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GOR-Zyklus 15 - Der Schurke von Gor

GOR-Zyklus 15 - Der Schurke von Gor

Titel: GOR-Zyklus 15 - Der Schurke von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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hatte er sich noch nicht die Mühe gemacht, sein Schwert zu ziehen.
    »Wer bist du?« fragte der Mann, der mich bedroht hatte.
    »Soll ein Champion für dich kämpfen?« fragte der Mann erneut.
    »Ja«, sagte ich.
    »Wer bist du?« wiederholte der andere Mann.
    »Willst du mich zwingen, meine Klinge zu ziehen?« fragte der großgewachsene Mann. Bei diesen Worten sträubten sich mir die Nackenhaare.
    »Wer bist du?« fragte der Mann zum drittenmal und trat einen Schritt zurück.
    Der Mann antwortete nicht. Statt dessen schlug er mit einer Hand die Tunika über die Schulter zurück. Ein Aufschrei ging durch die Taverne.
    Der Mann trug das Scharlachrot der Kriegerkaste.
    »Nein«, sagte der Mann, der mich bedroht hatte. »Ich möchte dich nicht zwingen, deine Klinge zu ziehen.« Er wich zurück. Als er seinen Tisch erreichte, steckte er sein Schwert zornig in die Scheide. Anschließend verließ er mit den Männern, die die Türen bewacht hatten, das Lokal.
    »Paga, Paga für alle!« rief Tasdron. Paga-Sklavinnen liefen los, um auszuschenken. »Musik!« rief er. Fünf Musiker, die sich in der Nähe der Küche aufgehalten hatten, eilten an ihre Plätze. Tasdron klatschte zweimal in die Hände, woraufhin eine Tanz-Sklavin, die überall am Körper bemalt war, in den Sand eilte.
    Unsicheren Schritts begab ich mich an den Tisch des großen Mannes. Er schien mich kaum zu beachten. Als das Mädchen ihm Paga einschenkte und er nach dem Kelch griff, sah ich, daß seine Hand zitterte. Abrupt hob er die Last, verschüttete Flüssigkeit auf den Tisch. Er bebte am ganzen Körper.
    »Ich verdanke dir mein Leben«, sagte ich. »Vielen Dank.«
    »Verschwinde!« antwortete er. Seine Augen waren glasig. Plötzlich wirkte er gar nicht mehr so stolz und kräftig wie eben noch, als er dem anderen Mann getrotzt hatte. Seine Hände, die um den Paga-Kelch lagen, bebten. »Verschwinde«, wiederholte er.
    »Wie ich sehe, trägst du noch immer das Rot, Callimachus«, sagte eine Stimme.
    »Verspotte mich nicht«, erwiderte der Mann am Tisch.
    Der Sprecher war der Mann, den ich für den Anführer der rauhen Burschen hielt, von denen mich einer bedroht hatte. Er selbst hatte den Angreifer weder unterstützt, noch zurückzuhalten versucht. Offenbar hielt er sich für erhaben über Streitigkeiten in gewöhnlichen Tavernen; möglicherweise war er ein Mann von Bedeutung.
    »Es ist lange her seit unserer letzten Begegnung in der Nähe von Port Cos«, sagte der Mann, der nähergekommen war.
    Der Mann am Tisch, der mich gerettet hatte, hielt den Paga-Kelch in den Händen und sagte nichts.
    »Dieser Abschnitt des Flusses«, fuhr der Stehende fort, »gehört mir.« Dann blickte er auf den anderen nieder. »Ich nehme dir das in Port Cos nicht übel«, fuhr er fort.
    Der Sitzende trank. Seine Hände bebten noch immer.
    »Du warst immer schon ein mutiger Bursche, Callimachus«, fuhr der andere Mann fort. »Deswegen habe ich dich stets bewundert. Wäre es dir nicht so darum gegangen, dich an den Kodex zu halten, hättest du es weit bringen können. Vielleicht hätte ich sogar in meiner Organisation einen Posten für dich gefunden.«
    »Statt dessen«, sagte der Sitzende, »stießen wir bei Port Cos aufeinander.«
    »Dein Einsatz heute abend hat sich bezahlt gemacht«, sagte der Stehende. »Von ähnlichen Kühnheiten würde ich dir künftig aber abraten.«
    Der sitzende Mann trank.
    »Es war dein Glück, lieber Callimachus, daß mein Freund Kliomenes, der unangenehme Bursche, der eben die Taverne verlassen hat, dich nicht kennt. So ist ihm im Gegensatz zu mir nicht bekannt, daß dein Auge nicht mehr so scharf ist wie früher, daß deine Hand ihre Tücke verloren hat, daß du abgebrannt und heruntergekommen bist, daß das Rot deiner Kleidung keine Bedeutung mehr hat, außer als vage Erinnerung an einen längst verflossenen Ruhm.«
    Wieder führte der Sitzende den Kelch an den Mund.
    »Wenn er dich kennen würde wie ich«, fuhr der andere Mann fort, »wärst du jetzt tot.«
    Der Sitzende schaute in den leeren Kelch vor sich auf dem Tisch. Seine Hände krampften sich darum, seine Finger waren weiß. Sein Blick hatte etwas Leeres, die unrasierten Wangen waren bleich und eingefallen.
    »Paga!« rief der stehende Mann. »Paga!« Ein blondes nacktes Mädchen, um dessen Sklavenkragen eine Perlenkette gewickelt war, eilte herbei und schenkte aus dem Bronzegefäß, das sie an einem Gurt über der Schulter trug, Paga ein. Der Stehende gab ihr eine kleinen Tarsk, und sie

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