GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor
wieder in Gor.
3
Ich hatte ein gutes Stück auf dem Wege nach Ko-ro-ba zurückgelegt, als ich zu meiner Freude auf eine der schmalen Straßen stieß, die zur Stadt führten. Ich erkan n te sie wieder, doch selbst wenn ich sie nicht gekannt hä t te, wären die Stadtzeichen auf den Pasangsteinen am Straßenrand nicht zu übersehen gewesen. Dort konnte ich ablesen, wie viele Pasang es bis zur Stadtmauer noch w a ren. Ein Pasang entsprach etwa einem Kilometer ird i scher Messung.
Die Straße war – wie fast überall auf Gor – wie eine Mauer in die Erde gebaut – etwas, das viele hundert G e nerationen halten sollte. Die Goreaner, die wenig Sinn für Fortschritt haben, achten sehr auf saubere handwer k liche Arbeit. Was immer sie bauen – es soll benutzt we r den, bis die Stürme der Zeit es zu Staub gerieben haben. Und doch war diese Straße nur ein unbedeutender N e benpfad, auf dem sich zwei Wagen nicht passieren kon n ten.
Zu meiner Überraschung stellte ich fest, daß zwischen den Pflastersteinen frische Grasbüschel wuchsen – dabei waren wir ganz nahe an der Stadt! Hier und dort machte sich sogar eine Rebe breit und streckte ihre Fühler quer über die Straße aus.
Es war später Nachmittag, und nach den Pasangsteinen hatte ich noch einige Stunden zu gehen. Obwohl es noch immer hell war, hatten sich bereits viele der bunten V ö gel in ihre Nester zurückgezogen. Hier und dort bega n nen sich Schwärme von Nachtinsekten zu rühren. Die Schatten der Pasangsteine waren länger geworden, und da sie so gesetzt waren, daß sie auch als Sonnenuhren dienten, konnte ich ablesen, daß die vierzehnte gorean i sche Ahn, oder Stunde, bereits verstrichen war. Der g o reanische Tag ist in zwanzig Ahn unterteilt. Die zehnte Ahn ist die Mittagsstunde, die zwanzigste ist Mitternacht. Jeder Ahn besteht aus vierzig Ehn, oder Minuten, und j e de Ehn aus achtzig Ihn, oder Sekunden.
Ich fragte mich, ob es Sinn hatte, meine Reise fortz u setzen. Die Sonne mußte bald untergehen, und die gore a nische Nacht ist nicht ohne Gefahren, besonders für e i nen Mann zu Fuß.
In der Dunkelheit begibt sich der Sleen auf die Jagd, ein sechsbeiniges, gewaltiges Raubtier, halb Schlange, halb Säugetier. Von diesen Ungeheuern hatte ich noch keines zu Gesicht bekommen, doch vor mehreren Jahren waren mir einmal Sleenspuren gezeigt worden.
Auch ließ sich im Schein der drei goreanischen Monde manchmal der Schatten des Urt ausmachen, einer giga n tischen Flugeidechse, die sich auf ihren Raubzügen weit von ihren Heimatsümpfen im Voskdelta entfernte.
Am unwohlsten war mir vielleicht bei dem Gedanken an die Vart-Rudel – blinde, fledermausähnliche Schwä r me fliegender Nagetiere, die einen Körper in wenigen Minuten total abnagen konnten, wobei jedes Wesen einen kleinen Fleischstreifen in die dunkle Heimathöhle z u rückschaffte.
Eine weitere Gefahr lag auf der Straße – und in der Tatsache, daß ich kein Licht hatte. Nach Anbruch der Dunkelheit krochen die verschiedensten Schlangen auf die Straße, deren Steine die Tageshitze der Sonne lange zurückstrahlen. Zu diesen Schlangen gehörte die riesige goreanische Python, die Hith. Noch gefährlicher war vielleicht die winzige Ost, ein bösartiges, hell-orangenes kleines Reptil, kaum dreißig Zentimeter lang, deren Biß innerhalb weniger Sekunden tödlich war.
Trotz meiner Begierde, nach Ko-ro-ba zurückzukehren, beschloß ich, die Straße zu verlassen, mich in meinen Mantel zu hüllen und die Nacht im Schutze einiger Fe l sen zu verbringen oder vielleicht zwischen einige Do r nenbüsche zu kriechen, wo ich einigermaßen sicher schlafen konnte. Als ich darüber nachzudenken begann, meine Reise nicht fortzusetzen, wurde mir plötzlich b e wußt, daß ich hungrig und durstig war. Das Lederbündel mit den Waffen hatte keine Rationen und auch kein Wa s ser enthalten.
Ich hatte die Steine der Straße kaum verlassen, als ich eine breite, gebeugte Gestalt bemerkte, die mit vorsicht i gen, gemessenen Schritten näher kam. Auf dem Rücken schleppte der Mann ein riesiges Holzbündel, durch zwei Schnüre auf seinem Rücken festgehalten, die er vor sich mit den Fäusten umklammerte. Seine Gestalt und seine Last wiesen ihn als Mitglied der Kaste der Holzträger oder Holzfäller aus, eine goreanische Kaste, die zusa m men mit der Kaste der Kohlenmacher einen Großteil des Brennstoffs für die goreanischen Städte liefert.
Das Gewicht, das dieser Mann auf seinem Rücken mit sich
Weitere Kostenlose Bücher