GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde
würdest.«
»Mein Vater und meine Brüder werden dich belo h nen.«
»Nein«, sagte ich.
»Wenn du wünschst, müssen sie mich dir überlassen, ohne Brautgeld.«
»Der Ritt nach Thentis ist lang«, sagte ich.
Sie erwiderte stolz: »Mein Brautpreis wären hundert Tarns.«
Ich pfiff leise vor mich hin – meine ehemalige Sklavin hätte einen hohen Preis erbracht. Mit dem Gehalt eines Kriegers hätte ich sie mir nicht leisten können.
»Wenn du landen willst«, sagte Sana, die mich offe n sichtlich auf irgendeine Weise entschädigen wollte, »bin ich dir gern gefällig.«
»Möchtest du den Wert des Geschenkes herabsetzen, das ich dir mache?« fragte ich.
Sie überlegte einen Augenblick und küßte mich dann sanft auf die Lippen. »Nein, Tarl Cabot von Ko-ro-ba«, sagte sie, »aber du weißt, daß du mir am Herzen liegst.«
Ich machte mir klar, daß sie mich als freie Frau ang e sprochen hatte, indem sie meinen Namen benutzte. Ich legte die Arme um sie und versuchte sie vor dem kühlen Hauch des Windes zu schützen.
Auf einem Turm in Thentis ließ ich sie zurück, küßte sie noch einmal und entfernte ihre Arme von meinem Hals. Sie weinte. Ich zog den Tarn in die Luft und winkte der kleinen Gestalt zu, die noch immer den gestreiften Umhang einer Sklavin trug. Sie hatte den weißen Arm gehoben, und ihr blondes Haar wehte hinter ihr im Wind, der über das nackte Dach fegte.
Ich schlug die Richtung nach Ar ein.
Als ich den Vosk, jenen mächtigen, vierzig Pasang breiten Fluß überquerte, der die Grenze Ars bildet und sich in den Tambergolf ergießt, machte ich mir klar, daß ich nun endlich das Imperium Ars erreicht hatte. Sana hatte mir die Giftkapsel aufdrängen wollen, die ihr der Rat zum eigenen Gebrauch überlassen hatte. Doch ich hatte die Tablette fortgeworfen. Sie war eine Vers u chung, der ich nicht erliegen wollte. Wenn der Tod so leicht fiel, lag mir vie l leicht nicht mehr so viel am Leben. Es mochte der Augenblick kommen, da ich diese En t scheidung bedaue r te.
Es dauerte drei Tage, ehe ich die Stadt Ar erreichte. Kurz nachdem ich den Vosk überquert hatte, war ich niederg e gangen und hatte mein Lager aufgeschlagen. Von nun an reiste ich nur noch bei Nacht. Während des Tages ließ ich meinen Tarn frei, der sich nach Belieben ernä h ren konnte.
Während des ersten Tages ruhte ich im Schatten eines kleinen Baumhains, von denen es hier im Grenzland Ars viele gab, schlief, aß von meinen R a tionen und übte mit meinen Waffen und versuchte meine Muskeln geschme i dig zu halten – trotz der Anstrengung der langen Tarnri t te. Aber ich langweilte mich. Zuerst war sogar die Lan d schaft d e primierend, denn die Bewohner Ars hatten zur Kennzeichnung ihrer Grenze ein Gebiet von etwa dre i hundert Pasang verwüstet; sie hatten Fruchtbäume g e fällt, Brunnen zugeschüttet und die fruchtbaren Gebiete versa l zen. Aus praktischen E r wägungen hatte sich Ar mit einer unsichtbaren Mauer umgeben, einem trocke n gebleichten Gürtel, der für Fußvolk fast unpassierbar war.
Am zweiten Tag hatte ich mehr Glück; ich schlug mein Lager in einer grasbestandenen Ebene auf, die hier und dort mit Ka-la-na-Bäumen bestanden war. In der Nacht war ich über Kornfelder dahingeflogen, die sil b riggelb im Licht der drei Monde schimmerten. Ich ric h tete mich während meines Fluges nach der schimmer n den Nadel des Gor-Kompasses, die stets auf das Sarda r gebirge gerichtet war, die Festung der Priesterkönige. Manchmal lenkte ich meinen Tarn auch nach den Ste r nen – die gle i chen Fixsterne, die ich schon aus anderem Winkel von den Bergen in New Hampshire aus gesehen hatte.
Am dritten Tag lagerte ich in dem Sumpfwald, der die Stadt Ar im Norden begrenzt. Ich hatte mir diese Gegend ausgesucht, weil sie in unmittelbarer Nähe Ars am w e nigstens bewohnt ist. In der letzten Nacht hatte ich zu viele Dorffeuer gesehen, und zweimal waren die Tar n pfeifen naher Patrouillen zu hören gewesen, die jeweils aus drei Kriegern bestanden. Ich dachte daran, das Pr o jekt überhaupt aufzugeben, mich als Deserteur aus der Gesellschaft selbst auszustoßen. Ich wollte diesem wahnsinn i gen Plan entfliehen.
Aber eine Stunde vor Mitternacht des Tages, an dem das Pflanzfest der Sa-Tarna gefeiert wurde, stieg ich wi e der in den Sattel meines Tarn, zog den ersten Zügel und stieg über die dichtbelaubten Bäume des Sumpfwaldes auf. Im gleichen Auge n blick hörte ich den heiseren Schrei eines Patrouille n führers: »Da ist er! Wir
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