GOR-Zyklus 05 - Die Meuchelmörder von Gor
und wurde von anderen entsetzten Lauten abgelöst, als seien Sklavenhäscher über sie hergefallen. Ich löste meine restlichen Fesseln und lauschte. Nach etwa fünf Ehn war auf der anderen Türseite nur noch leises Schluchzen zu hören.
Vorsichtig öffnete ich die Tür und stellte zu meiner Freude fest, daß der Tarnzüchter und der Krieger die Überraschung meines Angriffs zu nutzen gewußt und die anderen Mädchen aus der Straße der Töpfe überwältigt hatten.
Ich brachte das schwarzhaarige Mädchen in den großen Lagerraum zurück.
»Kajuralia!« sagte der Krieger fröhlich und überprüfte noch einmal die Fesseln aller Gefangenen.
»Nehmt euch vor den Mädchen aus der Straße der Töpfe in acht«, erwiderte ich seinen Gruß.
Niedergeschlagen musterte mich die schwarzhaarige Schönheit. »Ich bringe dir Wein, Herr«, sagte sie.
»Nein.«
Sie starrte mich ratlos an.
»Nein«, sagte ich. »Ich gebe dir Wein.«
Sie riß ungläubig die Augen auf, als ich eine Weinschale nahm, sie füllte und ihr das Getränk reichte. Ihre Hand zitterte, als sie trank.
Ich nahm ihr die Schale schließlich ab, warf sie zur Seite und nahm das Mädchen in die Arme.
Der Krieger, der Tarnzüchter und ich verbrachten den größten Teil des Tages bei den Mädchen aus der Straße der Töpfe, die mit uns Kajuralia, den Ferientag der Sklaven, feierten. Die meisten zivilisierten Städte des erforschten Gor kennen diesen Feiertag, wenn er auch zu verschiedenen Zeiten begangen wird; in Ar fiel er stets auf den letzten Tag des fünften Monats, den Tag vor dem Liebesfest.
Es war ein seltsamer und ereignisreicher Sommer gewesen, der für mich manche phantastischen Aspekte hatte. Woche um Woche wurde Ar wilder und gesetzloser. Herden zogen durch die Straßen, offenbar unbehelligt von den Kriegern, offenbar außerhalb dem Zugriff des Gesetzes. Zur gleichen Zeit nahm das öffentliche Interesse an den Rennen und den Spielen immer mehr zu, fast als wollte man sich von den Ungesetzlichkeiten ablenken. Es war eine Art böses Fieber.
Das Duell um die Spitzenposition beim Rennen fand zwischen drei Mannschaften statt – zwischen den Grünen, den Gelben und den Stählernen, der neuen Mannschaft. Die Erfolge und der verblüffende Aufstieg der Stählernen hatten mit dem ersten Tag der Rennen ihren Anfang genommen, als beim elften Wettbewerb Gladius aus Cos auf einem Riesentarn das starke Feld klar besiegte. Sein riesiger Vogel war kein Renntarn, doch er bewegte sich auf der Bahn mit einer Schnelligkeit und Sicherheit und einer Flugkraft, die alle Kontrahenten weit abschlug. Das Tier hatte noch kein einziges Rennen verloren, und auch viele andere Tarns der Stählernen waren keine gezüchteten Renntarns, sondern Kriegstarns, von unbekannten Reitern gelenkt, geheimnisvollen Gestalten, die angeblich aus fernen Städten kamen. Die neue Mannschaft, die die etablierten Gruppen Ars herausforderte, gab ein Schauspiel ab, das die Fantasie der Bürger anfeuerte. Tausende von Anhängern, die aus diesem oder jenem Grunde enttäuscht von ihrer Mannschaft waren oder etwas Neues suchten oder an dem großen Kampf teilnehmen wollten, nähten sich das blaugraue Tuch auf ihre Kleidung, den Mannschaftsstreifen der Stählernen.
Unter der entstellenden Ledermaske hatte ich immer wieder den großen schwarzen Tarn für die Stählerne Mannschaft geritten. Der Name Gladius aus Cos hatte in der Stadt einen guten, wenn auch geheimnisvollen Klang; niemand kannte das Aussehen dieses Mannes. Ich ritt für die Stählernen, weil sich mein Tarn dort befand, und weil Mip, den ich mochte, das so wünschte. Ich wußte, daß ich mich auf gefährliche Spiele einließ, doch ich machte mit, auch wenn ich das Endziel nicht recht begriff. Relius und Ho-Sorl halfen mir oft. Ich begann zu vermuten, daß sie nicht zufällig im Haus des Cernus aufgetaucht waren. Nach jedem Rennen besprach Mip in allen Einzelheiten das Rennen mit mir und gab mir wertvolle Ratschläge, auch über meine nächsten Konkurrenten, über die Angewohnheiten der Reiter und Eigenarten der Vögel, die gegen mich antraten.
Gladius aus Cos wurde in seinem Ruhm nur noch von dem Schwertkämpfer Murmilius übertroffen, der sich bei den Kämpfen im Stadion der Klingen wieder hervortat. Seit Anfang En'Kara hatte er bei hundertundzwanzig Kämpfen gesiegt, ohne einen Gegner zu töten, so sehr die Menge das auch verlangt hatte. Einige der besten Schwertkämpfer der Stadt, sogar aus Hoher Kaste, fühlten sich herausgefordert und
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