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GOR-Zyklus 12 - Die Bestien von Gor

GOR-Zyklus 12 - Die Bestien von Gor

Titel: GOR-Zyklus 12 - Die Bestien von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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oft wichtiger, daß ein gern geseh e ner Mitmensch überhaupt singt, als daß sein Lied gut ist. Wenn es ein »echtes« Lied ist, das vom Herzen kommt, freuen sie sich darüber. Vielleicht ist das Lied allein d a durch »gut«. Andererseits empfinden die rothäutigen J ä ger ihre Lieder als kostbar und geheimnisvoll. Sie freuen sich, daß es Lieder gibt. Bei ihnen gilt das geflügelte Wort: »Niemand weiß, woher Lieder kommen.«
    »Sing, Imnak!« rief Akko.
    »Sing, Imnak!« rief Kadluk.
    Imnak schüttelte heftig den Kopf. »Nein, nein«, sagte er.
    »Imnak singt nie«, sagte Poalu zu mir.
    »Ich kann nicht singen«, sagte Imnak.
    »Nun komm schon, sing!« riefen andere.
    Zu meiner Überraschung stand Imnak auf und verließ hastig das Festhaus.
    Ich folgte ihm ins Freie. Besorgt ging mir Poalu nach.
    »Ich kann nicht singen«, sagte Imnak. Er stand unten am Wasser. »Mir steigen keine Lieder in den Mund. Ich bin ohne Lieder. Ich ähnele dem Eis auf dem Gletscher, der niemals Blumen hervorbringt. Mir fliegt nie ein Lied zu. In meinem Herzen ist noch kein Lied geboren wo r den.«
    »Du kannst singen, Imnak«, sagte Poalu.
    »Nein«, antwortete Imnak. »Kann ich nicht.«
    »Eines Tages wirst du im Festhaus singen«, sagte P o alu.
    »Nein«, sagte Imnak. »Ich kann nicht singen. Geh wieder ins Festhaus!«
    Sie machte kehrt. Das Festhaus unterschied sich kaum von den anderen Behausungen im ständigen Lager, außer daß es größer war. Es war halb in den Boden hineing e graben und mit doppelten Wänden versehen. Diese be i den Mauern bestanden aus Steinen. Dazwischen dienten Torfschichten, gestochen auf der Tundra, zur Isolation. Auf der Innenseite waren darüber hinaus noch Tabukfelle gespannt worden, um die Wärme zu halten. Oben im Dach war ein Rauchabzug. Beim Eintreten mußte man sich durch eine niedrige Öffnung bücken. Die Decke, gestützt von zahlreichen Säulen, bestand aus Schichten von Gras und Lehm. Das Lager umfaßte das Festhaus und zehn oder elf weitere Hütten. Die Jägervölker zäh l ten insgesamt etwa fünfzehnhundert Seelen, die jedoch in getrennt ziehenden kleinen Gruppen lebten. Im Sommer kam man zur großen Tabukjagd zusammen, wenn die Herde von Tancred den Axtgletscher überquerte und die Tundra erreichte, doch selbst dann bildeten sich immer wieder die kleinen Gruppen, die bei der Verfolgung des Tabuk für sich arbeiteten. Gegen Ende des Sommers suchten die Jäger, die nur im Frühling oder Frühsommer zusammenkamen, wieder ihre eigenen Lager auf. Es gab etwa vierzig Lager, teilweise mehrere Tagesreisen weit voneinander entfernt. Imnaks Lager gehörte zu den zen t ral liegenden Siedlungen, in denen die rothäutigen Jäger den größten Teil des Jahres zubrachten. Manchmal ve r ließen sie sie im Winter, wenn sie weitere Nahrung brauchten; dann machten sich einzelne Familien zuwe i len auf die Sleenjagd und wagten sich dabei auf das Packeis hinaus. Sleen tauchten nur selten auf; ihr Fleisch reichte nicht aus, um zehn oder zwölf Familien aus einem Lager zu ernähren. Wenn es wenig Beute gibt, läßt sich manchmal ein Ausgleich schaffen, indem man die Größe der Jagdgruppe verringert oder den Bereich der Jagd e r weitert. Besonders im Winter ist es wichtig, daß die F a milie einen guten Jäger hat.
    Imnak schaute über das Wasser.
    »Einmal glaubte ich ein Lied machen zu können«, sagte er. »Ich wollte singen. Ich wollte sogar sehr gern singen – über die Welt und wie schön sie ist, über das große Meer, die Berge, die hübschen Sterne, den mächt i gen Himmel.«
    »Warum hast du das Lied nicht gemacht?« fragte ich.
    »Eine Stimme«, sagte Imnak, »schien mir zuzuflü s tern: ›Wie kannst du es wagen, ein Lied zu machen? Wie kannst du es dir anmaßen zu singen? Ich bin die Welt, ich bin das große Meer, die hohen Berge, die fu n kelnden Sterne, der weite Himmel! Glaubst du, du kannst uns in dein kleines Lied stecken?‹ Da bekam ich Angst und ließ es sein.«
    Ich musterte ihn von der Seite.
    »Seit dem Tag habe ich nicht mehr zu singen ve r sucht.«
    »Singen ist nichts Falsches«, sagte ich.
    »Wer bin ich schon, daß ich mir ein Lied ausdenke?« fragte Imnak. »Ich bin ein Niemand.«
    »Aber es wäre besser, ein Lied vorzutragen und damit einen Fehlschlag zu erleiden, als es gar nicht zu vers u chen.«
    »Ich bin zu klein«, sagte Imnak. »Ich kann nicht si n gen. Kein Lied läßt sich auf meiner Schulter nieder. Kein Lied kommt zu mir und bittet mich, es zu singen.«
    »Kein Lied

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