GOR-Zyklus 10 - Die Stammeskrieger von Gor
Audienzsaal des Wächters der Dünen, des Salz-Ubar Abdul, den ich als Ibn Saran kennengelernt hatte.
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Ich machte einen weiteren Schritt, woraufhin mein rec h tes Bein bis zum Knie in die harte Kruste einbrach. E r neut klatschte die Peitsche auf meinen Rücken. Ich ric h tete mich in meiner Sklavenhaube auf. Die Kette um meinen Hals ruckte vor, und ich stolperte auf die Sal z kruste. Meine Hände ballten sich in den Fesseln, die durch die Kette an meinem Körper befestigt waren. Mein linkes Bein stieß durch ein Dutzend verkrustete Sal z schichten, knirschend, knisternd, unzählige winzige Kri s tallstrukturen vernichtend. Ich spürte Blut an meinem Bein über dem Lederschutz; eine scharfe Kante hatte mir die Haut aufgeschlitzt. Ich verlor die Balance und stürzte. Ich versuchte aufzustehen. Doch die vordere Kette zerrte mich weiter, und ich stürzte von neuem. Noch zweimal traf mich die Peitsche. Ich gewann das Gleichgewicht zurück, und wieder watete ich durch die Krusten auf Klima zu.
Wir marschierten nun schon seit zwanzig Tagen. Viele Leidensgenossen waren der Meinung, daß wir schon hu n dert Tage unterwegs waren; andere hatten längst die Übe r sicht ganz verloren. Ursprünglich waren mehr als zwe i hundertundfünfzig Männer an der Salzkette gew e sen.
Ich wußte nicht, wie viele noch unterwegs waren. J e denfalls war die Kette viel schwerer als am Anfang – obwohl man mehrere Teile davon gelöst hatte –, denn sie wurde nun von weniger Männern getragen. Als Salzskl a ve, so hieß es, mußte man kräftig sein. Nur die Kräftigen hatten angeblich überhaupt eine Chance, Klima zu erre i chen.
Die Männer an der Kette trugen Sklavenhauben. Man hatte sie uns vor der Kasbah des Salz-Ubars überg e streift. Ehe man mir die Lederhaube unter dem Kinn z u sammenband, hatte ich in der Morgendämmerung die silberne Wüste gesehen. Der Himmel im Osten hatte kühl und grau geschimmert. Bei diesem Anblick hatte man sich nicht vorstellen können, daß die Oberflächentemp e ratur des vor uns liegenden Terrains innerhalb weniger Stunden auf gut fünfundsechzig Grad ansteigen würde. Um unsere Füße hatte man einen Lederschutz gewickelt, wußte man doch, daß wir später das verkrustete Gebiet erreichen würden. An den Mauern der Kasbah schimme r te Tau. Zwei Pasang weiter im Osten war Tarnas Kasbah sichtbar gewesen. Der Salz-Ubar hatte Tarna ein nützl i ches Werkzeug genannt. Sie hatte Hassan und mich nicht halten können. Der Salz-Ubar hatte angenommen, daß er in dieser Beziehung besser abschneiden würde.
Eine Ahn vor Sonnenaufgang hatte man mich g e weckt. Die süße Tafa lag in meinen Armen. Fünf Mä n ner, von denen zwei Öllampen bei sich trugen, betraten die Zelle. Sie legten mir eine Kette um den Bauch. Die Handgelenke wurden in Reifen gelegt, die dann mit e i nem Ring an der Kette befestigt wurden. Zwei Männer schoben sodann eine Stange hinter meinem Rücken und vor meinen Ellbogen hindurch, so daß ich praktisch hil f los war. Der fünfte Mann löste meinen Halskragen und ließ ihn samt der Kette zu Boden fallen. Man zog mich hoch.
Erschrocken kniete Tafa vor mir. Ich spürte ihr Haar auf meinen Zehen. Sie küßte mir den Fuß. In der langen, köstlichen Nacht hatte ich sie erobert.
Mit Hilfe der Stange schob man mich mühelos aus der Tür. Ich blickte nicht zurück.
Später hatten wir Salzsklaven am Fuße der gewaltigen Mauern gestanden, während wir auf den langen Marsch nach Klima vorbereitet wurden. Es war kühl in jener fr ü hen Morgenstunde. Im Osten zeigte sich der erste graue Schimmer der Dämmerung. Hassan stand vier Plätze weiter hinten an der Kette.
Ein Kaiilareiter näherte sich uns. Der rote Sandschle i er eines Wächters der Dünen verhüllte seine Züge, und eine Stoffbahn flatterte an seinem Hals, der weite Burnus wallte sich hinter ihm. Die Agal wies goldene Symbole auf. Wächter hoben Kette und Kragen an. Der Reiter verhielt seine Kaiila neben mir; im nächsten Augenblick schnappte der Kragen um meinen Hals zu. Ich spürte das Gewicht der Kette.
»Sei gegrüßt, Tarl Cabot«, sagte der Reiter.
»Du stehst früh auf, edler Ibn Saran«, erwiderte ich.
»Ich möchte doch deinen Abmarsch nicht verpassen.«
»Zweifellos erfüllt dich dieser Umstand mit einem G e fühl des Triumphs.«
»Ja«, erwiderte er. »Doch zugleich mit Bedauern, Kamerad. Erringt man einen Sieg, verliert man zugleich einen Gegner.«
Die Wächter waren nun damit beschäftigt, den Gefa n genen
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