GOR-Zyklus 10 - Die Stammeskrieger von Gor
Er warf seine Waffen fort und stieg ab. Ich folgte seinem Beispiel.
Man legte uns Stricke um die Hälse und fesselte uns die Hände auf dem Rücken.
Zwischen unseren Bewachern trabten wir dann dahin – auf die größere der beiden Kasbahs zu, nur etwa zwei Pasang von Tarnas Festung entfernt. Unser Weg war also nicht weit.
Vor dem großen Tor hielten wir an. Die Mauern waren über siebzig Fuß hoch. Siebzehn massive Wehrtürme ragten bis zu neunzig Fuß empor. Die vordere Mauer war etwa vierhundert Fuß lang, die Seitenmauern ungefähr vierhundertfünfzig Fuß. Die Mauem solcher Wüstenka s bahs sind im allgemeinen mehrere Fuß dick und bestehen aus Steinen und Lehm; die Mauem dieser Kasbah waren außerdem wie bei den meisten vergleichbaren Bauwe r ken mit einer hellrosafarbenen Putzschicht versehen, die sich unter dem Einfluß der Hitze an zahlreichen Stellen gelöst hatte.
»Du bist Tarl Cabot«, sagte der Anführer der Männer, die uns gefangengenommen hatten.
Ich zuckte die Achseln. Hassan sah mich an. »Und du«, wandte sich der Mann an Hassan, »bist Hassan der Bandit.«
»Möglich«, räumte mein Freund ein.
»Ihr werdet diese Kasbah als nackte Gefangene betr e ten«, sagte der andere.
»Was? Schon wieder?« protestierte ich.
Man entkleidete uns mit schnellen Hieben der Krummsäbel.
Nackt und gefesselt standen wir im Sand und blickten zu den eindrucksvollen Mauern empor. Das Mondlicht schimmerte auf dem alten Verputz.
Zwei Kaiila schnaubten und stampften im Sand he r um.
Das schwere Tor öffnete sich in der Mitte; langsam schwangen die Torflügel zurück.
Wir wandten uns der Öffnung zu.
»Ihr beiden habt uns viel Ärger gemacht«, sagte der Reiter. »Damit ist es nun vorbei.«
Hinter dem Tor erblickten wir einen hellen Hof, e r leuchtet durch Öllampen an den Mauern.
»Wessen Kasbah ist denn das?« fragte ich.
»Es kann nur die Kasbah des Wächters der Dünen sein«, erwiderte Hassan.
»Des Salz-Ubars?« fragte ich.
»Richtig«, sagte Hassan und nickte.
Natürlich hatte ich schon von dem Salz-Ubar gehört, der auch Wächter der Dünen genannt wird. Der Standort seiner Kasbah ist geheim. Außer seinen Männern wissen vermutlich nur wenige hundert Menschen, wo diese Fe s tung zu finden ist, vordringlich wichtige Kaufleute der Salzbranche – und auch aus diesem Kreis mochten nur wenige den genauen Standort kennen. Zwar läßt sich Salz auch aus Salzwasser oder durch Verbrennen von Tang gewinnen, wie es manchmal in Torvaldsland g e schieht, außerdem gibt es auf Gor verschiedene Regi o nen, wo Salz in fester Form vorkommt – doch die ausg e dehntesten und ergiebigsten Salzvorkommen dieser Welt finden sich in der Tahari. Meiner Schätzung nach deckt die Tahari mit verschiedenen Salzsorten etwa zwanzig Prozent des goreanischen Salzhandels und verwandter Gebiete ab – wie etwa Arzneien und Antiseptika, Ko n servierungsstoffe, Reinigungsmittel, Bleichmittel, Fl a schenglas, welches Natriumkarbonat enthält, das man aus Salz gewinnt, und Färbechemikalien. Salz ist eine ausg e zeichnete Handelsware. Es gibt Gegenden auf Gor, in denen Salz als Währung dient und als Zahlungsmittel ausgewogen wird – ähnlich wie ein Edelmetall. Der Hauptschutz für das Taharisalz liegt natürlich in der A b geschiedenheit der Gewinnungsorte; es gibt mehrere Salzdistrikte, die im Dünenland verstreut sind und die nur durch lange Karawanentrecks erreichbar sind. Der wichtigste Sicherheitsfaktor ist jedoch die Tatsache, daß nur die Einheimischen sich in der Wüste auskennen. Ein weiterer wichtiger Schutz des Salzhandels ist der Salz-Ubar, der Wächter der Dünen. Die Kasbah des Salz-Ubars wird aus Zuwendungen führender Salzhändler u n terhalten, die sich diese Zahlungen natürlich durch die weniger wichtigen Zwischenhändler erstatten lassen. Die Funktion des Salz-Ubars war offiziell also die Verwa l tung und Kontrolle der Salzdistrikte im Auftrag der Sal z händler der Tahari – in erster Linie durch Regelung des Zugangs zu den Gebieten, durch Überprüfung der Papi e re und Ausweise von Händlern, durch Inspektion von Karawanen und durch die statistische Erfassung des Handels und dergleichen.
Zum Beispiel reisen Karawanen zwischen dem Roten Felsen und bestimmten anderen Oasen in Begleitung e i ner Eskorte des Wächters der Dünen zu den Salzbezi r ken. Übrigens pendeln viele Karawanen nur zwischen den Salzgewinnungsorten und den Oasen in der Nähe hin und her, während andere den Weitertransport zu fernen
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