GOR-Zyklus 05 - Die Meuchelmörder von Gor
die Menge schrie auf, und Murmilius warf den Kopf in den Nacken und lachte, steckte das Schwert in die Scheide und verließ die Arena. Das Publikum hatte enttäuscht gemurmelt, doch als sich Murmilius vor dem Tor nach draußen noch einmal umdrehte, sprangen alle auf und feierten ihn begeistert, denn er hatte sich ihnen widersetzt, der Wille dieses hunderttausendköpfigen Wesens auf den Tribünen hatte ihm nichts bedeutet, und die Menge brüllte ihr Lob, bewunderte ihn, und er verschwand in der Dunkelheit der Räume unter dem Stadion. Sogar das Gesicht Murmilius' war nicht bekannt, denn er setzte nie den großen Helm ab, der seine Züge verbarg; Murmilius war unbestrittener Champion jener, die sich für die Spiele in Ar interessierten.
Claudia Tentia Hinrabia war fast zwei Monate in ihrer Zelle festgehalten worden, eine Zeit, die besonders Cernus genossen hatte. Jetzt war es schon einige Monate her, daß sie nach Tor gebracht worden war, wo sie den Gerüchten zufolge in der Neunten Passage-Hand öffentlich verkauft wurde. Man nahm an, daß sie innerhalb von zwei Monaten wieder in Ar auftauchen würde. Ihr Verkauf war ganz offen vor sich gegangen, und es war anzunehmen, daß sie ihre neuen Herren von ihrer hohen Abkunft überzeugen konnte und von der Möglichkeit, in Ar ein hohes Lösegeld zu erzielen. Wenn es nicht dazu kam, wollte ein Agent Cernus' ein gutes Angebot machen, unter dem Vorwand, er sei von ihrer Identität überzeugt, und sie hastig nach Ar zurückbringen.
Die Zeit schien mir mit unglaublicher Langsamkeit zu vergehen. Ar liegt in Gors nördlicher Hemisphäre; die langen kalten Regenfälle des Winters, die Düsterkeit der Tage, der gelegentliche Schnee – das alles bedrückte mich. Jeden Tag ärgerte ich mich über die Zeit, die sinnlos verrann. Ich sprach wieder mit Caprus, der sich nun schon gereizt gab, seinen Standpunkt wiederholte und sich auf kein Gespräch mehr mit mir einlassen wollte.
Aus Langeweile verfolgte ich zuweilen das Training der Mädchen.
Suras Trainingsraum lag direkt neben ihrem Privatquartier. Er war mit Holz ausgeschlagen, hatte in einer Ecke eine Sandarena, ein Musikerpodest und mehrere Wandgeländer wie in einem Ballettraum. Eine ganze Wand des Raums bestand aus einem einseitig lichtdurchlässigen Spiegel, durch den man das Training unbemerkt verfolgen konnte. Ich setzte mich jedoch meistens ganz offen in eine Ecke. Auch mehrere andere Männer ließen sich mehr oder weniger regelmäßig sehen. Meine Aufmerksamkeit galt besonders zwei jungen Kriegern, die noch nicht lange im Haus waren. Sie hießen Relius und Ho-Sorl. Sie machten einen sehr guten Eindruck und gehörten offenbar zu den Neueinstellungen der letzten Wochen. Das Personal war bewußt verstärkt worden, um für die Belebung des Geschäfts im Frühling gerüstet zu sein.
Höhepunkt des Geschäftsjahres für einen Sklavenhändler sind die fünf Tage der Fünften Passage-Hand, im Spätsommer, die allgemein das Liebesfest genannt werden. Dies ist die beste Zeit für Sklavenverkäufe. Ich wußte, daß Cernus Elizabeth und die beiden anderen Mädchen bei dieser Gelegenheit verkaufen wollte. Es wird als glücksbringend angesehen, ein Mädchen zu dieser Zeit zu kaufen, die Preise sind also höher. Ich hoffte mich jedoch lange vor dem Ereignis mit Elizabeth und Caprus aus dem Haus Cernus absetzen zu können.
Das Ziel der anstrengenden Ausbildung war die Gewöhnung daran, sich als Sklavenmädchen zu sehen. Das Training erforderte Geduld, Zeitgefühl, Wendigkeit, Urteilsvermögen, Gehorsam, Schnelligkeit, Unterwürfigkeit. Und Sura war eine strenge Lehrerin. Mehr als einmal kam Elizabeth abends weinend in mein Quartier, überzeugt, ihre strenge Lehrerin niemals zufriedenstellen zu können.
In den Stunden, die Virginia und Phyllis nicht im Ausbildungssaal verbrachten – das tägliche Training umfaßte nur fünf Ahn – wurden sie besonders am Anfang intensiv mit der goreanischen Sprache vertraut gemacht. Elizabeth dagegen verbrachte ihre Freizeit bei Caprus im Büro. Als die beiden Mädchen sprachliche Fortschritte machten, durften sie sich auch frei im Haus bewegen, was sie mit Begeisterung taten. Da Elizabeth die einzige war, die sozusagen ein Privatquartier hatte, kamen die beiden anderen so oft wie möglich in meinen Raum, wo Elizabeth sich mit ihnen auf Goreanisch unterhielt; sie ließ sich nicht anmerken, daß sie und ich Englisch sprachen. Bei diesen Zusammenkünften setzte ich mich oft ab, blieb aber auch einige
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