GOR-Zyklus 05 - Die Meuchelmörder von Gor
Male dort. Elizabeth redete den Mädchen ein, daß sie mich nicht zu fürchten brauchten; sie brachte sie zu der Überzeugung, sie, Elizabeth, habe mir so gut gedient, daß sie im gewissen Grade meine Zuneigung gewonnen hatte. Sie wußte wahrscheinlich nicht, wie wahr das war.
Einmal, als die drei Mädchen in meinem Quartier zusammensaßen, hatte mich Virginia scheu angesehen und gefragt, ob ich den Namen des blonden Kriegers wisse, des Mannes mit den blauen Augen, der gelegentlich beim Training zusehe.
»Relius«, sagte ich.
»Oh«, erwiderte sie und senkte den Blick.
»Der Bursche, der ihn oft begleitet«, fügte ich hinzu, »heißt Ho-Sorl.«
»Der Häßliche?« fragte Phyllis. »Der mit dem schwarzen Haar und der Narbe im Gesicht?«
»Ich halte ihn nicht für häßlich«, wandte ich ein. »Aber du meinst sicher denselben. Er hat schwarzes Haar und eine Narbe auf der Wange.«
»Ich kenne ihn«, sagte Phyllis. »Er starrt mich immer so aufdringlich an. Ich verachte ihn!«
»Ich hatte aber heute morgen den Eindruck«, sagte Elizabeth, »als wolltest du allein für ihn tanzen.«
»Das stimmt nicht!« versetzte Phyllis heftig.
»Und gestern«, sagte Elizabeth lachend und klatschte in die Hände, »als Sura ihn bat, aufzustehen, damit eine von uns ihm den Sklavenkuß geben könnte, bist du zuerst aufgesprungen.«
»Ich habe noch niemanden so schnell laufen sehen«, nickte Virginia.
»Das stimmt nicht!« rief Phyllis ärgerlich.
»Vielleicht kauft er dich«, sagte Elizabeth.
»Nein!« sagte Phyllis entsetzt.
»Glaubst du, daß wir im Curuleum versteigert werden?« wandte sich Virginia an mich.
»Das hat Cernus offenbar vor.«
»Ich möchte wissen«, sagte Virginia versonnen, »ob jemand wie Relius mich kauft.«
»Vielleicht«, sagte Elizabeth.
Das Training der Sklavenmädchen nahm seinen Fortgang. Es hatte nach den ersten Übungen mit Kleinigkeiten begonnen wie die Unterweisung im richtigen Stehen, Gehen, Knien, Vorbeugen, Essen und Trinken. Anmut und Schönheit sind nach Sura – und ich beugte mich gern ihrem Urteil – hauptsächlich eine Sache des Ausdrucks, sowohl des Gesichts als auch des Körpers. Woche für Woche konnte ich verfolgen, wie sich die Mädchen, sogar Elizabeth, veränderten. Manche Dinge, die ihnen beigebracht wurden, kamen mir recht dumm vor, doch ich vermochte keine Einwände zu erheben.
»Paß mal auf«, sagte Elizabeth eines Abends in unserem Quartier. »Hier ist die zwölfte Methode, ein Zimmer zu betreten.«
Ich paßte auf. Es war nicht schlecht, aber ich hatte die zehnte Methode lieber, wobei das Mädchen mit dem Rücken an der Tür entlangstreicht.
»Wie viele Methoden gibt es denn überhaupt?«
»Das ist je nach der Stadt unterschiedlich«, sagte Elizabeth. »In Ar sind wir führend – wir haben einhundertvier Methoden.«
Ich pfiff durch die Zähne und fragte: »Und was ist, wenn man einfach hindurchgeht?«
Elizabeth starrte mich an. »Hm«, meinte sie, »also einhundertfünf.«
Ein Großteil der Ausbildung galt häuslichen Verrichtungen. Eine gut ausgebildete Sklavin muß auch die Pflichten eines gewöhnlichen Turmsklaven versehen können, also schneidern und waschen und verschiedene Materialien und Gegenstände säubern können, sie muß vor allem eine Vielzahl von Mahlzeiten zubereiten können – von der groben Kost des Kriegers bis zu exotischen und meinem Gaumen fast ungenießbaren Mahlzeiten. Elizabeth brachte ihre Arbeiten oft mit ins Quartier, und es gab manchen Abend, da ich sehnsüchtig an das einfache Essen am Tisch des Cernus dachte oder gern eine Schale Brei gegessen hätte, wie Ho-Tu sie zu sich nahm.
Zum Glück wurde Elizabeth aber auch in einer Anzahl von Dingen ausgebildet, die ich für angemessen hielt – so lernte sie zahlreiche Tänze, Dutzende von Liedern und – eine unglaubliche Anzahl von Liebkosungen.
Meine eigenen Pflichten im Hause des Cernus waren während dieser Monate kaum nennenswert; gelegentlich mußte ich den Hausherrn begleiten, wenn er – was selten geschah – das Haus verließ. In der Stadt reiste Cernus in einer Sänfte, die von acht Männern getragen wurde. Das Gehäuse dieser Sänfte war völlig geschlossen und unter der gelbseidenen Außenhülle metallverstärkt.
Der Abend, da Phyllis Robertson während des Essens ihren Gürteltanz vorführte, war der letzte Abend der Elften Passage-Hand, einen Monat vor dem goreanischen Jahreswechsel. Die Ausbildung der Mädchen war in den letzten Monaten abgerundet worden und
Weitere Kostenlose Bücher