GOR-Zyklus 10 - Die Stammeskrieger von Gor
an der Kette Sklavenhauben überzustreifen. Die Sklavenhaube ist keine besonders grausame Haube, doch sehr nützlich und im Grunde nicht unvorteilhaft. Vier Absichten werden damit verfolgt. Die Haube erleichtert die Kontrolle der Gefangenen. Ein Gefangener mit Ha u be ist, selbst wenn er nicht gefesselt wurde, fast völlig hilflos. Er kann sich nicht orientieren, kann keine Fluchtmöglichkeit erkennen, er kann seine Aufseher nicht angreifen, er weiß nicht einmal, wie viele Wächter in der Nähe sind oder wo sie sich befinden. Der Gefa n gene ist in seiner Haube allein mit sich selbst – mit seiner Verwirrung, seiner Ignoranz, seinem Kummer. Zweitens soll die Haube dem Gefangenen verheimlichen, wo er sich befindet, wohin er gebracht wird. Dieser Umstand führt zu einer Desorientierung, zu einem Gefühl der A b hängigkeit vom Aufseher. Im Falle des Marsches nach Klima hatte die Haube natürlich den Zweck, den Gefa n genen den genauen Weg vorzuenthalten. Selbst wenn sie den Marsch überlebten und sich später in der Wüste eine Chance ausrechneten, hatten sie doch keine Vorstellung, welche Richtung sie überhaupt einschlagen mußten. Die Chance, den Weg zur Kasbah des Salz-Ubar zu finden, und von dort den Weg zum Roten Felsen, war auch ohne Haube gering; mit der Haube war die Situation der Skl a ven hoffnungslos. Diese Desorientierung führte dazu, daß die Männer in Klima blieben; die Zahl der Flüchtlinge, die in der Wüste starben, war denkbar gering. Eine weit e re Funktion der Sklavenhaube bestand in dieser Gegend darin, den Sklaven vor der Sonne zu schützen; in der Wüste darf man nicht ohne Kopfbedeckung sein. Und schließlich verhinderte das Material der Haube bei Erre i chen der Salzkrusten einen Schaden der Augen. Es dauert nicht lange, bis die Reflexionen der Taharisonne auf den grellweißen Flächen einen Menschen erblinden lassen.
Die auf dem Marsch nach Klima verwendeten Hauben besitzen eine winzige Klappe am Mund, die durch eine kurze Lederschnur gesichert wird. Mehrmals am Tag wurde diese Klappe geöffnet, und der Schnabel eines Wasserbeutels wurde hineingeschoben. Die Gefangenen wurden zweimal am Tag mit Nahrung versorgt, einmal am Morgen, einmal am Abend; bei den Mahlzeiten wu r de die Haube geöffnet und einige Zentimeter hochg e schoben, um das Essen zu ermöglichen. Die Nahrung wurde den Gefangenen in den Mund geschoben – in e r ster Linie getrocknete Früchte, Kekse und ein wenig Salz, zum Ausgleich der Salzverluste während des Tages. Proteine, Fleisch, Kaiilamilch, Volueier, Verrkäse erfo r dern bei der Verdauung viel Wasser. Ist das Wasser d a gegen knapp, verzichten die Nomaden auf das Essen. Es dauert W o chen, bis man an Hunger stirbt, doch nur zwei Tage, um in der Tahari am Wassermangel zugrunde zu gehen. U n ter solchen Umständen legt man keinen Wert darauf, daß die Verdauung dem Körper zuviel dringend benötigtes Wa s ser entzieht. Das wäre ein zu schlechter Handel.
Ibn Saran hatte seine Kaiila in Hassans Richtung g e dreht. Er musterte meinen Freund eine Zeitlang und sagte schließlich: »Es tut mir leid.« Hassan antwortete nicht. Ibn Sarans Worte hatten mich erstaunt – sprach er doch mit Hassan, einem Banditen. Schließlich zog Ibn Saran seine Kaiila weiter herum und machte Anstalten, die Ke t te zu verlassen.
»Ibn Saran«, sagte ich.
Er zögerte und lenkte die Kaiila an meine Seite. Die Männer mit den Sklavenhauben waren inzwischen ganz in meiner Nähe.
»Die Sklavenflüge der Kurii-Agenten von der Erde nach Gor haben aufgehört«, sagte ich.
»Ich weiß.«
»Kommt dir das nicht seltsam vor?«
Er zuckte die Achseln.
»Die Priesterkönige«, fuhr ich fort, »haben ein Ult i matum erhalten. ›Gebt Gor auf!‹«
»Das ist mir bekannt.«
»Könntest du dieses Ultimatum näher erläutern?«
»Leider kenne ich die militärischen Planungen der K u rii nicht.«
»Was ist deine Aufgabe in der Wüste?«
»Ich muß mich um die Belange der Kurii kümmern. Mein Ziel war es, zwischen den Kavars und den Aretai und ihren Vasallenstämmen einen Krieg anzuzetteln, damit die Wüste für Fremde geschlossen würde.«
»Beispielsweise für Agenten der Priesterkönige?«
»Sie und alle anderen sind zur Zeit im Dünenland nicht gern gesehen«, sagte er.
»Könnten deine Männer das Dünenland nicht wirksam abschirmen?«
»Dazu sind wir zu wenige«, sagte er. »Das Risiko, daß Fremde durch unser Netz schlüpften, wäre zu groß.« In der goreanischen Sprache wird der Fremde
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