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GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

Titel: GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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gewaltiger Körper wu r de von heftigem Schluchzen erschüttert, den massigen Kopf barg er in den Händen, und mit schwerer, gutturaler Stimme stieß er ein verzweifeltes Stöhnen aus.
    In solchen Augenblicken muß man einen Mann allein lassen, denn nach goreanischer Auffassung erniedrigt Mitleid sowohl den, der das Mitleid empfindet, als auch den, auf den es sich bezieht. Nach goreanischem Brauc h tum darf man Liebe empfinden, aber kein Mitleid.
    Ich ging also weiter.
    Mein Hunger war vergessen. An die Gefahren der Straße dachte ich nicht mehr.
    Ich würde im Morgengrauen Ko-ro-ba erreichen.

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    In der Dunkelheit näherte ich mich stolpernd den Mauern Ko-ro-bas, wobei ich mit dem Schaft meines Speers auf das Straßenpflaster klopfte, um nicht vom Wege abz u kommen und Schlangen zu verscheuchen. Es war ein Alptraummarsch, ein sinnloses Unterfangen, diese Suche nach meiner Stadt, mitten in der Nacht. Oft stieß ich auf Hindernisse und stürzte, mußte Kratzer einstecken, doch ich wurde von meinen selbstquälerischen Zweifeln und Ängsten vorangetrieben, die mir keine Ruhe gönnten, bis ich wieder auf den geschwungenen Brücken Ko-ro-bas stand.
    War ich nicht Tarl aus Ko-ro-ba? Gab es denn diese Stadt nicht? Jeder Pasangstein sprach davon – verkünd e te, daß am Ende der Straße eine solche Stadt wartete. Aber warum war die Straße so ungepflegt? Warum reiste niemand darauf? Warum hatte sich Zosk aus der Kaste der Holzträger so seltsam benommen? Warum zeigten mein Schild, mein Helm und meine sonstige Ausrüstung nicht das stolze Wappen Ko-ro-bas?
    Einmal schrie ich schmerzerfüllt auf. Zwei Hauer ha t ten sich in meinen Schenkel verbissen. Eine Ost, dachte ich zuerst. Doch die Zähne ließen nicht locker, und ich hörte das knallende, saugende Geräusch der blasenähnl i chen Samenbeutel einer Blutpflanze, die sich wie kleine, häßliche Lungen zusammenzogen und wieder dehnten. Ich bückte mich und riß die Pflanze am Straßenrand aus dem Boden. Sie wand sich mit keuchenden Beuteln wie eine Schlange in meiner Hand. Ich zerrte die beiden hahnähnlichen Spitzen aus meinem Fleisch. Die Blu t pflanze stößt wie eine Kobra zu und schlägt zwei hohle Dornen in ihre Opfer. Die chemischen Reaktionen auf die blasenähnlichen Beutel führen zu einer mechanischen Pumpwirkung, und das Blut wird in die Pflanze gesaugt, die sich davon ernährt. Als ich das Ding von meinem Bein entfernte, erleichtert, daß es nicht die Zähne der bösartigen Ost gewesen waren, kamen die drei Monde Gors hinter den dunklen Wolken hervor. Ich hielt die zi t ternde Pflanze in die Höhe und riß sie auseinander. Schon vermischte sich mein Blut, dunkelschimmernd in der silbrigen Nacht, mit den Säften der Pflanze und ve r dunkelte den Stengel bis zu den Wurzeln. In etwa zwei oder drei Sekunden hatte sie fast einen Viertelliter Flü s sigkeit angesaugt. Erschauernd schleuderte ich die Pfla n ze von mir Gewöhnlich werden solche Gewächse von den Straßenrändern und aus bewohnten Gegenden en t fernt. Sie sind gefährlich, vorwiegend für Kinder und kleine Tiere, doch auch ein erwachsener Mann, der sich in eine Gruppe solcher Pflanzen verirrt, kann zu Schaden kommen.
    Ich machte Anstalten, meine Wanderung fortzusetzen, dankbar, daß mir die drei goreanischen Monde den g e fährlichen Weg etwas erhellten. Ich fragte mich in einem Augenblick der Vernunft, ob es nicht besser gewesen w ä re, ein Versteck zu suchen, und ich wußte auch, daß ich nichts Besseres tun konnte, aber ich schaffte es einfach nicht; in mir brannte eine Frage, die ich mir nicht zu b e antworten wagte. Nur mit Augen und Ohren würde ich meine Befürchtungen widerlegen oder bestätigen können. Ich suchte nach einer Wahrheit, die ich nicht kannte, die ich aber finden mußte – und diese Wahrheit wartete am Ende der Straße auf mich.
    Plötzlich nahm ich einen fremden, unangenehmen Duft wahr, wie von einem gewöhnlichen Wiesel, nur stärker. Sofort wurde ich hellwach.
    Ich erstarrte – eine instinktive Reaktion.
    Ich machte kein Geräusch, bewegte mich nicht, suchte den Schutz der Stille und Unbeweglichkeit. Unmerklich wandte ich den Kopf und suchte die Felsen und Büsche links und rechts der Straße ab. Ich glaubte, ein leises Schnauben zu vernehmen, ein Grunzen, ein hundeähnl i ches Fiepen. Dann war es wieder still.
    Auch das unbekannte Wesen war erstarrt; es spürte wahrscheinlich meine Gegenwart. Anscheinend handelte es sich um einen Sleen, hoffentlich um ein junges

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