GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor
ident i schem Zuschnitt; jede zeigte das gleiche wunderschöne, aber kalte Gesicht. Einige Masken hatten sich umg e wandt und mir nachgestarrt; meine rote Kriegertunika schien einige Aufmerksamkeit zu erregen. Es machte mich nervös, angestarrt zu werden, diesen leidenschaft s losen, schimmernden Silbermasken gegenübergestellt zu sein.
Ich durchwanderte die Stadt und erreichte Tharnas Marktplatz. Obwohl offensichtlich Markttag war – es standen zahlreiche Stände mit Gemüse, Fleisch, Sal z fisch-Fässern, Kleidern, Stoffen und Geschenkartikeln herum, hinter denen Händler hockten –, war nichts von dem lärmenden Durcheinander zu bemerken, das auf j e dem gewöhnlichen goreanischen Markt zu finden ist. Ich vermißte die endlosen, schrillen Rufe der Händler, das gutmütige Handeln und Spotten von Freunden, die Klatschgeschichten und Essenseinladungen austauschten, die Schreie der kräftigen Träger, die sich durch den T u mult drängten, die Rufe von Kindern, die ihren Erziehern entkommen waren und nun zwischen den Ständen Ve r stecken spielten, das Lachen verhüllter Mädchen, die die jungen Männer neckten und ihrerseits geneckt wurden, Mädchen, die eigentlich für ihre Familien einkaufen sol l ten und doch noch Zeit fanden, sich mit den jungen He r ren der Stadt abzugeben, selbst wenn das nur durch ein kurzes Aufblitzen dunkler Augen und ein nachlässiges Festmachen des Gesichtsschleiers geschah.
Obwohl ein freies Mädchen nach goreanischem Brauch ihren künftigen Gefährten erst sehen darf, wenn ihre E l tern die Wahl getroffen haben, handelt es sich doch oft um einen Jüngling, dem sie zuvor auf dem Markt bege g net ist. Der Gefährte, der um ihre Hand anhält – beso n ders, wenn sie einer niederen Kaste angehört –, ist ihr selten unbekannt.
Dieser Markt war nicht wie andere Märkte auf Gor. Hier herrschte eine seltsam gedrückte Stimmung, und die Menschen beschränkten sich darauf, ihre Einkäufe zu machen oder ihre Waren zu tauschen. Selbst das Sch a chern um die Preise, die auf Gor niemals festgelegt sind, geschah verbissen und grimmig und hatte nichts von der Energie und fröhlichen Rivalität anderer Märkte, die ich kannte, die herrlichen Ausrufe und Superlative, die mit unvergleichlicher Energie zwischen Käufer und Verkä u fer ausgetauscht wurden.
Hier trat der Käufer einfach an den Stand, deutete auf einen Artikel und hielt Finger in die Höhe. Der Verkäufer hob darauf eine größere Zahl von Fingern, die er zuwe i len krümmte, um einen Bruchteil der Werteinheit anz u deuten – wobei es sich meistens um kupferne Tarnmü n zen handelte. Womöglich erhöhte der Kunde daraufhin sein Angebot oder machte Anstalten weiterzugehen. Der Verkäufer ließ ihn dann entweder gehen oder senkte se i nen Preis, indem er ausdruckslos weniger Finger hob als zuvor. Wenn eine der beiden Parteien den Handel bee n dete, ballte sie nur die Faust. War der Verkauf perfekt, nahm der Käufer die erforderliche Anzahl durchlöcherter Münzen, die an einer Schnur über seiner linken Schulter hingen, reichte sie dem Verkäufer, nahm seine Ware und ging. Wenn es überhaupt zu einem Gespräch kam, unte r hielt man sich nur leise.
Als ich den Markt verließ, bemerkte ich zwei unauffä l lige Männer, die mir zu folgen schienen. Ihre Gesichter waren in den Falten ihrer grauen Kleidung verborgen, die sie wie eine Art Kapuze über den Kopf gezogen hatten. Ich hielt sie für Spione. Eine kluge Vorsichtsmaßnahme der Stadt. Es war immer gut, einen Fremden im Auge zu behalten, damit die Gastfreundschaft nicht mißbraucht werde. Ich gab mir keine Mühe, die Männer abzuschü t teln, denn das hätte mir als Bruch der Etikette ausgelegt werden können, vielleicht sogar als ein Eingeständnis b ö ser Absichten. Außerdem wußten sie nicht, daß ich sie bemerkt hatte, so daß ich damit einen gewissen Vorteil über sie hatte. Andererseits war natürlich denkbar, daß sie nur neugierig waren. Wie viele rotgekleidete Krieger ließen sich in den düsteren Straßen Tharnas sehen?
Ich bestieg einen der großen Türme, um mir einen Überblick über die Stadt zu verschaffen. So erreichte ich die höchste Brücke. Im Gegensatz zu den meisten gor e anischen Brücken hatte sie ein Geländer. Langsam ließ ich meinen Blick über die Stadt wandern, die nach Sitten und Gebräuchen eine der ungewöhnlichsten Städte Gors war.
Tharna, obwohl sie eine Stadt der Zylinder war, machte keinen besonderen Eindruck auf mich. Das mochte daran
Weitere Kostenlose Bücher