GOR-Zyklus 08 - Die Jäger von Go
befahl der Sklavenhändler.
Die beiden Wächter zerrten den Mann hoch und schleppten ihn, unter die Achselhöhlen gefaßt, herbei. Dann drückten sie ihn wieder in kniende Position. Das Sklavenmädchen lachte.
Der Sklave richtete sich starr auf und sah uns an. Sein Stolz schien ungebrochen zu sein, was mir gefiel.
»Du hast einen ungewöhnlichen Barbier«, sagte Samos.
Wieder kicherte das Mädchen.
Der kahlrasierte Streifen auf seinem Kopf zeigte an, daß er von den Panthermädchen der nördlichen Wälder gefangengenommen und als Sklave verkauft worden war. Von Frauen versklavt zu werden ist eine der größten Erniedrigungen, die man einem Goreaner antun kann – von Frauen, die ihn dann, wenn sie seiner überdrüssig geworden sind, mit Profit verkaufen.
»Es heißt«, sagte Samos, »daß nur Schwächlinge und Dummköpfe und Männer, die es verdient haben, von Frauen versklavt werden.«
Der Mann starrte Samos düster an. Ich spürte, daß sich seine auf dem Rücken gefesselten Hände zu Fäusten ballten.
»Auch ich war einmal der Sklave einer Frau«, sagte ich zu dem Mann.
Er starrte mich verblüfft an.
»Was soll nun aus dir werden?« fragte Samos.
Das breite Sklavenband, das sich um den Hals des Mannes zog, war aus gehämmertem Metall und zusammengeschmiedet; es hatte kein Schloß.
»Was immer du wünschst, Herr«, sagte er.
»Wie bist du den Panthermädchen in die Hände gefallen?« wollte ich wissen.
»Sie haben mich im Schlaf überfallen«, sagte er. »Ich erwachte und hatte ein Messer an der Kehle. Ich wurde angekettet, und dann fielen alle über mich her. Anschließend wurde ich an einen einsamen Strand des Thassa gebracht, am Westrand der großen Wälder.«
»Eine bekannte Kontaktstelle«, sagte Samos. »Eines meiner Schiffe hat ihn und ein paar andere dort erworben.« Er sah den jungen Mann an. »Erinnerst du dich noch an deinen Preis?«
»Zwei Stahlmesser«, sagte der Mann, »und fünfzig stählerne Pfeilspitzen.«
»Und ein Steingewicht harter Kandis aus der Küche Ars«, ergänzte Samos lächelnd.
»Ja«, sagte der Mann gepreßt.
Wieder lachte das Sklavenmädchen und klatschte in die Hände. Samos tadelte sie nicht.
»Was soll nun dein Schicksal sein?«
»Bestimmt wirst du mich zum Galeerensklaven machen«, sagte er.
Die großen Handelsgaleeren Port Kars, Cos', Tyros' und anderer Meeresmächte setzten Tausende solcher elender Sklaven ein, die mit Erbsen- und Schwarzbrotsuppe ernährt wurden, in den Ruderdecks angekettet waren und unter den Peitschen der Sklavenherren Frondienste leisten mußten. Ihr Leben erhielt seinen Rhythmus allein durch die Fütterungen, die Auspeitschungen und die schwere Arbeit an den Rudern.
»Was hast du in den nördlichen Wäldern gesucht?« fragte ich ihn.
»Ich bin ein Gesetzloser«, sagte er stolz.
»Du bist Sklave«, korrigierte ihn Samos.
»Wenige Reisende wagen sich in die Wälder des Nordens«, bemerkte ich.
»Im allgemeinen habe ich meine Beute außerhalb des Waldes gesucht.« Er sah die Sklavin an. »Manchmal auch im Wald.«
Sie errötete. »Als ich gefangen wurde, war ich auf einem solchen Raubzug.«
Samos lächelte.
»Ich dachte, ich jagte die Frauen«, fuhr er fort. »Doch es war umgekehrt. Sie haben mich gejagt – und gefangen.«
Das Mädchen lachte auf, und er senkte ärgerlich den Blick.
Als er den Kopf wieder hob, fragte er: »Wann werde ich auf die Galeeren geschickt?«
»Du bist kräftig und siehst gut aus«, bemerkte Samos. »Vielleicht zahlt eine reiche Frau einen guten Preis für dich.«
Der Mann stieß einen Wutschrei aus und versuchte aufzustehen.
Doch die Wächter griffen ihm in die Haare und zerrten ihn wieder auf die Knie.
»Kennst du dich in den nördlichen Wäldern aus?« fragte ich den Mann.
»Wer kennt sich dort schon aus?« fragte er zurück.
Ich sah ihn schweigend an.
»Ich kann in den Wäldern überleben. Und ich kenne ein Gebiet von vielen hundert Quadrat-Pasang im Süden und Westen des Waldgebiets.«
»Eine Bande Pantherfrauen hat dich gefangen?« setzte ich meine Befragung fort.
»Ja.«
»Wie hieß die Anführerin der Gruppe?«
»Verna.«
Samos sah mich an. Ich war zufrieden. »Du bist frei«, sagte ich zu dem Mann und wandte mich an die Wächter. »Nehmt ihm die Ketten ab.«
Die Wächter öffneten die Schlösser der Armreifen und die Doppelkette, die seine Fußknöchel sicherte.
Er starrte mich sprachlos an.
Das Sklavenmädchen hatte ebenfalls die Augen aufgerissen. Sie machte einen Schritt
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