GOR-Zyklus 03 - Die Priesterkönige von Gor
gebrochenen Gliedern, fiel reglos zu Boden.
Weinend beugte sich Vika über ihn.
Ich zog mein Schwert zurück und stach noch mehrmals zu, bis der Larl sich nicht mehr rührte.
Dann trat ich neben Vika, die mich weinend ansah. »Er hatte so große Angst vor Larls«, sagte sie.
»Ich habe viele mutige Männer gekannt«, sagte ich, »aber niemand war mutiger als Parp aus Treve.«
Sie senkte den Kopf.
»Wir bedecken den Körper mit Steinen und machen uns Kleidung aus dem Fell der Larls«, sagte ich. »Unser Weg ist weit, es wird kalt werden.«
Vika nickte mit tränenüberströmtem Gesicht.
33
Vika und ich, in Larlpelze gekleidet, machten uns auf den Weg zu dem großen schwarzen Tor, das ins Sa r dargebirge führte. Es war eine seltsame, doch schnelle Wanderung, denn die Schwerkraftveränderungen hie l ten an, und ich überlegte, daß Misk und seine Prieste r könige und die Menschen des Nestes offenbar den Kampf mit den Elementen verloren, die Sarm entfesselt hatte. Hatte ich für den Aufstieg zum Saal der Prieste r könige noch vier Tage benötigt, so sichteten Vika und ich jetzt die Ruinen des großen Tors schon am Morgen des zweiten Tages. Mein geringes Gewicht erlaubte mir manche Eskapade, manchen Riesensprung über Abgründe und steile Wegstrecken. Nun schien die Schwerkraftminderung sogar einen neuen Höhepunkt zu erreichen.
»Das Ende ist nahe, Cabot«, sagte Vika.
»Ja.«
Wir konnten nun schon eine riesige Menschenmenge erkennen, die sich hinter den Überresten des Palisade n zaunes drängte – Menschen aller Kastenzugehörigkeiten, erschreckte Menschen, die starr auf das Gebirge blickten. Sicher waren Vertreter aller goreanischen Städte zug e gen. In den vorderen Reihen bemerkte ich die weißen Roben von Angehörigen der Kaste der Wissenden. Schon jetzt konnte ich die unzähligen Opferfeuer riechen, die sie entzündet hatten, das brennende Boskfleisch, den schweren Geruch des Weihrauchs in Kupferkesseln, schon hörte ich die eintönigen Litaneien ihrer Gebete, sah ihre ständigen Verneigungen, das Kriechen auf dem Boden, all die Gesten, mit denen sie sich und ihre Wü n sche den Priesterkönigen andienten.
Wieder nahm ich Vika auf die Arme, und halb gehend, halb schwebend näherten wir uns den Ruinen des Tors. Die Menge begann zu lärmen, als sie uns erblickte, doch gleich darauf trat eine lastende Stille ein. Alle Augen w a ren auf uns gerichtet.
Es wollte mir plötzlich scheinen, als wäre Vika ein w e nig schwerer als noch eben. Aber das lag sicher an me i ner Müdigkeit.
Ich schritt den Pfad entlang, und als ich eine kleine Vertiefung hinabsprang, taten mir die Fußsohlen weh. Offenbar hatte ich mich mit der Entfernung verschätzt.
Der entgegengesetzte Hang der Rinne war nur etwa fünf Meter hoch – ein kleiner Sprung. Aber als ich a n setzte, schwebte ich nur etwa zwei Meter hoch und fiel zurück. Mit größerer Anstrengung schaffte ich es schlie ß lich und stand nun vor dem schwarzen Tor.
Und ich starrte auf all die Menschen vor mir, auf den Rauch der Opferfeuer, und das Gefühl der Schwere, das in meine Knochen zurückkehrte, löste eine große Freude in mir aus.
»Misk hat es geschafft!« rief ich. »Wir haben gewo n nen!«
Ohne Vika abzusetzten, rannte ich in langen Sprüngen auf das Tor zu.
Als ich es erreichte, stellte ich das Mädchen wieder auf die Füße und überschaute die verblüfften Goreaner.
Ich wußte, daß in der ganzen bekannten Geschichte des Planeten noch niemand aus dem Sardargebirge zurüc k gekehrt war.
Die Wissenden, Hunderte von Hohepriestern, knieten in langen Reihen, den Sardarbergen zugewandt. Ihre G e sichter waren von Sorge gezeichnet, ihre Augen voller Angst, und sie zitterten am ganzen Leibe. Vielleicht e r warteten sie, daß ich jeden Augenblick vor ihren Augen den Flammentod sterben würde.
Hinter den Wissenden erblickte ich Männer und Frauen aus hundert Städten, die hier in ihrer gemeinsamen Angst zusammengekommen waren. Wie gut konnte ich mir das Entsetzen vorstellen, das diese Menschen, die gewöh n lich durch die Rivalität ihrer Städte voneinander getrennt waren, hier zur Palisade getrieben hatte, in die Schatten des düsteren Gebirges – die Erdbeben, die Flutkatastr o phen, die Hurrikane und atmosphärischen Störungen und vor allen Dingen das unheimliche Nachlassen der Grav i tation, die die Erde unter ihren Füßen zusammenhielt.
Ich schaute in die ängstlichen Gesichter der Wissenden und fragte mich, ob ihre geschorenen
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