GOR-Zyklus 13 - Die Erforscher von Gor
heuerst du für diese Tat nicht irgendeinen Angehörigen der Mördergilde an?«
»Du bist ein Agentenkollege der Kurii«, sagte er. »Du scheinst mir für diese Aufgabe der ideale Mann zu sein.«
»Natürlich«, sagte ich.
»Ich glaube, ich kann dir vertrauen«, äußerte er.
»Warum das?« fragte ich.
»Na, du hast mitbekommen, wie es am Kanal zugeht.«
»Wenn ich nicht auf deine Vorstellungen eingehe, schickst du mich sicher wieder an die Gaunerkette am Kanal.«
»Die Macht dazu hätte ich.«
»Dann gestatte mir, die Robe eines Botschafters aus Teletus anzulegen«, sagte ich.
»Gewiß doch«, sagte er.
18
»Hast du den Dolch?« flüsterte Msaliti mir zu.
»O ja«, antwortete ich, »in der Ärmelscheide.«
Er ließ mich allein stehen. Mehr als zweihundert Personen standen im großen Hofsaal, Männer und Frauen hohen Standes, wie auch etliche einfache Untertanen, die ein Anliegen hatten. Anwesend waren außerdem Wächter, Häuptlinge und Gesandte. Die Roben bestanden vorwiegend aus Tierhäuten, von denen einige auf prächtige Weise verziert worden waren. Viel Gold- und Silberschmuck wurde getragen. Arm- und Beinreifen aus Federn waren weit verbreitet. Die Frisuren der Männer und Frauen waren verschieden gestaltet. Es zeigte sich teilweise sehr aufwendiger Kopfschmuck, in der Regel aus Fell und Federn. In den Lippen einiger Männer steckten Messingstöpsel. In vielen Dörfern waren Gesichtstätowierungen üblich. Die Vielfalt und Pracht an Bila Hurumas Hof war beeindruckend. Ich war sicher, daß der Aufwand, der bei manchem Ubar des Nordens getrieben wurde, dagegen verblaßt wäre. Am Hofe zeigten sich Abgesandte verschiedener Rassen, doch sie waren überwiegend schwarz. Ich war der einzige Weiße im Saal. Allerdings machte ich einige braunhäutige Burschen aus Bazi aus, und einen Orientalen, bei dem es sich um einen Arzt handelte. Selbst bei ansonsten sehr ähnlichen schwarzen Rassentypen gab es große Unterschiede in Kleidung, Tätowierung und Frisur. Hierin sah ich Unterschiede in kulturellen und stammesbezogenen Entwicklungen. Zu den großen Problemen in Bila Hurumas Ubarat gehörte eben diese Vielfalt der Rassen und Stämme. Zum Glück sprachen die meisten dieser Menschen, die vorwiegend aus der Ushindi-Region stammten, Dialekte, die miteinander verwandt waren. Diese Vielfalt war gewiß eine Herausforderung für das Ubarat Bila Hurumas; und daß sein Regime so stabil war, wie behauptet wurde, ging vermutlich zu gleichen Teilen auf die Intelligenz seiner Entscheidungen wie auf die Rücksichtslosigkeit seiner Aktionen und die Unbeugsamkeit seines Willens zurück.
Als ich den großen Saal betrat, hatte sich Bila Huruma soeben den Bericht seiner Offiziere über die Schlacht gegen Kisus Mannen angehört. Dieser Kampf hatte interessanterweise in den Sümpfen weit westlich des Ngao-Sees stattgefunden, nur wenige Pasang von der Baustelle des Kanals entfernt. Es erwies sich, daß Kisu mit seiner kleinen Truppe unglaublicherweise gegen Bila Huruma anmarschiert war. So mutig und pathetisch hätte eine Ameise sich auf einen Riesen stürzen können. Ich zweifelte nicht an Kisus Mut; weniger sicher war ich mir allerdings in der Frage, ob er den gesunden Menschenverstand und die Weisheit besaß, die von einem Mfalme erwartet wurden.
Einige Offiziere stellten dem Herrscher Männer vor, die für ihre mutigen Taten während der Schlacht belobigt wurden.
Goldringe und neue Rangabzeichen, Federn und Halsbänder wurden verteilt.
Einmal hob Bila Huruma die Hand und sagte: »Gut!« Der so angesprochene Soldat wäre daraufhin wohl lieber tausend Tode gestorben, als seinen Ubar nur einmal zu verraten. Über solche Kleinigkeiten spotten wohl Menschen, die den Krieg und die Menschen nicht begreifen; sie mögen darin eine lächerliche Beeinflussung sehen, und doch ist es ein kleines Lob dieser Art, wenn es angebracht und ernst gemeint ist, einigen Männern mehr wert als die materiellen Schätze, von denen sich jene beflügeln lassen, die sich für überlegen halten. Jeder Mann soll seine eigenen Schätze erstreben. Der zynische Kaufmannsverstand wird nie begreifen, was den Soldaten bewegt. Der Soldat hat mit seinen Kameraden in der Kampflinie gestanden und den Gegner zurückgeschlagen. Ich glaube nicht, daß er dieses Erlebnis gegen jene verächtlich vorgetäuschte Weisheit jener eintauschen würde, die er beschützt und die ihn eher noch verlachen möchten. Er ist auf seinem Posten geblieben. Vielleicht können
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