sternenhimmel erinnerten,

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