GOR-Zyklus 11 - In Sklavenketten auf Gor
unsicher.
Ich betrachtete die vier neuen Wagen. Der fünfte W a gen, den ich schon vor einigen Tagen gesehen hatte, war inzwischen fast geleert; möglicherweise hatte es die Pr o zession nicht mehr weit bis zu ihrem Ziel: die Vorräte waren zusammengeschmolzen, und das Zeltbaumaterial war aufgestellt. Die anderen vier Wagen jedoch waren voll beladen und enthielten vorwiegend landwirtschaftl i che Erzeugnisse und andere Waren.
Eta erzählte mir, daß Lady Sabina von ihrem Vater Kleomenes, einem hochmütigen, doch mächtigen neure i chen Kaufmann aus der Handelsfeste von Saphronicus, an Thandar von Ti versprochen worden war, einem A n gehörigen der Kriegerkaste, dem jüngsten der fünf Söhne Ebullius' Gaius Cassius, Krieger und Administrator von Ti. Die Bedingungen dieser Heirat waren in einem zw i schen Ebullius Gaius Cassius und Kleomenes geschlo s senen Gefährtenvertrag festgelegt, der inzwischen durch die Siegel von Ti und der Festung von Saphronicus zum offiziellen Dokument erhoben worden war. Die einander versprochenen Gefährten – Lady Sabina aus der Festung von Saphronicus und Thandar von Ti aus den Vier Stä d ten von Saleria – hatten sich nach Etas Worten bisher noch nicht einmal gesehen; ihre Ehe war ausschließlich von den Vätern vereinbart worden, wie es auf Gor durc h aus üblich ist. Die Angelegenheit war auf Anregung von Kleomenes zustandegekommen, der daran interessiert war, mit der Salerischen Konföderation eine politische und ökonomische Allianz einzugehen. Solche Bündnisse waren von Vorteil für die Salerische Konföderation und wurden durchaus begrüßt, konnten sie doch ein erster Schritt zu einer vollen Aufnahme der Festung von Sap h ronicus in die Konföderation sein, deren Macht im No r den immer größer wurde. Es erschien durchaus den k bar, daß die Ehe sich in letzter Konsequenz für die F e stung von Saphronicus und die Salerische Konföderation als vorteilhaft erweisen mochte. Beide Seiten konnten davon profitieren. Der Gefährtenvertrag war also offiziell au s gehandelt worden, unter Hinzuziehung von Rechtsgeleh r ten beider Länder. Und nun war die Gefährtenreise ang e treten worden – sicher nicht ohne Prüfung der himml i schen Gunst, die in der Regel aus dem Zustand der Leber eines geopferten Verr abgelesen wird, gedeutet durch Mitglieder der Kaste der Wissenden. Die eigentliche Re i se, die über Land führte, dauerte mehrere Tage, wurde aber durch zeremonielle Besuche bei den vier zu der Fe s tung von Saphronicus gehörigen Lehnsdörfern verlä n gert.
Es ist in der Regel so, daß die Dörfer in der Nähe g o reanischer Städte ihr Vieh und ihre landwirtschaftlichen Produkte an die Städter liefern. Diese Dörfer sind der Stadt in den meisten Fällen nicht untertan. Dennoch o b liegt es vorwiegend der Stadt, diese Dörfer zu beschü t zen, ob sie nun den Treueeid geschworen haben oder nicht – ein Umstand, der zum Vorteil beider Seiten ist. Die Versorgung der Stadt ist nur solange gesichert, wie die Dörfer vor fremden Übergriffen geschützt werden. Daß die Festung von Saphronicus die benachbarten Dö r fer voll in ihre politische Einflußsphäre einbezog und sogar einen gewissen Tribut eintrieb, ist auf Gor nicht ungewöhnlich, aber relativ selten. Die meisten Dörfer sind frei. Der goreanische Bauer ist ein entschlossener, halsstarriger Bursche, der stolz ist auf sein Land und se i ne Selbständigkeit. Außerdem versteht er sich meistens ausgezeichnet auf den Umgang mit dem goreanischen Langbogen, der eine vorzügliche Kampfwaffe darstellt. Wer den Langbogen zu spannen versteht, so lautet ein Bauernsprichwort, kann niemals Sklave sein. Jedenfalls war der Langbogen in den Dörfern der Festung von S a phronicus verboten.
Die Brautreise schloß die Dörfer der Festung von S a phronicus mit ein, und in jedem Ort fand ein großes Fest statt, und jedes Dorf stiftete einen Wagen mit landwir t schaftlichen Produkten, die der Mitgift zugeschlagen werden sollten. Ich hatte vier solcher Wagen im Lager gesehen und wußte daher, daß die vier Lehnsdörfer b e sucht worden waren. Die Ladung war nicht sonderlich wertvoll, aber ein Symbol für die Bindung der Dörfer an die Festung von Saphronicus. Zugleich brachte der B e such auf den Dörfern die Gelegenheit, die bevorstehende Heirat bekannt zu machen und während des Fests die Reaktionen und die allgemeine Stimmung bei den Ba u ern zu prüfen. Waren sie zufrieden? Stand Ärger bevor? Mußte ein Dorfältester abgelöst oder
Weitere Kostenlose Bücher