GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde
dir heute nacht nicht die Kehle durch.«
Ich lachte und nahm sie kurz in die Arme. Plöt z lich spürte ich, wie mein Herz schneller schlug. Auch Talena reagierte auf meine Berührung. Ich wollte sie überhaupt nicht mehr loslassen, wollte sie nur noch für mich. Nur unter Aufbietung aller Willenskräfte konnte ich mich dem magischen Zwang ihrer Augen entziehen.
»So«, sagte sie verächtlich, »so behandelt also ein Tarnkämpfer die Tochter eines reichen Kau f manns!«
Ich legte mich ins Gras und wandte mich ab. La n ge Zeit konnte ich nicht einschlafen.
Am Morgen verließen wir sehr früh unser Lager. Unser Frühstück bestand aus einem Schluck Wasser und ein i gen kleinen trockenen Beeren, die wir an Büschen fa n den. Wir waren noch nicht lange unterwegs, als Talena meinen Arm ergriff. Ich horchte und machte das Stam p fen eines Tharlarions aus. »Ein Krieger«, sagte ich.
»Schnell«, befahl sie. »Die Haube!«
Ich stülpte ihr die Haube über und fesselte sie h a stig.
Das Klirren der Klauen des Tharlarions wurde lauter.
Gleich darauf kam der Reiter in Sicht, ein prächtiger, bärtiger Krieger mit goldenem Helm und Tharlarionla n ze. Er brachte die Reitechse wenige Meter vor mir zum St e hen. Er ritt einen Tharlarion von der Art, die man als Gr o ßen Tharlarion bezeichnet, ein Tier, das sich in gr o ßen Sprüngen auf den Hinterbeinen fortbewegt. Die beiden lächerlichen kleinen Vorderbeine hingen nutzlos he r ab.
»Wer bist du?« fragte der Mann.
»Ich bin Tarl aus Bristol«, antwortete ich.
»Bristol?« erwiderte der Krieger ratlos.
»Hast du noch nie davon gehört?« fragte ich u n gläubig.
»Nein«, gab er offen zu. »Ich bin Kazrak aus Port Kar, im Dienste Mintars aus der Kaste der Kaufle u te.«
Port Kar war mir bekannt. Es handelte sich um e i ne Stadt im Voskdelta, die ziemlich verrufen war.
Der Krieger deutete mit seiner Lanze auf Talena. »Wer ist das?« fragte er.
»Du brauchst ihren Namen oder ihre Herkunft nicht zu kennen«, sagte ich.
Der Krieger lachte und schlug sich auf die Schenkel. »Du willst mir wahrscheinlich einreden, daß sie aus einer Hohen Kaste stammt«, sagte er. »Sicher ist sie nur die Tochter eines Ziegenhüters.«
»Gibt es Neuigkeiten aus Ar?« fragte ich, ohne mich um Talenas nervöses Zusammenzucken zu kümmern.
»Dort herrscht Krieg«, sagte der Reiter erfreut. »Wä h rend die Bewohner Ars miteinander um die Zylinder kämpfen, sammelt sich eine Armee aus fünfzig Städten an den Ufern des Vosk. Sie will in Ar einfallen. Dort u n ten gibt es ein Lager, wie man es selten sieht – eine Stadt aus Zelten, pasanggroßen Tharlarionweiden, und die Fl ü gel der Tarns klingen wie Donner aus dem Himmel.«
Ihre Stimme klang gedämpft unter der Haube, als Tal e na jetzt sagte: »Die Geier kommen und fallen über die verwundeten Tarnkämpfer her.« Es war ein goreanisches Sprichwort.
»Ich habe das Mädchen nicht angesprochen«, sa g te der Krieger. »Sie trägt ihre Fesseln wohl noch nicht lange.«
»Welches ist dein Ziel?« fragte ich.
»Die Stadt der Zelte am Ufer des Vosk«, erwiderte der Krieger.
»Was gibt es Neues vom Ubar Marlenus?« fragte Tal e na.
»Du solltest sie schlagen«, sagte der Krieger, gab j e doch Antwort. »Nichts. Er ist geflohen.«
»Und was gibt es Neues über den Heimstein von Ar und die Tochter des Marlenus?« fragte ich. So etwas mußte jeden Mann in Ar interessieren.
»Der Heimstein wird in hundert Städten verm u tet. Man sagt auch, daß er vernichtet wurde. Nur die Priesterkön i ge wissen das!«
»Und die Tochter von Marlenus?«
»Sie ist bestimmt im Schlafgemach des kühnsten Tar n kämpfers auf Gor«, sagte der Krieger lachend. »Ich ho f fe, er hat so viel Glück mit ihr wie mit dem Heimstein. Sie soll das Temperament eines Tharl a rion haben – und ein entsprechendes Gesicht dazu.«
Talena erstarrte. »Ich habe gehört«, sagte sie hochm ü tig, »daß die Tochter des Ubar die schönste Frau auf ganz Gor ist.«
»Das Mädchen gefällt mir«, sagte der Krieger. »Übe r laß sie mir!«
»Nein«, erwiderte ich.
»Überlaß sie mir, oder mein Tharlarion zertritt dich«, schnappte er. »Oder möchtest du lieber von meiner La n ze aufgespießt werden?«
»Du kennst die Regeln«, sagte ich ruhig. »Wenn du sie willst, mußt du mich herausfordern und mir die Wahl der Waffen überlassen.«
Das Gesicht des Kriegers verdunkelte sich. Dann warf er den prächtigen Kopf zurück und lachte. Se i ne Zähne schimmerten hell
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