GOR-Zyklus 03 - Die Priesterkönige von Gor
Schwertklinge schützte – doch nur selten hatte ich diesen Sinn so angewandt, wie man etwa die Augen oder die Fingerkuppen benutzt, und doch lagen hier I n formationen, die man nur aufzunehmen und zu registri e ren brauchte.
Und so versuchte ich die Düfte des Korridors zu erfa s sen, und meine Nase nahm ein Aroma wahr, wie ich es noch nie erlebt hatte. Soweit ich ausmachen konnte, ha n delte es sich um einen einfachen Duft, obwohl hier in Wirklichkeit eine Vielzahl von Düften zusammenwirkte, die jeder für sich viel komplizierter waren. Ich vermag den Duft nicht zu beschreiben – wie erklärt man jemandem, der eine Orange nicht kennt, den Geruch dieser Frucht? Der Duft hatte jedenfalls etwas Säuerliches, das meinen Geruchssinn kitzelte. Entfernt erinnerte er mich an den Pulvergeruch einer abgeschossenen Gewehrpatrone.
Ich wußte nun, daß ich nicht allein gewesen war. Ich hatte den Duft eines Priesterkönigs aufgefangen.
Ich steckte mein Schwert ein und kehrte in Vikas Raum zurück. Ich summte ein fröhliches Kriegerlied vor mich hin, denn aus irgendeinem Grunde war ich nun glücklich.
8
»Wach auf, Mädchen!« rief ich, als ich mein Ziel erreic h te. Zweimal klatschte ich in die Hände.
Das verblüffte Mädchen schreckte auf. Sie hatte am Fußende der Steinempore auf ihrer Strohmatte gelegen.
»Ich habe nicht geschlafen!« sagte sie ärgerlich.
Ich trat vor sie hin, nahm ihren Kopf in meine Hände und starrte ihr in die Augen. Sie hatte die Wahrheit g e sprochen. Ich lachte.
Sie senkte den Kopf und sah mich dann schüchtern an. »Ich bin froh, daß du zurückgekommen bist.«
Ich musterte sie und spürte, daß sie sich wirklich fre u te.
»Während meiner Abwesenheit bist du sicher in der Küche gewesen«, sagte ich lächelnd.
»Nein«, erwiderte sie und fügte hinzu: »… Herr.«
Ich hatte sie beleidigt.
»Vika«, sagte ich. »Ich glaube es ist Zeit, daß sich hier einiges ändert.«
»Hier ändert sich nie etwas«, sagte sie.
Ich sah mich um. Die Sensoren des Raumes interessie r ten mich. Ich untersuchte sie erneut. Aus irgendeinem Grund befand ich mich in Hochstimmung. Methodisch suchte ich das Zimmer ab. Obwohl die Sensoren und ihre Arbeitsweise meine technischen Kenntnisse überstiegen, bildeten sie doch kein absolutes Mysterium. Sie trugen nicht dazu bei, daß ich an die Göttlichkeit oder Une r reichbarkeit der Priesterkönige glaubte. Außerdem hatte ich im Korridor die Fährte eines Priesterkönigs gewittert. Ich lachte. Ja, ich hatte einen Priesterkönig gerochen, was immer sich dahinter verbergen mochte. Der Gedanke amüsierte mich.
Mehr als je zuvor begriff ich in diesem Augenblick die Macht des Aberglaubens. Kein Wunder, daß sich die Priesterkönige hinter ihrem Palisadenzaun im Sardarg e birge versteckten, damit die Mythen der Wissenden eine Mauer des Schreckens um sie errichten konnten, kein Wunder, daß sie ihre wahren Pläne und Ziele, ihre I n strumente und Maschinen verbargen, daß sie die Grenzen ihrer Möglichkeiten verschleiern wollten! Ich lachte laut auf.
Vika beobachtete mich beunruhigt. Sie war bestimmt überzeugt, daß ich den Verstand verloren hatte.
Ich schlug mir mit der Faust in die offene Handfläche. »Wo ist es?« fragte ich laut.
»Was?« flüsterte Vika.
»Die Priesterkönige sehen und hören!« rief ich. »Aber wie?«
»Durch ihre Macht«, sagte Vika und wich zur Wand zurück.
Inzwischen hatte ich den ganzen Raum abgesucht, ohne etwas zu finden. Dann fiel mein Blick auf eine Energi e lampe in der Mitte der Zimmerdecke. Sie ähnelte allen anderen Lampen – nur brannte sie nicht! Das war ein Fehler der Priesterkönige! Natürlich konnte jede Lampe eine solche Vorrichtung enthalten – aber dies war die e r ste ausgebrannte Energielampe, die ich auf Gor erlebte.
Ich sprang auf mein Steinbett und rief dem Mädchen zu: »Bring mir den Kupferkrug!«
Sie war überzeugt, daß ich wahnsinnig war.
»Schnell!« brüllte ich, und sie sprang herzu.
Ich riß ihr die Schale aus der Hand und warf sie mit Schwung gegen die Lampe, die anscheinend ausgebrannt war, die aber trotzdem unter Blitzen und Zischen und Rauchentwicklung zersprang. Vika schrie auf und duckte sich hinter die Steinplattform. Aus der Höhle der Ene r gielampe ringelten sich verkohlte Drähte, eine zerrissene Metallscheibe und ein konisches Gebilde fielen herab, das einmal eine Linse enthalten haben mochte.
»Komm her«, sagte ich zu Vika, doch das arme Mä d chen rührte sich nicht
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