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GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

Titel: GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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er gab seinen Leuten ein Zeichen, und drei Speere richt e ten sich auf meine Brust.
    »Ich habe nichts gestohlen«, sagte ich.
    »Du magst deinen Fall der Tatrix vortragen«, sagte der Wächter.
    »Fesselt ihn«, schaltete sich Ost ein.
    »Bist du ein Krieger?« fragte der Gardist.
    »Ja.«
    »Gibst du mir dein Wort, daß du mich friedlich zum Palast der Tatrix begleitest?«
    »Ja«, sagte ich.
    Der Wächter wandte sich an seine Männer. »Fesseln sind nicht erforderlich.«
    »Ich bin unschuldig«, wiederholte ich.
    Der Offizier sah mich an; seine Augen musterten mich aus der Y-Öffnung seines hellblauen Helms. »Das muß die Tatrix entscheiden«, sagte er.
    »Ihr müßt ihn fesseln!« jammerte Ost.
    »Ruhig, du Wurm!« sagte der Wärter, und der Ve r schwörer hielt den Mund.
    Von den Wächtern umgeben, folgte ich dem Offizier zum Palast der Tatrix. Ost hastete hinter uns her, so schnell ihn seine kurzen, krummen Beine trugen. Er b e gann zu schnaufen und zu keuchen und hatte Mühe, mit uns Schritt zu halten.
    Selbst wenn ich mein Wort gebrochen hätte, wären meine Fluchtchancen sehr gering gewesen. Wahrschei n lich hätten mich schon kurz nach meinem ersten Schritt in Richtung Freiheit drei Speere durchbohrt. Ich respe k tierte die umsichtigen, tüchtigen Gardisten Tharnas, hatte ich doch bereits einen geschickt operierenden Trupp a u ßerhalb der Stadt kennengelernt. Ich fragte mich, ob Thorn wohl in Tharna war und ob Vera inzwischen in seiner Villa das Tanzkleid trug.
    Ich wußte, daß ich freigesprochen werden mußte, wenn es eine Gerechtigkeit in Tharna gab – doch ich war beu n ruhigt. Wie konnte ich wissen, daß mein Fall tatsächlich gerecht vorgetragen und entschieden wurde? Daß ich Osts Münzensack besessen hatte, war auf jeden Fall ein klarer, äußerlicher Schuldbeweis, und das mochte sehr wohl die Entscheidung der Tatrix beeinflussen. Wie konnte mein Wort, das Wort eines Fremden, dagegen wiegen – gegen die Worte von Ost, eines tharnaischen Bürgers, der vielleicht sogar eine wichtige Persönlichkeit des öffentlichen Lebens war?
    Es mag unglaublich scheinen – trotz dieser düsteren Erwägungen freute ich mich auf den Palast der Tatrix. Ich wollte ihr endlich von Angesicht zu Angesicht geg e nüberstehen, dieser ungewöhnlichen Frau, die eine g o reanische Stadt zu beherrschen verstand. Ohne die Ve r haftung wäre ich vielleicht sogar aus eigenem Antrieb bei der Tatrix vorstellig geworden, um – wie es ein Bürger ausgedrückt hatte – die Nacht in ihrem Palast zu verbri n gen.
    Als wir etwa zwanzig Minuten lang durch die düsteren, gewundenen Straßen Tharnas gegangen waren, wobei uns die graugekleideten Bürger in weitem Bogen aus dem Wege gingen und den rotgekleideten Gefangenen ausdruckslos anstarrten, erreichten wir eine breite Straße, die in weiten Kurven aufwärts führte. Sie war mit schwarzem Basalt gepflastert, auf dem noch der Regen der letzten Nacht schimmerte. Zu beiden Seiten ragte e i ne langsam höher werdende Steinmauer auf, und je we i ter wir kamen, desto höher wurden auch diese Mauern, und desto enger rückten sie zusammen.
    Endlich sah ich im kühlen Morgenlicht den Palast vor uns aufragen, noch etwa hundert Meter entfernt – eine runde Steinfestung, schwarz, gedrungen, schmucklos, eindrucksvoll. Zum Eingang hin rückten die Mauern noch weiter zusammen, die Straße war so schmal gewo r den, daß keine zwei Männer nebeneinander gehen kon n ten; zu beiden Seiten ragten die Mauern etwa fünf Meter auf.
    Der Eingang selbst bestand aus einer kleinen, schlic h ten Eisentür, etwa fünfzig Zentimeter breit und knapp anderthalb Meter hoch. Hier erinnerte nichts an die brei t torigen Zentralzylinder anderer goreanischer Städte, durch die man ein Gespann mit goldbeschirrten Tharlar i ons steuern konnte. Ich fragte mich, ob ich in dieser d ü steren, brutalen Festung, diesem Palast der Tatrix von Tharna, Gerechtigkeit finden konnte.
    Der Gardist deutete auf die Tür und blieb hinter mir z u rück. Ich stand nun der schmalen Tür allein gegenüber.
    »Wir kommen nicht mit. Du und Ost – ihr geht allein.«
    Ich wandte mich um, und sofort richteten sich drei Speerspitzen auf meine Brust.
    Das Scharren zurückgezogener Riegel ertönte, und die Eisentür schwang auf und gab den Blick auf ein schwa r zes Viereck frei.
    »Tritt ein!« befahl der Wächter.
    Ich warf einen letzten Blick auf die Speere, grinste den Gardisten grimmig an, wandte mich um, senkte den Kopf und betrat den

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