GOR-Zyklus 03 - Die Priesterkönige von Gor
irgendwo bewegte, daß er seine Rache nicht so schnell vergessen würde. Langsam kam er, geduldig, unaufhal t sam wie der Anbruch des Winters.
Ich setzte Vika ab und lehnte die Mul-Fackel an die Felswand der Höhle.
Der Gedanke, daß der Käfer seine Beute in diesen Tunnels stundenlang, vielleicht über Tage hin verfolgte, erschien mir unwahrscheinlich, ein Rätsel der Natur. Aber ich hatte seinen Körper gesehen und wußte, daß dieses Insekt sich nicht längere Zeit mit großer Schne l ligkeit bewegen konnte. Wie war es dann möglich, daß ein schwerfälliges Wesen, wie fürchterlich seine Kamp f kraft aus der Nähe auch sein mochte, an eine so wachs a me und schnelle Intelligenz wie die Priesterkönige herankam?
Ich bewegte Vikas Arme und Beine und rieb ihre Hä n de, um ihren Blutkreislauf anzuregen. Dann beugte ich mich über ihr Herz und stellte zu meiner Freude ein le i ses Pochen fest. Auch am Handgelenk spürte ich nun e i nen leichten Puls.
Die Luft in den Tunnels des Goldenen Käfers war schlecht. Wahrscheinlich waren sie nicht so gut gelüftet wie das Nest der Priesterkönige. Plötzlich wurde mir der Sauerstoffmangel bewußt, und ich merkte, wie erschöpft und hungrig ich war. Ich setzte mich, um ein wenig au s zuruhen; der Käfer war weit zurück. Jedenfalls hatte ich Zeit, kurz die Augen zu schließen.
Ich schreckte aus dem Halbschlaf. Der entsetzliche G e ruch umgab mich. Ich sah die schimmernden Augen. Die goldenen Haare auf dem Rücken standen hoch und zitte r ten, und von ihnen ging der Geruch aus.
Ich schrie auf, als ich die Berührung zweier langer, g e bogener Objekte spürte.
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Meine Hände umfaßten die schmalen, hohlen Zangen des Goldenen Käfers und versuchten sie auseinanderzubi e gen. Doch der Druck nahm weiter zu. Die Spitzen waren mir schon unter die Haut gedrungen, und zu meinem En t setzen spürte ich ein seltsames Ziehen und begriff, daß das Wesen zu saugen begonnen hatte. Aber ich war Mensch und nicht Priesterkönig, und ich begann mich zu wehren. Ich hieb gegen die grausigen Saugzangen, stemmte sie unter Aufbietung meiner ganzen Kräfte au s einander. Das Wesen zischte, als ich die beiden gebog e nen Kiefernspitzen immer weiter auswärts drängte, bis sie plötzlich mit lautem Schnappen abbrachen und zu Boden fielen.
Das Zischen hörte auf.
Der Käfer taumelte, sein goldener Panzer erzitterte, und der Kopf verschwand unter dem Schutzrand. Das Tier wich vor mir zurück. Ich folgte ihm, legte beide Hände unter den Rückenpanzer und hievte es langsam auf den Rücken. Als es dann hilflos vor mir lag, mit ohnmächtig wirbelnden Beinen, zog ich mein Schwert und stach wieder und wieder in den schutzlosen weichen Bauch, bis das Ding sich nicht mehr rührte.
Mich schauderte. Der Geruch des Goldenen Käfers war übermächtig, und ich beschloß, mich davonzumachen.
In diesem Augenblick begann die Mul-Fackel zu z i schen.
Ich fragte mich, wie viele andere Goldene Käfer in der Nähe lauerten.
Dann überlegte ich, wo ich mein Schwert reinigen konnte.
Mein Blick fiel auf Vika, die noch nichts zum Kampf beigetragen hatte. Ich riß ein Stück Stoff aus ihrem Rock und reinigte damit Hände und Klinge.
Ich lächelte, als ich daran dachte, daß dieses Mä d chen nach den goreanischen Gesetzen jetzt mir gehörte – ihre Freiheit war also nur kurz gewesen. Ich konnte mir ihre Wut vorstellen, wenn ihr die Wahrheit dä m merte.
Aber jetzt kam es darauf an, aus dem Tunnelsystem h e rauszukommen und einen Zufluchtsort für das Mädchen zu finden, wo es sich von dem Angriff des Goldenen K ä fers erholen konnte.
Wo war ein solches Versteck zu finden?
Inzwischen wußte Sarm bestimmt, daß ich Misk nicht umgebracht hatte, und das Nest war kein sicherer Ort mehr für mich und für alle, die mit mir zu tun hatten.
Ob ich wollte oder nicht, meine Taten hatten mich mit Misks Schicksal verbunden.
Als ich mein Schwert einstecken wollte, hörte ich vor mir im Gang ein leises Geräusch. Im Lichte der langsam verlöschenden Mul-Fackel wartete ich reglos.
Es näherte sich kein zweiter Käfer, obwohl es siche r lich noch weitere Exemplare im Tunnelsystem gab, so n dern ein anderer Bewohner dieser düsteren Felsenwelt – der weißliche, lange, blinde Schleimwurm.
Sein winziger Mund an der Unterseite des Körpers b e rührte hier und dort den Steinboden wie der tastende Fi n ger eines Blinden, und der lange, weißliche gummiartige Körper zog sich zusammen und rückte vor, bis das W e
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