GOR-Zyklus 08 - Die Jäger von Go
heranschwemmte, hob er den Kopf, stand auf und ließ die Feuchtigkeit um seine Fußgelenke spielen.
Dann wandte er sich um und blickte in die Richtung, in der sich in vielen tausend Pasang Entfernung das Sardargebirge erhob. Mich übersah er im Schatten zwischen den Bäumen. Er hob die Hände zum Sardar, zu den Priesterkönigen Gors. Dann fiel er wieder auf die Knie und schleuderte das Naß herum; ich sah die Tropfen in der Sonne blitzen.
Er lachte, und dann drehte er sich um und stapfte wieder die Küste herauf.
»Das Meer!« rief er in den Wald. »Das Meer!«
Er war ein mutiger Mann, Sarus aus Tyros, Kapitän der Rhoda . Er war seinen Männern allein vorausgeeilt. Und hatte als erster das schimmernde Thassa gesehen. Die Tage und Nächte seines schrecklichen Alptraums waren nun vorbei – so hoffte er.
Er und seine Männer hatten das Meer erreicht. Ich hatte es ihnen gestattet.
Ich suchte den westlichen Horizont ab. Doch jenseits der schäumenden Brandung erstreckte sich die ungebrochene Fläche des Thassa bis zu einem glatten Horizont. Keine Segel waren zu sehen – kein Schiff aus Tyros näherte sich der Küste. Der Horizont war leer.
Irgendwo legten sich Männer in die Ruder. Irgendwo, ich kannte den Ort nicht, folgten Ruderer dem Rhythmus des Keleusteshammers – an Bord der Rhoda , wie auch an Bord der leichten Galeere Tesephone aus Port Kar, die sicher nicht fern war.
Die beiden Schiffe sollten Sarus und seine Männer aufnehmen.
Doch auf den langen Stränden des Meeres am Westrand der riesigen nördlichen Wälder fand man sich nicht so leicht. Ein Signal mußte gesetzt werden.
»Das Meer!« riefen nun auch andere, die aus dem Wald stürzten.
Erschöpft beobachtete Sarus die Begeisterung seiner Männer.
Seine Gefolgsleute, fünfundfünfzig Krieger aus Tyros, stolperten wie er über den Kies zum Wasser hinab. Sie hatten fast schon nicht mehr damit gerechnet, das Thassa wiederzusehen. Sie hatten den Wald bezwungen. Ich hatte es ihnen gestattet.
Auch ich hatte eine Verabredung mit der Rhoda und der Tesephone .
Die Rhoda hatte entscheidend in meine Pläne eingegriffen – auf eine Art, die mir nicht gefiel. Und im Laderaum der Tesephone befanden sich meine Männer, die im Lager am Laurius gefangengenommen worden waren.
In diesem Augenblick kam eine Gruppe von einundzwanzig gefesselten Sklaven aus dem Wald. Die Männer waren am Hals zusammengekettet.
Fünfundsiebzig Sklaven waren gefesselt im Wald zurückgelassen worden. Sarus hatte sie nicht umbringen lassen – wahrscheinlich aus Angst vor dem Langbogen. Andererseits hatte er es mir auch nicht leichtgemacht, denn er hatte die fünfundsiebzig Mann in einem großen Kreis um mehrere Bäume festketten lassen – ein kluger Schachzug.
Im Wald zurückgelassen, mußten die Sklaven an Hunger oder Durst oder unter den Angriffen von Raubtieren sterben. Sie zu schützen, hätte die Kräfte des Feindes abgelenkt, sie zu befreien, erforderte eine mehrstündige Aktion mit Werkzeugen, die ich nicht hatte. Entweder mußten die Ketten aufgebrochen oder die Bäume gefällt werden. Ein ausgezeichneter Plan. Sarus war kein Dummkopf.
Nachdem er seinen unbekannten Verfolgern dieses Hindernis in den Weg gelegt hatte, war er mit seinen ausgewählten Gefangenen, zu denen natürlich Marlenus gehörte, und mit den vierundzwanzig Sklavinnen einschließlich Verna, Cara, Grenna und Tina eilig weitergezogen, dem vorgesehenen Treffpunkt mit den beiden Schiffen entgegen.
Nachdem ich die Mehrzahl von Huras Mädchen gefangen hatte, war ich mit meinen Angriffen auf Sarus und seine Kolonne zurückhaltend gewesen. Auch Hura, die noch einundzwanzig Mädchen hatte, erreichte ungeschoren das Meer.
Ich hörte die Freudenrufe der Panthermädchen, als sie nun aus dem Wald traten und den Strand entdeckten. Sie rannten zum Wasser, wateten darin herum. Sie lachten und bespritzten und erfrischten sich.
Gleich darauf kamen auch die gefesselten Sklavinnen aus dem Wald, angeführt von Sheera, Cara, Tina und Grenna. Hinter Grenna folgte das erste Mädchen aus Vernas Bande, in deren Mitte Verna ging, die oft verzweifelt gegen ihre Fesseln angekämpft hatte. Ich erinnerte mich an ihren Schrei, mit dem sie reagiert hatte, als Marlenus ihr die Jungfräulichkeit nahm. Nun stand sie niedergeschlagen, verschwitzt und schmutzig inmitten der anderen Gefangenen. Hinter ihr kamen die übrigen Mädchen aus ihrer Bande, zum Schluß die anderen Sklavenmädchen aus Marlenus' Lager.
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