GOR-Zyklus 05 - Die Meuchelmörder von Gor
Spiele nur einmal und stellte dabei fest, daß mir das blutrünstige Spektakel nicht gefiel. Um den Einwohnern Ars nicht unrecht zu tun, möchte ich darauf hinweisen, daß auch bei ihnen die Beteiligung und das Interesse an den Rennen weitaus größer war.
Die Spiele möchte ich nur andeutungsweise beschreiben. Sie geben mir wenig; es fließt mir zuviel Blut. Kämpfe werden arrangiert zwischen einzelnen bewaffneten Kämpfern oder zwischen Gruppen. Im allgemeinen nehmen Krieger an solchen Kämpfen nicht teil, sondern nur Angehörige niederer Kasten, Sklaven, verurteilte Kriminelle und dergleichen. Einige sind natürlich recht geschickt im Umgang mit der Waffe ihrer Wahl und können sich daher durchaus mit manchem Krieger messen. Die Menge sieht gern die verschiedenen Waffen gegeneinander antreten und ergötzt sich an den unterschiedlichen Kampfstilen. Keule und Kurzschwert sind vielleicht am beliebtesten, doch wenn man die Spiele drei oder vier Tage lang verfolgt, bekommt man auch fast jede andere denkbare Waffe zu sehen. Eine andere gern benutzte Kombination ist wie bei den überlieferten Spielen in Rom das Netz und der Dreizack. Gewöhnlich stammen die Anhänger dieser Waffen von der Küste oder von den Inseln des fernen Thassa, der See. Manchmal müssen Männer mit Helmen zum Kampf antreten, durch die sie ihre Gegner nicht sehen können. Oft müssen Sklaven bis zum Tode ringen oder sich mit nagelbesetzten Handschuhen verprügeln. Zuweilen müssen sich Sklavenmädchen gegen Sklavenmädchen zur Wehr setzen, womöglich mit Stahlklauen, die ihnen an den Fingern befestigt werden. Zuweilen werden auch mehrere bewaffnete Mädchen gegen einen einzelnen Mann oder eine kleine Gruppe von Männern geschickt. Auch werden gern Tiere in das Stadion der Klingen gescheucht, und Kämpfe zwischen halbverhungerten und wütend gemachten Tieren sind an der Tagesordnung; manchmal bekämpfen diese Bestien andere Bestien ihrer Art, manchmal aber auch mehrere bewaffnete Männer oder Sklavenmädchen; manchmal werden zum Ergötzen des Publikums den Tieren Sklaven oder Verbrecher zum Fraß vorgeworfen. Die Ausbildung von Sklaven und Verbrechern für diese Kämpfe und der Erwerb und das Training der entsprechenden Tiere ist in Ar ein einträgliches Geschäft; es gibt Trainingsschulen für Menschen und Gehege, in denen die Tiere, auf Expeditionen gefangen und nach Ar gebracht, auf die unnatürliche Situation des Stadions vorbereitet werden, damit sie auch wirklich im entscheidenden Moment ihren Tötungsinstinkt entwickeln. Von Zeit zu Zeit – in diesem Jahr war das im Monat Se'Kara geschehen – wird die Arena überflutet, und ein Seekampf findet statt. Das Wasser wird dann mit allerlei unangenehmen Seetieren gefüllt, mit Wassertharlarions, Voskschildkröten und neunkiemigen goreanischen Haien, die in Tanks auf Flußbarken den Vosk heraufgebracht und später mit Wagen weitertransportiert werden.
Die Spiele und die Rennen sind in Ar beliebt, doch wie ich bereits andeutete, interessiert sich der Durchschnittsbürger mehr für die Rennen. Die Anhänger dieser beiden Spektakel, obwohl sie sich in ihrem Fanatismus nicht nachstehen, unterscheiden sich doch erheblich in ihrer Zusammensetzung.
Ich besuchte die Spiele nur einmal; dabei hatte ich das Glück, Murmilius kämpfen zu sehen. Er war ein außergewöhnlich großer Mann und ein überlegener Schwertkämpfer. Murmilius focht stets allein, niemals in einer Gruppe, und bei über hundertfünfzehn Kämpfen, manchmal drei oder vier Wettbewerbe am Nachmittag, war er noch nie unterlegen gewesen. Mir ist nicht bekannt, ob er ursprünglich Sklave gewesen ist, doch wenn das der Fall gewesen wäre, hätte er sicherlich seine Freiheit inzwischen zehnmal verdient; aber immer wieder kehrte er in den Sand der Arena zurück, das Schwert in der Hand. Wahrscheinlich war es das Gold des Sieges oder die Freudenschreie der Menge, die Murmilius immer wieder ins Sonnenlicht der Arena lockten.
Und doch war er ein Rätsel in Ar, und es schien wenig über ihn bekannt zu sein. Auf die Zuschauer bei den Spielen übte er eine merkwürdige Faszination aus. Vor allem tötete er niemals einen Gegner, obwohl seine Kontrahenten oft so zugerichtet waren, daß sie nie wieder kämpfen konnten. An dem Nachmittag, als ich ihn sah, verlangte die Menge brüllend den Tod seines Opfers, das blutüberströmt im Sand lag und zwischen seinen Beinen um Gnade flehte. Murmilius hatte nur sein Schwert gehoben, als wollte er den Mann töten,
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