GOR-Zyklus 11 - In Sklavenketten auf Gor
ins Gefängnis g e worfen werden? War es ratsam, eine der Bauerntöchter als Geisel in die Stadt zu entführen? Informationen über Unterdrückte sind wertvoll für die Unterdrücker.
Aus dem gestreiften Zelt in der Mitte des Lagers trat ein zweites Mädchen. Es bewegte sich mit gemessenen Schritten, solange es durch die Zeltöffnung noch zu s e hen war. Dann aber warf es den Kopf zurück, schüttelte sein Haar aus und huschte wie ein weiblicher Sleen zu den Wagen. Ich hielt den Atem an. Die weißgekleideten Mädchen, die Lady Sabina begleiteten, konnten nur Sklavinnen sein, aber offensichtlich von hohem Stande, was auch durch ihre vornehme Kleidung dokumentiert wurde. Sie waren Sklavenzofen der Lady Sabina, zwe i fellos ihr persönliches Eigentum. Ich fragte mich, wie lange dieses Mädchen schon die Berührung eines Ma n nes hatte entbehren müssen.
»Alles ruhig und friedlich!« rief einer der Wächter.
»Alles ruhig und friedlich!« wiederholten andere Wächter außerhalb des Lagers.
Ich blickte zum größten goreanischen Mond empor. Es war Vollmond.
Morgen sollte die Gruppe weiter nach Ti ziehen, vor deren Mauern in zwei Tagen eine Begrüßungsprozession warten würde. Jedenfalls war dies der Plan.
Ich spürte die Hand meines Herrn am Arm. Er griff nicht fest zu, doch ich wußte, daß ich seiner Macht unte r lag.
Ich begriff meine Rolle bei den Ereignissen nicht, die sich hier abspielen sollten. Mir war nicht klar, warum mein Herr, seine Männer und ich dieses Lager beschl i chen hatten und uns jetzt in der Nähe aufhielten.
Einen Mondmonat von heute, gerechnet nach dem größten Mond, sollte die Zeremonie der Gefährtenschaft zwischen Thandar aus Ti und Lady Sabina stattfinden. Natürlich hoffte ich, daß sie miteinander glücklich sein würden. Ich war zwar nur eine Sklavin, doch hielt ich mich nicht für weniger frei als Lady Sabina, deren Schönheit ökonomischer und politischer Macht geopfert wurde. Ich mochte halbnackt in der Ta-Teera einer Lei b eigenen herumlaufen müssen, doch vermutete ich, daß sie trotz der Kostbarkeit ihrer Kleidung, trotz ihres Schmucks auf ihre Weise ebenso versklavt war wie ich. Dennoch tat sie mir nicht leid, hatte ich doch von Eta erfahren, daß sie ein hochmütiges Frauenzimmer war, das kühne Reden führte und seine Zofen grausam beha n delte. So manche Kaufmannstochter erliegt ihrem Stolz, denn auch die Kaufleute neigen angesichts ihrer Macht zu Eitelkeit und Überheblichkeit und kämpfen – ob nun berechtigt oder nicht – für die Erhebung ihres Standes in den Rang einer hohen Kaste.
Ihre verhätschelten Töchter, die nie arbeiten mußten und nur über die Belanglosigkeiten der Kastenrituale gut unterrichtet waren, zeigten sich oft verdorben und schwach. Trotzdem wünschte ich Lady Sabina kein Pech. Ich hoffte, daß sie mit Thandar aus Ti eine großartige Gefährtenschaft verleben würde. Sie hatte zwar in der Auswahl ihres Partners nicht mitreden können, freute sich aber nach Etas Worten dennoch über die getroffene Entscheidung. Durch die Gefährtenschaft mit einem A n gehörigen der Kriegerkaste stieg sie in der Kastenhiera r chie empor, denn die Krieger Gors zählen zu den höch s ten goreanischen Kasten.
Es gibt fünf hohe Kasten auf dieser Welt – die Wi s senden, die Schriftgelehrten, die Ärzte, die Hausbauer und die Krieger. In vielen Städten setzte sich der Hohe Rat ausschließlich aus Mitgliedern dieser Kasten zusa m men. Die meisten goreanischen Städte werden von einem einzigen Mann regiert, dem Administrator, der sich aber auf den hohen Rat stützen muß. Einige Städte stehen u n ter der Führung eines Ubar, eines Militärdiktators, der zuweilen in tyrannischer Form regiert und sein Wort zum Gesetz erhebt. Die Macht des Ubar ist vom Gesetz her nur durch seine Fähigkeit beschränkt, jene Kämpfer zu beeinflussen und zu kontrollieren, deren Waffen ihm den Thron erhalten.
Jedenfalls sollte Lady Sabina durch ihre Gefährte n schaft zu einer der wichtigsten Frauen in der Salerischen Konföderation werden, die im Norden immer mächtiger wurde. Von Thandar aus Ti hielten alle nicht viel – das lag wohl daran, daß er ein wenig imponierender Mann war. Wahrscheinlich freute es ihn nicht besonders, mit einer Frau aus niederer Kaste zusammengeführt zu werden; a n dererseits wußte er sicher um die kommerzielle und polit i sche Bedeutung der Gefährtenschaft und war seiner Stadt bestimmt gern zu Diensten. Vom Standpunkt seines V a ters aus war der
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