GOR-Zyklus 10 - Die Stammeskrieger von Gor
zu Ha s san zurückzukehren. Sie liebte ihn; trotzdem schuldete sie ihrem Herrn absoluten Gehorsam. Sie hatte in zwei Punkten seine Anweisungen mißachtet, und ich nahm nicht an, daß er sie großzügig behandeln wurde. Die Li e be gestattet einer Sklavin keine Freiheiten.
»Herr, was soll ich tun?« flehte Alyena. Wie schön sie war!
Die Blicke aller Anwesenden waren auf sie gerichtet. Außer dem Schmuck, den Glocken, dem Kragen und den Kosmetika trug sie sechs seidene Stoffbahnen, die von ihrem Kragen ausgingen; sie bot einen herrlichen A n blick.
Der Mann auf der Plattform hob den Finger.
»Tanze für uns, Sklavin«, sagte Hassan.
Langsam senkte sich der Finger des Verschleierten, und die Musiker begannen zu spielen. Alyena setzte sich in Bewegung. Sie war eine höchst attraktive Kleinigkeit.
Das Fest zog sich bis in die späten Abendstunden hin; dabei bereiteten uns die schönen Mädchen des Salz-Ubar viel Freude.
Schließlich sagte er: »Es ist spät. Ihr solltet euch z u rückziehen, denn ihr müßt vor dem Morgengrauen wi e der hoch.«
»Du verschleierst dich wie ein Char«, sagte ich, »doch ich glaube nicht, daß du diesem Stamm angehörst.«
»Nein«, erwiderte der Mann auf der Plattform.
»Ich hatte nicht gewußt, daß du der Salz-Ubar bist«, sagte ich.
»Das ist vielen unbekannt.«
»Warum bist du verschleiert?«
»Es ist Sitte bei den Angehörigen der Wache der D ü nen, sich zu verschleiern. Ihre Loyalität gehört nicht e i nem einzelnen Stamm, sondern dem Schutz des Salzes. Die Anonymität ist ein Schutz für sie. Auf diese Weise können sie sich ohne Schleier ungehindert bewegen; niemand weiß, daß sie von mir bezahlt werden. Wenn sie den Schleier tragen, vermag man ihre Handlungen nicht auf eine Einzelperson zurückverfolgen, sondern nur auf eine Institution, nämlich mein Ubarat.«
»Du hältst offenbar viel von deinem Amt«, sagte ich.
»Nur wenige kennen die Männer des Salz-Ubar«, e r widerte er. »Ihre Schleier sind überall gefürchtet.«
»Ich fürchte sie nicht«, schaltete sich Hassan ein. »Nimm mir die Fesseln ab, gib mir einen Krummsäbel, dann wollen wir die Angelegenheit prüfen.«
»Sind noch andere hier, die ich kenne?« wollte ich wissen.
»Vielleicht«, sagte der Mann und wandte sich an se i nen Hofstaat. »Legt die Schleier ab«, befahl er.
Die Männer zogen die scharlachroten Schleier von den Gesichtern. »Hamid«, sagte ich, »Leutnant Shakars, des Hauptmanns der Aretai.« Ich nickte.
Der Mann sah mich haßerfüllt an. Seine Hand ruhte auf dem Dolchgriff. »Ich möchte ihn umbringen«, sagte er.
»Vielleicht fängst du es diesmal geschickter an als bei Suleiman Pascha«, sagte ich.
Hamid stieß einen Wutschrei aus.
Der Anführer, der Salz-Ubar, hob einen Finger, und der Mann verstummte mit blitzenden Augen.
»Es ist ein zweiter Mann im Saal, den ich kenne«, sa g te ich und deutete mit einem Kopfnicken auf eine kleine Gestalt neben dem Salz-Ubar. »Allerdings ist er jetzt kostbarer gekleidet als bei unserer letzten Begegnung.«
»Er ist mein Agent in Tor«, sagte der Salz-Ubar.
»Abdul der Wasserverkäufer«, sagte ich. »Ich habe dich einmal für einen anderen gehalten.«
»Oh?«
»Darauf kommt es jetzt nicht mehr an.« Ich lächelte vor mich hin. Ich hatte in ihm den ›Abdul‹ der Warnung gesehen, die in die Kopfhaut des Botenmädchens Veema tätowiert worden war. Ich hatte noch immer keine A h nung, wer uns diese Nachricht geschickt hatte. Wie mir inzwischen klar war, bezog sich die Warnung auf Abdul, den Salz-Ubar. Der Unbekannte, der uns die Botschaft übermittelt hatte, stammte zweifellos aus der Tahari. Dementsprechend hatte er sich nicht vorstellen können, daß wir die Worte mißverstehen würden. Im historischen Sinne, im planetarischen Sinne wäre zu dieser Zeit in der Tahari nur ein ›Abdul‹ in Frage gekommen, nämlich der mächtige, gefürchtete Wächter der Dünen, der Salz-Ubar. Er war ein kampfstarker Gefolgsmann der Kurii. Samos und ich hatten zwar schon von dem Salz-Ubar gehört, kannten aber seinen Namen nicht, der selbst in der Tahari nicht oft ausgesprochen wird. Es ist schwierig festzuste l len, wer zu seinen Spionen gehört und wer nicht. Seine Kämpfer kommen aus den verschiedensten Stämmen. Wäre mir der Name des Salz-Ubar von vornherein b e kannt gewesen, hätte ich mich vielleicht anders verha l ten. Ich fragte mich, wer uns die Warnung geschickt ha t te: ›Vorsicht vor Abdul‹. Wie selbstgefällig war ich
Weitere Kostenlose Bücher