GOR-Zyklus 03 - Die Priesterkönige von Gor
den Weg zur Größe zu weisen.«
Ich musterte den Wissenden und fragte mich, ob er die Wahrheit sprach. Solche Worte hatte ich von einem A n gehörigen seiner Kaste noch nicht gehört.
»Und aus diesem Grunde«, fuhr der Mann fort, »bin ich überhaupt in meiner Kaste geblieben.«
»Es gibt die Priesterkönige«, sagte ich schließlich.
»Ich weiß«, entgegnete Om. »Aber was haben sie mit den Dingen zu tun, die für den Menschen wirklich wic h tig sind?«
Ich überlegte einen Augenblick. »Sehr wenig«, sagte ich dann.
»Geh in Frieden«, sagte Om und trat zur Seite. »Ich habe niemanden aus dem Sardargebirge kommen sehen.«
»Ich auch nicht«, fielen andere ein.
Durch die Gasse der Wissenden schritten Vika und ich, traten unter das ruinierte Tor, das einmal das Sardarg e birge abgesperrt hatte.
34
»Vater!« rief ich, »mein Vater!«
Ich eilte in die Arme Matthew Cabots, der mich we i nend an sich drückte.
Wieder einmal sah ich jenes starke, faltige Gesicht vor mir, das vorgeschobene Kinn, den wilden rotflammenden Haarschopf, die grauen Augen.
Und schon versetzte mir jemand einen heftigen Schlag gegen die Schulter, und ich fuhr herum und sah mich dem riesigen Älteren Tarl gegenüber, meinem ehemal i gen Waffenmeister.
Und noch eine dritte Gestalt galt es zu begrüßen, die mit einer riesigen Schriftrolle wedelte.
»Torm!« rief ich aus.
Ich riß den schmächtigen Mann von den Füßen, wirbe l te ihn herum, und seine Roben flogen hoch. Torm aus der Kaste der Schriftgelehrten stieß einen Freudenschrei aus. Vorsichtig setzte ich ihn wieder ab.
»Wo ist Talena?« fragte ich meinen Vater.
Doch das Gesicht Matthews wurde ernst und meine Freude verflog.
»Wir wissen es nicht«, sagte der Ältere Tarl.
Mein Vater nahm mich bei den Schultern. »Mein Sohn – die Einwohner Ko-ro-bas wurden in alle Wi n de verstreut. Du kennst das Verbot der Priesterkön i ge.«
»Aber jetzt seid ihr hier.«
»Wir haben uns zufällig getroffen – und da die Welt ohnehin unterzugehen schien, wollten wir zusammen sterben!«
»Ob Talena vielleicht auch kommt?« fragte ich meinen Vater.
»Das möchte ich bezweifeln«, sagte er.
Ich gab ihm insgeheim recht, denn ich wußte, wie g e fährlich es für eine goreanische Frau ist, allein zu reisen.
»Verzeih mir, Vika«, sagte ich und stellte das Mädchen in der Runde vor. Dann schilderte ich mit knappen Wo r ten meine Abenteuer im Sardargebirge.
Mein Vater, der Ältere Tarl und Torm hörten verblüfft zu.
»Ja«, sagte Matthew schließlich, »ein erstaunlicher B e richt.«
»In der Tat«, bemerkte der Ältere Tarl.
»Nun«, fügte Torm nachdenklich hinzu, dem es nach seinem Kastendenken nicht anstand, schnell eine Me i nung zu äußern. »Deine Worte widersprechen keinen Texten, die ich kenne.«
Ich lachte.
»Trotzdem scheint es geraten, möglichst wenig von diesen Dingen zu sprechen.«
Ich sah meinen Vater an. »Es tut mir leid, daß Ko-ro-ba vernichtet wurde«, sagte ich.
Matthew lachte. »Aber Ko-ro-ba ist gar nicht vernic h tet!« sagte er.
Ich starrte ihn verblüfft an. Hatte ich nicht selbst das le e re Tal gesehen, in dem die Stadt früher gestanden hatte?
»Hier«, sagte mein Vater und griff in einen Lederbe u tel, den er über der Schulter trug. »Hier ist Ko-ro-ba.« Und er zog den kleinen, flachen Heimstein der Stadt he r aus – in dem sich nach goreanischer Anschauung Wesen und Eigenart der Stadt vereinen. »Ko-ro-ba kann nicht vernichtet sein, solange sein Heimstein besteht!«
Mein Vater hatte den Heimstein an sich genommen, ehe die Stadt dem Erdboden gleichgemacht wurde. Jahr e lang hatte er ihn bei sich getragen.
Ich nahm den kleinen Stein in die Hände und küßte ihn, denn er war der Heimstein jener Stadt, der ich mein Schwert verschrieben hatte – die Stadt, in der ich meinen ersten Tarn geritten, meinen Vater wiedergesehen und Freunde gewonnen hatte, die Stadt, in der Talena, meine Liebe, Tochter Marlenus ’ , einst Ubar von Ar, meine Freie Gefährtin geworden war!
»Und auch hier ist Ko-ro-ba!« sagte ich und deutete in die Runde.
Die Männer nickten.
»Wie ich deinem Bericht entnehme«, sagte mein Vater, »scheint das Verbot der Priesterkönige aufgehoben – die Menschen aus Ko-ro-ba können wieder zusammenko m men.«
»Ja«, sagte ich.
Mein Vater und der Ältere Tarl und Torm sahen sich an. »Gut«, sagte mein Vater. »Wir müssen die Stadt wi e der aufbauen!«
»Diese Neuigkeit wird sich schnell verbreiten«, sagte
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