GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde
reglos im Gras. Die schweren Handsche l len hatten ihm den Schäde l knochen gespalten.
Ich durchsuchte die Beutel des Offiziers und fand den Schlüssel zu meinen Handschellen. Es bereitete mir M ü he, ihn in die vorgesehene Öffnung zu st e cken.
»Laß mich das machen«, sagte Talena, nahm den Schlüssel und öffnete das Schloß. Ich warf die Fe s sel ab und rieb mir die Handgelenke.
»Ich bitte dich«, sagte Talena, die niedergeschlagen neben mir stand, die Hände in der bunten Skl a venfessel.
»Natürlich«, sagte ich. »Es tut mir leid.« Ich suc h te weiter in dem Beutel und fand schließlich auch den wi n zigen Schlüssel für die Sklavenfesseln. Ich b e freite sie.
Nun machte ich mich an eine eingehende Unters u chung der Beutel und Waffen.
»Was hast du vor?« fragte Talena.
»Ich nehme mir, was wir brauchen können«, sagte ich und sortierte den Inhalt der Beutel. Wichtigste Gege n stände waren ein Kompaß-Chronometer, einige Eßrati o nen, zwei Wasserflaschen, Bogense h nen, Fäden und Öl für den Mechanismus einer Armbrust. Ich beschloß, mein eigenes Schwert und die Armbrust des Soldaten mitz u nehmen, die ich entspannte. Der Köcher enthielt etwa zehn Geschosse. Keiner der Soldaten hatte einen Speer oder einen Schild bei sich gehabt. Anschließend trug ich die beiden Körper zum Sumpf hinab und warf sie in das schmutzige Wasser.
Als ich auf die Lichtung zurückkehrte, saß Talena im Gras. Ich war überrascht, daß sie sich noch nicht wieder angekleidet hatte. Sie hatte ihr Kinn auf das Knie gelegt, und als sie mich erblickte, fragte sie ziemlich unterwü r fig: »Darf ich mich anziehen?«
»Aber sicher.«
Sie lächelte. »Wie du siehst, trage ich keine Wa f fen bei mir.«
»Du unterschätzt dich«, sagte ich.
Sie schien geschmeichelt zu sein. Aus ihrer schmutz i gen Kleidung suchte sie sich ein Stück U n terkleid heraus, etwas Blauseidenes, das die Schultern frei ließ, zog es über und band es mit einem Gürtel aus Schleierseide z u sammen. Mehr nahm sie nicht. Überraschenderweise schien sie keinen G e danken mehr an ihr Aussehen zu verschwenden; sie wirkte ehrlich erleichtert, die hinderl i che Festkleidung der Tochter des Ubar los zu sein. Das Unterkleid, das natürlich für ihre hohen Schuhe berec h net war, hing ihr über die Füße. Auf ihre Bitte schnitt ich ihr den Stoff zurecht, bis er einige Zentimeter über den Fu ß gelenken endete.
»Danke«, sagte sie.
Ich lächelte sie an. Das schien eine völlig neue Talena zu sein.
Sie wanderte auf der Lichtung umher. Offensichtlich gefiel sie sich sehr; sie drehte sich mehrmals im Kreise und schien sich an der neugewonnenen Bewegungsfre i heit zu freuen.
Ich nahm einige Ka-la-na-Früchte auf und öffnete zwei Eßrationen. Talena setzte sich neben mir ins Gras. Wir teilten uns die Mahlzeit.
»Tut mir leid, was mit deinem Vater geschehen ist«, sagte ich.
»Er war der Ubar aller Ubars«, sagte sie und zögerte einen Augenblick. »Das Leben eines Ubar ist stets g e fahrvoll.« Nachdenklich starrte sie ins Gras. »Er muß gewußt haben, daß es eines Tages so kommen würde.«
»Hat er denn nie mit dir darüber gesprochen?« fragte ich.
Sie warf den Kopf zurück und lachte. »Stammst du denn nicht aus Gor? Ich habe meinen Vater nur bei den öffentlichen Feiern gesehen. Die Töchter der Hohen K a sten werden in Ar in den Hohen Gärten aufgezogen, wie Blumen, bis irgendein hochgeborener Bräutigam, vo r zugsweise ein Ubar oder ein Administrator, den Brau t preis zahlt, der von den Vätern festgelegt ist.«
»Soll das heißen, daß du deinen Vater überhaupt nicht gekannt hast?« fragte ich.
»Ist das denn in deiner Stadt anders, Krieger?«
»Ja«, sagte ich und dachte daran, daß in Ko-ro-ba die Familie noch immer in hohen Ehren stand. Ich überlegte, ob das vielleicht auf den Einfluß meines Vaters zurüc k zuführen war, dessen irdische Einste l lung zuweilen mit den rauhen Sitten auf Gor in Konflikt geriet.
»Das würde mir wohl gefallen«, sagte sie. Dann m u sterte sie mich eingehend. »Aus welcher Stadt kommst du, Krieger?«
»Nicht aus Ar«, erwiderte ich.
»Darf ich deinen Namen wissen?«
»Ich heiße Tarl.«
»Ah, du bist Tarl Cabot aus Ko-ro-ba, nicht wahr?«
Ich konnte mein Erstaunen nicht verbergen, und sie lachte fröhlich. »Wußte ich's doch«, sagte sie.
»Woher?«
»Der Ring«, fuhr sie fort und deutete auf das rote M e tallband, das meinen rechten Mittelfinger umspannte. »Das ist das Zeichen Cabots, des
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