GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor
Delegationen anderer Städte unterzubringen, autorisierte Besucher mit diesen und jenen Absichten, und offen g e sagt, nimmt es der Hotelier mit der Registrierung seiner Gäste nicht immer sehr genau und stellt nicht viele Fr a gen, wenn er nur seine Handvoll kupferner Tarnmünzen erhält. In Tharna jedoch, das für seine Gastfreundschaft berühmt war, glaubte ich keine Mühe zu haben, eine Herberge zu finden.
Ich war daher überrascht, als ich keine einzige Unte r kunft ausfindig machen konnte.
Ich überlegte, daß ich notfalls immer in eine einfache Paga-Taverne gehen konnte, wo ich – wenn die Schä n ken in Tharna denen in Ko-ro-ba ähnelten – die Nacht unauffällig unter einem Tisch verbringen konnte, was mich nur einen Krug Paga kosten würde, diesen starken fermentierten Schnaps, der aus dem gelben Korn Sa-Tarna gewonnen wird, was wörtlich übersetzt Leben s tochter heißt. Dieser Ausdruck bezieht sich auf Sa-Tassna, das Wort für Fleisch oder Nahrung im allgeme i nen, mit Lebensmutter zu übersetzen. Paga ist eine A b kürzung für Pagar-Sa-Tarna, was Vergnügen der Leben s tochter heißt. Üblicherweise fand man in den Paga-Tavernen auch andere Zerstreuungen als den Alkohol, doch im griesgrämigen Tharna war der Klang von Zi m beln, Trommeln und Flöten sicherlich ebenso selten wie das Klimpern der Glöckchen an den Fußgelenken von Tanzmädchen.
Ich hielt eine der anonym graugekleideten Gestalten an, die durch die nasse Dämmerung eilten.
»Mann aus Tharna«, sagte ich, »wo finde ich hier eine Herberge?«
»Es gibt keine Herbergen in Tharna«, erwiderte der Mann und sah mich eindringlich an. »Du mußt ein Fre m der sein«, fügte er hinzu.
»Ein müder Reisender, der eine Unterkunft sucht.«
»Fliehe, Fremder«, sagte der andere.
»Ich bin in Tharna willkommen.«
»Fliehe, solange noch Zeit ist«, flüsterte er und sah sich um, als fürchte er unwillkommene Lauscher.
»Gibt es eine Paga-Taverne in der Nähe?« fragte ich. »Wo ich mich ausruhen kann?«
»Tharna kennt keine Paga-Tavernen«, erwiderte der Mann, leicht amüsiert, wie mir schien.
»Wo kann ich die Nacht zubringen?« fragte ich.
»Außerhalb der Stadtmauern, auf freiem Felde«, sagte er, »oder im Palast der Tatrix.«
»Es will mir scheinen, als müßte der Palast der Tatrix das bequemere Lager bieten.«
Der Mann lachte bitter. »Wie viele Stunden«, fragte er, »bist du schon in den Mauern Tharnas, Krieger?«
»Ich bin um die sechste Stunde eingetroffen.«
»Dann ist es schon zu spät«, sagte der Mann mit B e dauern in der Stimme, »denn du bist schon mehr als zehn Stunden in der Stadt.«
»Was heißt das?« fragte ich.
»Willkommen in Tharna«, sagte der Mann und ve r schwand in der Dunkelheit.
Das Gespräch hatte mich seltsam beunruhigt, und ohne es selbst zu wollen, begann ich den Weg zur Stadtmauer einzuschlagen. Dort stand ich vor dem großen Tor Tha r nas. Die beiden riesigen Balken, die es verschlossen, w a ren vorgelegt, Stämme, die sich nur mit einem Gespann von Tharlarions hätten beseitigen lassen oder mit hundert Sklaven. Die Tore, von Stahlreifen eingefaßt, mit Metal l platten besetzt, die im Nebel matt schimmerten, waren geschlossen.
»Willkommen in Tharna«, sagte ein Wächter, der sich im Schatten des Tores auf seinen Speer stützte.
»Vielen Dank, Krieger«, sagte ich und wandte mich wieder der Stadt zu.
Hinter mir hörte ich ihn lachen – das gleiche seltsam bittere Lachen, das ich heute schon einmal gehört hatte.
Auf meinen Wanderungen durch die Straßen der Stadt e r reichte ich schließlich das niedrige Portal im Mauerwerk eines Zylinders. Auf jeder Seite der Tür, in kleinen N i schen, die den Nieselregen abhielten, flackerten die ge l ben Flammen kleiner Tharlarion-Öllampen. Im unsich e ren Licht las ich die Worte KAL-DA-VERKAUF.
Kal-da ist ein heißes Getränk, das aus verwässertem Ka-la-na-Wein gemacht wird, vermischt mit Zitronensaft und scharfen Gewürzen. Ich mochte das scharfe und he i ße Getränk nicht sehr, aber es war in einigen niedrigen Kasten sehr beliebt, besonders bei Menschen, die harte körperliche Arbeit zu verrichten hatten. Ich vermutete, daß seine Popularität mehr auf seine Wärme und Prei s würdigkeit zurückzuführen war (es wird nur minderwe r tiger Ka-la-na-Wein verwendet), als auf den Geschmack. Doch ich überlegte mir, daß mir in dieser Nacht aller Nächte, in dieser kalten, bedrückenden, nassen Dunke l heit ein Krug Kal-da sehr willkommen sein
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